Bottrop. Der erste Sieg der deutschen Elf bei dieser EM – viele Bottroper haben das Spiel gemeinsam verfolgt. Ein Bummel über die Gastromeile.
Am Ende war sie da, die lange vermisste EM-Euphorie. Doch nach dem 4:2-Sieg der Deutschen gegen Portugal rollten dann auch tatsächlich wieder die ersten Autokorsos durch Bottrop und wurde die Hupe wieder als Siegesfanfare eingesetzt – zu hören in vielen Teilen der Stadt.
Bis es aber so weit war, das Spiel gegen Titelverteidiger Portugal ein Wechselbad der Gefühle. Und anfangs ist die Gastromeile in der Bottroper Innenstadt auch nur dünn besucht. Trotzdem: Ein paar Fans in Trikots und ausgestattet mit passenden Accessoires sind da. Darunter auch Anja und Lorenz Kerwer, in voller Schwarz-Rot-Gold-Montur. Vor dem Anpfiff sind sie noch zurückhaltend: „Die Hoffnung ist auf jeden Fall da. Ein Sieg muss her. Aber das richtige Feeling hat man irgendwie noch nicht. Allerdings bin ich froh, dass das Zuhause-Sitzen endlich vorbei ist.“ Die beiden feiern an dem Abend nicht nur den Fußball, sondern auch ihren Hochzeitstag. Das es am Ende gar für einen überzeugenden Sieg reich – das kommt da doppelt gelegen.
Bottroper tippen auf einen 2:1-Sieg für die deutsche Elf
Kurz vor Anpfiff kommen dann immer mehr Menschen zusammen und verteilen sich auf die Lokale der Gastromeile. Hürter, Stadtcafé und Co. zeigen die Übertragung des Spiels. Unter den Zuschauern sind auch Jennifer und Patrick – und hoffen selbstverständlich auf den Sieg: „Wir tippen, dass es 2:1 für Deutschland ausgehen wird.“ Nah dran, aber Ende wird es sogar noch besser.
Erste Euphorie nach vier Minuten, doch das vermeintliche Traumtor von Robin Gosens – Abseits. Entsprechend groß die Enttäuschung. Trotzdem wird Beifall geklatscht, denn die Hoffnung ist stets präsent. Die Fans sind sich einig: „Die spielen aber auch stark.“ Die Entschlossenheit wird nicht nur bei den Spielern deutlich, auch die Fans schauen gebannt auf die TV-Geräte. Es folgt ein kollektives „Ohhh“ und „Ahhhh“, als die Spieler drei Torschüsse innerhalb der ersten zehn Minuten ablassen.
Ronaldos Gegentor bremst die Euphorie in Bottrop
Das plötzliche Gegentor durch Ronaldo – es wirkt wie die berühmte kalte Dusche und die Stimmung kippt. Kurzzeitig macht sich Unmut breit. Doch die Deutschen Spieler geben nicht auf nähern sich immer wieder dem Tor der Portugiesen und endlich fällt der erlösende Ausgleich, kurz drauf der Führungstreffer.
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2:1 – genau der Tipp von Jennifer und Patrick. Doch es ist eben noch nicht vorbei. Spätestens beim 3:1 hält es niemandem mehr auf den Sitzen, da jubeln jetzt nicht mehr nur die eingefleischten Fans. Jetzt lassen sich alle mitreißen, feuern das Team an und manch einer denkt schon heimlich an den legendären 7:1-Erfolg bei der WM 2014 gegen Brasilien. Am Ende jubeln die deutschen Fans viermal und bei manchem steigt der Blutdruck – wohlgemerkt aus Freude.
Auch für die Bottroper Wirte ist der Sommerabend ein voller Erfolg
Aber nicht nur die Fans sind glücklich, auch die Wirte freuen sich, kommen mit den Bestellungen fast nicht hinterher. Emra Durdu, Mitbetreiber des Corretto, kann gar nicht mehr aufhören zu grinsen: „Im Moment ist alles fantastisch. Das Wetter ist gut, die Leute wollen raus. Wir haben viel zu tun.“ Was besonders gefragt ist? „Definitiv Bier und Wein. Die Leute halten sich aber alle an die Regeln. Besser kann es gar nicht sein. So macht das Arbeiten einfach nur Spaß“, sagt Durdu. Ilhan Durdu, ebenfalls Mitbetreiber, kann den Worten seines Bruders nur zustimmen.
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Auf der Gastromeile und in den Kneipen und Lokalen der Stadt genießen die Bottroper den Abend. Leckeres Essen, erfrischende Getränke, Sonnenstrahlen und dazu der erste Sieg der Deutschen im zweiten EM-Spiel – klingt wie ein fast perfekter Sommerabend. Das zweite Gegentor der Portugiesen stört die Stimmung da nur kurzzeitig.
Ein Abend wie Balsam für die Seele
Zum Abpfiff ist dann aber doch Erleichterung zu spüren – und zu hören. Die Anspannung lässt nach, jetzt wird angestoßen. Nach einer langen Zeit voller negativer Ereignisse – nicht nur im Fußball – ist so Abend Balsam für die Seele. Nach den Lockdowns gibt es endlich wieder einen gemeinsamen Grund zur Freude.