Bottrop. Besucher des Bottroper Michaelismarktes tauchen ab ins 13. Jahrhundert zu den Spielleuten, Handwerkern, Händlern und Geschichtenerzählern.

Eine Zeitreise ins Mittelalter erwartete die Besucher des traditionellen Michaelismarktes am letzten Septemberwochenende des Jahres. Zum Fest des Heiligen Michaels haben sich abermals Gaukler, Ritter, Spielleute, Handwerker, Geschichtenerzähler und diverse Händler am Wochenende auf dem Cyriakusplatz in der Bottroper Innenstadt versammelt, um gemeinsam mit den Besuchern in das Leben des 13. Jahrhunderts einzutauchen.

Die fröhlichen Töne der Fideln und Sackpfeifen

Spektakuläre Ritterkämpfe finden mitten auf dem Marktplatz statt. Und anschließend darf gestreichelt werden.
Spektakuläre Ritterkämpfe finden mitten auf dem Marktplatz statt. Und anschließend darf gestreichelt werden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass das Mittelalter, auch bekannt als „Dunkles Zeitalter“, dabei gar nicht nur so düster war, merken die Besucher, die sich dem Treiben, das sich stilecht vor der Kulisse der alten Kirchenmauern abspielt, hingeben. Händler aller Art bieten ihre Waren feil: Leder- und Holzwaren, edles Geschmeide, Honigprodukte, Töpferwaren, duftende Seifen. Begleitet von den Klängen der Trommeln, Drehleiern und den fröhlichen Tönen der Fideln und Sackpfeifen laden sie zum Stöbern und Kaufen ein.

Die würzigen Düfte von frischem Knoblauchbrot, Flammkuchen und schmackhaften Käse, von Wurstspezialitäten gegrillt auf dem Holzkohlegrill und dem klassischen Honigwein liegen in der Luft, vermischen sich mit dem leichten Rauchgeruch, den der Holzkohlegrill verströmt.

Für drei Taler dreht sich das handbetriebene Karussell

Während nun die älteren Besucher sich die kulinarischen Höhepunkte des Mittelalters schmecken lassen und im Warenangebot der Kaufleute stöbern können, ist auch für die Unterhaltung der jüngeren Generation gesorgt. Sie können für drei Taler ein paar Runden auf dem – natürlich stilecht – handbetriebenen Karussell drehen, den Umgang mit Pfeil und Bogen erlernen oder sich beim „Eierknacke“, einem „königlichen Spiel“ messen.

Sonntag ist Familientag. So war es schon immer, selbst im Mittelalter. Dementsprechend liegt gerade an diesem Tag besonderes Augenmerk auf ein spannendes und interessantes Programm für alle Altersstufen. Familie Hausmann kommt schon seit fünf Jahren mit ihren Kindern auf den Michaelismarkt. Wetterfest angezogen bummeln sie über den Cyriakusplatz. „Es ist immer ganz nett. Die Kinder nehmen jedes Jahr an dem Ritterkampf teil, und danach sehen wir uns noch die Jongleure an“, erzählen die Eltern. Unterdessen stehen ihre Kinder schon längst an einem Stand mit kleinen Schwertern, Äxten und Armbrüsten aus Holz. „Da kannst du dich gleich schon mal auf die Frage vorbereiten“, sagt Frau Hausmann lachend zu ihrem Mann, denn welches Kind möchte nicht mal einen eigenen Bogen oder ein eigenes Schwert besitzen.

Faszination: Das Eintauchen in eine Welt vor vielen hundert Jahren

Mit üblen Waffen geht’s bei den beiden Kämpfern zur Sache. Aber keine Sorge, alle bleiben unverletzt.
Mit üblen Waffen geht’s bei den beiden Kämpfern zur Sache. Aber keine Sorge, alle bleiben unverletzt. © Thomas Gödde

Auch Christine Rödiger ist mit ihrer Familie auf dem Michaelismarkt. „Die Schausteller haben sich so viel Mühe gegeben und alles so schön aufgebaut“, findet sie. Nur die Sache mit dem Wetter sei wirklich schade. Denn dem Regen zu trotzen waren nicht alle Bottroper bereit. Aussteller Uwe Flemke, der offiziell einzige Vornamenskundige in Deutschland, ist etwas enttäuscht von der Besucherzahl am Sonntag. „Gestern Abend war es schon nicht so voll wie sonst, und heute ist es leider auch nicht besser.“ Doch es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung, wie schon Familie Hausmann und Familie Rödiger beweisen. Und sobald es etwas aufklart, werde es sicherlich voller, da sind sich alle einig.

Was genau die Faszination des Michaelismarktes ausmacht, das lässt sich nicht genau feststellen. Wahrscheinlich sind es die detailverliebten, aufwendigen Kostüme und Kleider, de spitzen Lederschuhe der Schausteller, die liebevolle Dekoration oder einfach die Art und Weise, mit vollem Herzen dabei zu sein. Eines verraten die Augen von Groß und Klein aber doch: Sie alle tauchen mit Freude ein in die Welt vor vielen Hunderten von Jahren.

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Der Markt hat viele Pfeile im Köcher

Ritter und Burgfräulein treffen auf Kirmes und Zuckerwatte an einem verkaufsoffenen Sonntag - der Michaelismarkt hat jede Menge Pfeile im Köcher.

Denn zu den mittelalterlichen Attraktionen gesellen sich Kirmes und Fahrgeschäfte auf der Osterfelder Straße. Zusätzlich gibt es einen verkaufsoffenen Sonntag, der in aller Regel weiteres Publikum in die Innenstadt lockt. Dort haben die Geschäfte von 13 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.