Bottrop. Senioren im Bottroper Awo-Heim „Schattige Buche“ lassen sich von der Corona-Krise nicht unterkriegen. Wunschbaum-Aktion soll Freude bringen.

Acht Monate Corona-Pandemie - eine schwierige Zeit, gerade auch für die Frauen und Männer, die in einem Seniorenheim leben. Weitgehende Besuchsverbote zu Beginn des ersten Lockdowns, praktisch kein Ausgang und Speisen allein auf dem Zimmer – das zumindest liegt hinter den Bewohnern im Awo-Heim „Schattige Buche“ . „Wir sind froh, dass wir im Wohnzimmer unsere Spiele machen können“, sagt Waltraud Kolasinski (87). Und die Freude auf Weihnachten, die lässt sie sich ebenso wenig nehmen wie Karin Lieu (60) und Gertrud Worszeck (89).

Aktivitäten in dem Bottroper Seniorenheim finden in kleinen Gruppen statt

„Mir geht es gut“, sagt etwa Gertrud Worszeck. „Ich bleibe viel in meinem Zimmer, male, lese und schreibe dort. Und wenn, gehe ich nur mit Maske nach draußen.“ Sie fühlt sich sicher. Überall im Haus sei Desinfektionsmittel platziert. Und: „Ich halte mich an die Regeln“, meint sie schlicht.

Christbaumkugeln mit Bewohnerportraits werden am Weihnachtsbaum vor der Seniorenheim-Tür aufgehängt.
Christbaumkugeln mit Bewohnerportraits werden am Weihnachtsbaum vor der Seniorenheim-Tür aufgehängt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Die Regeln im Haus besagen zum Beispiel, dass Aktivitäten jetzt unter Abstandhaltung in kleinen Gruppen mit rund einer Handvoll Leuten stattfinden. „Wir versuchen die Vermischung von Wohnbereichen aufzulösen“, berichtet Einrichtungsleiter Hartmut Skrok. Früher, vor Corona, traf man sich durchaus hausübergreifend. „Dadurch ist die Stimmung ein bisschen traurig, weil nicht alle was zusammen machen können, Musik zum Beispiel oder Theateraufführungen“, erzählt Waltraud Kolasinski, Vorsitzende des Bewohnerbeirates. Doch auch daran hätten sich viele schon gewöhnt.

Was ihr persönlich zu fehlen scheint: „Wenn’s Musik gibt, können wir kein Tänzchen mehr machen, wie einen Walzer.“ Da würde man sich einfach zu nahe kommen.

Das Café in der Schattigen Buche fehlt Bewohnern und Angehörigen

Vieles lasse sich gut auffangen, meint Sozialarbeiterin Linda Voss, „aber unser Café fehlt. Gerade viele neue Bewohner und Angehörige haben dort andere kennenlernen können.“

Insgesamt versuchen alle spürbar, das Beste aus der Situation zu machen. „Ich empfinde die Corona-Zeit als schlecht. Aber wir haben diese Zeit nun einmal und müssen da durch“, sagt Karin Lieu, die vor allem bedauert, räumlich von ihrem Mann getrennt zu leben. Manchmal könnten sie sich sehen und mit ihren Kindern komme sie auch an die frische Luft.

„Ich bin auch froh, für ein paar Stunden raus in die Stadt gehen zu können“, meint Waltraud Kolasinski. Wer allerdings, etwa bei einem Familienbesuch an Feiertagen, länger als sechs Stunden außerhalb des Heims unterwegs ist, müsse nach der Rückkehr die Maske erst einmal durchtragen. „Wir beobachten die Symptome“, sagt Skrok.

Weihnachtsbäume bringen festliches Stimmungs ins Seniorenheim

An die kommende Weihnachtszeit denken die Damen gerne. Zwar ist klar, erläutert Skrok: „Die ganzen großen Feste entfallen. Wir hätten sonst auch eigentlich einen Winterbasar geplant. Und Weihnachtsfeiern gibt es jetzt für jeden Wohnbereich einzeln.“ Dennoch freut sich zumindest Gertrud Worszeck schon: „Wir haben jedes Jahr hier schöne Weihnachten verbracht. Es kommen Bäume hier rein, das tut gut.“ Karin Lieu ergänzt: „Die werden mit richtigen Kugeln geschmückt.“ Der vor der Tür bekommt ganz Besondere: durchsichtig und mit Fotos von Bewohnern und Mitarbeitern bestückt. Damit nimmt die „Schattige Buche“ am Weihnachtbaum-Wettbewerb der Sparkasse teil.

Karten für die Wunschbaumaktion haben die Bewohner schon geschrieben.
Karten für die Wunschbaumaktion haben die Bewohner schon geschrieben. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Und dann wird es gerade in diesem Krisen-Jahr auch wieder die Wunschbaum-Aktion mit Unterstützung des Awo Ortsvereins in der „Schattigen Buche “ geben. Skrok zeigt einige der Kärtchen, auf die Bewohner ihre Wünsche notiert haben. „Ein blauer künstlicher Blumenstrauß“ steht da, oder „eine Flasche Rotwein, lieblich“, „Rätselbuch“, „Bier oder ein kleiner Lkw“.

Wünsche der Senioren werden gerne erfüllt

Angehörige und Besucher können sich ab dem 1. Dezember einen oder mehrere Wunschzettel vom Weihnachtsbaum im Eingangsbereich nehmen. Die Wünsche werden – mit Blick auf Corona – auch telefonisch weitergegeben (Kontakt; 02041 77 21 30 ). Bis zum 16. Dezember sollen die Präsente dann in der „Schattigen Buche“ sein, damit sie am Heiligen Abend übergeben werden können. So werden auch Bewohner zu Weihnachten bedacht, die vielleicht keine schenkenden Angehörigen haben.

„Das war im letzten Jahr ein Riesenerfolg“, so Skrok. „Wir haben jetzt schon Nachfragen aus Essen und Wetter, ob wir den Wunschbaum wieder aufstellen.“ In einem Fall sei darüber ein regelmäßiger telefonischer Kontakt zwischen einer Bewohnerin und einer Essenerin entstanden. Begegnungen dieser Art dürfen sich ruhig weitere entwickeln - das ist der Wunsch des Heimleiters.

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Schnelltest in Sicht

Um Bewohner und Pflegekräfte besser vor einer Corona-Infektion zu schützen, sollen in den Seniorenheimen Schnelltests zum Einsatz kommen . „Die Awo hat ihr Testkonzept dem Gesundheitsamt zugesandt“, berichtet Hartmut Skrok den Stand der Dinge. Ziel sei, die Tests ab Ende November/Anfang Dezember in den Einrichtungen anzuwenden.

Angedacht sei, so einen Schnelltest alle 14 Tage bei den Mitarbeitern (insgesamt 75) und Bewohnern (72) durchzuführen. Personell sicherlich eine Mammutaufgabe, „aber auch sinnvoll“, so Skrok.