Bottrop. Besuch in einem Seniorenzentrum zeigt: Bei hoher Impfquote und niedrigen Inzidenzen ist in den Einrichtungen vieles wieder möglich. Ein Überblick

Dirk Kuczera leitet das Awo-Seniorenheim auf dem Eigen. Zuletzt hat er die Erfahrung gemacht: Aufgrund der Corona-Situation scheuen Senioren bzw. deren Angehörige den Einzug ins Pflegeheim. Auch wenn die persönliche Situation diesen vielleicht nötig machten. Fragen nach der Sicherheit und der möglichen Isolation der Senioren aufgrund der Pandemie treiben die Familien dabei um. Kuczera aber versichert: „Alle Einrichtungen in Bottrop sind zu 95 Prozent wieder im Normalbetrieb und offen!“

Knapp 100 Prozent der Seniorenheimbewohner in Bottrop-Eigen sind geimpft

Und sollten sich die Inzidenzwerte tatsächlich noch einmal verschärfen, dann würden jetzt geordnetere Reglementarien greifen als zu Beginn der Krise. Nicht zuletzt gebe es in den Einrichtungen schon gute Impfquoten. „Bei uns zum Beispiel sind die Bewohner zu knapp 100 Prozent durchgeimpft. Bei den Mitarbeitern sind es rund 85 Prozent“, so Kuczera fürs Ernst-Löchelt-Seniorenzentrum.

Siegfried Eikemper, Vorsitzender des Bewohnerbeirates im Awo-Ernst-Löchelt-Seniorenzentrum Bottrop, freut sich: Die Bewohner müssen keine Masken mehr tragen. Und auch sonst können sie sich viel freier bewegen.
Siegfried Eikemper, Vorsitzender des Bewohnerbeirates im Awo-Ernst-Löchelt-Seniorenzentrum Bottrop, freut sich: Die Bewohner müssen keine Masken mehr tragen. Und auch sonst können sie sich viel freier bewegen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Natürlich habe es sehr schwierige Corona-Monate in den Pflegeeinrichtungen gegeben, sagt Kuczera. Inklusive strikter Kontaktbeschränkungen. „Die Zeit war schrecklich“, blickt Siegfried Eikemper (76) zurück. „Wir haben keine Veranstaltungen gehabt. Und wenn, dann mit fünf Leuten“, so der Vorsitzender des Bewohnerbeirats. Soziale Verbindungen waren teils so gut wie komplett gekappt. Freunde aus anderen Wohnbereichen durften nicht besucht werden, Besuch von außen war streng reglementiert. Friseure und Speisesäle blieben dicht.

Auch interessant

Verschärft worden sei das Ganze auf dem Eigen noch einmal durch ein Corona-Ausbruchsgeschehen ab Januar bis März, berichtet Kuczera. „Der Ausbruch war durch einen Besuchskontakt provoziert. Wir hatte viele positive Bewohnern und mussten Quarantänebereiche bilden.“ In dieser Zeit seien acht Bewohner mit positivem Corona-Befund gestorben. „Aber das heißt nicht unbedingt, dass sie auch an Corona gestorben sind“, betont der Heimleiter. Schließlich haben viele Seniorenheimbewohner ein hohes Alter plus Vorerkrankungen.

Aktuell gibt es null Corona im Bottroper Awo-Seniorenzentrum

Aktuell aber gebe es null Corona im Haus. Und alle Bottroper Seniorenzentren seien schrittweise auf dem Weg zu mehr Öffnung, zur Normalität. „Jetzt ist doch einiges lockerer. Wir Bewohner brauchen im Haus zum Beispiel keine Masken mehr tragen“, freut sich Eikemper. „Das ist viel wert. Vor allem für Leute, die sowieso schlecht Luft bekommen.“ Besuche etwa sind wieder rund um die Uhr und ohne Beschränkung der Personenzahl möglich. „Besucher oder Kooperationspartner kommen aber vollständig geimpft, nachgewiesen genesen oder negativ getestet ins Haus“, so Kuczera. Besuchern werde empfohlen, einen Mundschutz zu tragen – „sie müssen das aber nicht“.

Dirk Kuczera, Leiter des Awo-Ernst-Löchelt-Seniorenzentrums in Bottrop: „Alle Senioreneinrichtungen in Bottrop sind zu 95 Prozent im Normalbetrieb und offen.“
Dirk Kuczera, Leiter des Awo-Ernst-Löchelt-Seniorenzentrums in Bottrop: „Alle Senioreneinrichtungen in Bottrop sind zu 95 Prozent im Normalbetrieb und offen.“ © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Würde ein Bewohner an Corona erkranken, würden wieder ihn betreffende Schutzmaßnahmen in Kraft treten. Aber es ist nicht mehr so, dass alle, mit denen er Kontakt hatte, automatisch auch in Quarantäne müssten. Es werde nur darauf geachtet, ob Kontaktpersonen Symptome aufweisen, erklärt der Heimleiter.

Das Seniorenheimcafé wird noch als Corona-Testzentrum genutzt

Zeigen Bewohner Symptome, ist ein Test verpflichtend – freiwillig können sie einen pro Woche machen. Noch verzichten müssen sie auf ihr Café, denn das ist im Moment zentraler Eingang samt Kurz-Screening und Corona-POC-Teststelle täglich von 8 bis 19 Uhr.

Kuczera: „Aber wir machen wieder Grillfeste, Veranstaltungen auch mit Musik, Ausflüge.“ Friseur, Speisesäle, Begegnungsräume für Sport und gemeinsames TV-Schauen seien geöffnet. „Und wir lassen auch wieder Gruppen von außerhalb unsere Räumlichkeiten nutzen.“