Bottrop. Ab Freitag gibt es in Bottroper Gastronomien keine Testpflicht mehr, weder drinnen noch draußen. Wie die Wirte nun in die Zukunft blicken.
Eine der letzten Hürden ist gefallen: Weil die Wocheninzidenz am Mittwoch den fünften Werktag in Folge unter 35 liegt, werden am Freitag die Corona-Regeln gelockert – unter anderem fällt die Testpflicht für die Gastronomie, auch für die Innenbereiche. Ist das der Befreiungsschlag, auf den die Wirte gewartet haben?
In gewisser Weise ja, sagt Tina Große-Wilde, Inhaberin des gleichnamigen Restaurants und Mitglied im NRW-Präsidium des Deutschen Gaststätten- und Hotelverbands (Dehoga). „Alles, was man mehr darf, ist super.“ Sie hat ihren Betrieb erst in dieser Woche hochgefahren, auch weil sie keinen Außenbereich hat. Die Wiedersehensfreude war groß: „Wir waren sofort ausreserviert.“ Vor allem Stammgäste seien dagewesen, manche mit Geschenken in der Hand.
Keine Testpflicht mehr in Bottrop: Erleichterung für die Gastronomen
Auf die noch geltende Testpflicht seien die meisten gut vorbereitet gewesen, hätten die Unterlagen – Negativtest, Impfausweis oder Genesenennachweis plus Ausweis – direkt parat gehabt, trotzdem erleichtere es die Arbeit, wenn die Testpflicht entfällt.
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Was bleibt, sind die Abstandsregeln im Lokal, die aber zum Glück bei 1,50 Meter geblieben sind und nicht auf zwei Meter erweitert wurden, wie die Gastronomin sagt. Und das Nachvollziehen der Kontakte: „Das machen wir ganz akribisch“, sagt Tina Große-Wilde und appelliert auch an die Gastro-Kollegen, „ihre Hausaufgaben zu machen. Alles andere kann nur nach hinten losgehen.“
Bahnhof Nord: Keine Kontrollen der Kontaktdaten
Überprüft vom Ordnungs- oder Gesundheitsamt werden diese Unterlagen allerdings gar nicht, so Bahnhof-Nord-Inhaber Thorsten Stöcker. Bei ihm können sich die Gäste über die „Darf ich rein?“-App oder auch handschriftlich registrieren. Der Gastronom lässt sich außerdem noch versichern, dass die Impf- oder Testnachweise korrekt sind. „Das kann ich nicht kontrollieren.“
Der Bahnhof Nord ist erst seit einer Woche geöffnet; trotz Terrasse wollte Stöcker erst aufmachen, wenn auch der Innenbereich genutzt werden kann. Auch er erlebt viel positive Stimmung, ausgebuchte Tische, und hofft nun, dass bald die ersten Gesellschaften wieder möglich sind. „Wir alle hoffen auf Normalität“, sagt er. „Die Leute atmen auf.“
Manche Gäste von Corona-Testpflicht abgeschreckt
„Einen riesen Spaß gemacht“ habe ihm und seinen Mitarbeitern die vergangene Woche, sagt Christoph Lenko, Inhaber des Forsthauses Specht. Und die anstehenden Lockerungen jetzt machten noch mal einen großen Unterschied, denn manchen Gast hätte die Testpflicht abgeschreckt. „Vor allem, als sie noch draußen galt, waren viele vorsichtiger.“
Trotz aller Freude bleibt aber immer noch die Unsicherheit, die im Nacken sitzt. Die Inzidenz liegt zwar seit Tagen auf niedrigem Niveau rund um die 25. Doch schnell könnte sie auch wieder die wenigen Punkte nach oben über die 35er- oder gar die 50er-Marke klettern und so manche Lockerung wäre vom Tisch.
Bottroper Gastronom: „Noch mal zu schließen, wäre eine Katastrophe“
„Noch mal zu schließen, wäre eine Katastrophe“, sagt Christoph Lenko. Und Tina Große-Wilde will darüber gar nicht nachdenken: „Das verbanne ich aus meiner Realität.“ Weil sich die Lage aber schon so oft geändert hat, hat sich beispielsweise Michael Pelikan entschieden, sein Passmanns erst am 25. Juni zu öffnen. „Wir waren vorsichtig, ob die Zahlen wieder hochgehen.“
Schon zweimal habe er die Ware aus dem Kühlhaus wegschmeißen müssen, seien Getränke schlecht geworden, an die 10.000 Euro habe ihn das gekostet. „Bis wir den Schaden der vergangenen zwölf Monate wieder reingeholt haben, dauert es mindestens drei Jahre.“ Seine Hoffnung setzt Michael Pelikan nun auch auf eine mögliche Erweiterung seiner Außenfläche, auf die er aktuell nur vier Tische stellen darf. 150 Quadratmeter Grünfläche sollen dazukommen, die letzte Genehmigung steht noch aus. Erst einmal ist er jetzt guter Dinge mit Blick auf die zeitnahe Öffnung: „Ich will nur noch arbeiten.“