Bottrop. Die Wohnbaupläne in Bottrop sind zwar umstritten, doch die Mehrheit im Stadtrat hält daran fest. In Kürze stehen die nächsten Entscheidungen an.

Die Proteste gegen die neuen Wohngebiete halten überall an: in Vonderort, in Grafenwald und in Kirchhellen. Doch die große Mehrheit der Ratsvertreter hält beharrlich daran fest. Die Planungen fürs neue Wohnen am Freitagshof in Vonderort, an Heimersfeld und Zeche Prosper IV in Grafenwald sowie an Schultenkamp und Dorfheide in Kirchhellen sind Dauerthemen in den Fachausschüssen des Stadtrates. In Vonderort sind nächste Woche wieder die Bürger gefragt. Doch jetzt fallen auch Entscheidungen, in der kommenden Woche im Hauptausschuss und Ende des Monats im Rat. Schon vorher stellten die Ratsvertreter die Weichen. Dabei geht es um hunderte neue Wohnungen – der Stand der Dinge.

Am Freitagshof in Vonderort: Bis zu 100 neue Wohnungen

Als nächstes werden Stadtplaner die Anwohner während einer Bürgerversammlung auf den aktuellen Stand der Planungen für das neue Wohnviertel in Vonderort bringen. Dort sind auf dem Gelände nördlich der Straße „Am Freitagshof“ etwa 100 Wohnungen in Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern vorgesehen. Baudezernent Klaus Müller kündigte an, dass die Bürgerversammlung als Online-Veranstaltung stattfinden wird. „So haben wir die Möglichkeit, mehr Leute zu erreichen als vor Ort“, erklärte er. Denn in der Dieter-Renz-Halle als größten Veranstaltungsort müsse die Zahl der Teilnehmer wegen der Coronaschutzregeln nach wie vor begrenzt werden.

Das Wohngebiet Am Freitagshof hat nicht nur Gegner. Es gibt auch Bürgerinnen und Bürger, die sich einen baldigen Baustart wünschen und eine Initiative für das neue Wohnviertel ins Leben riefen.
Das Wohngebiet Am Freitagshof hat nicht nur Gegner. Es gibt auch Bürgerinnen und Bürger, die sich einen baldigen Baustart wünschen und eine Initiative für das neue Wohnviertel ins Leben riefen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Beginnen wird die Online-Versammlung am kommenden Mittwoch, 23. Juni, um 18 Uhr. Eine vorherige Anmeldung wird nicht nötig sein. Die Zugangsinformationen werden am Tag vor der Veranstaltung auf der Seite www.bottrop.de veröffentlicht. Anwohner können sich aber auch noch nach der Online-Veranstaltung im Stadtplanungsamt informieren. Dazu müssen sie vorher einen Termin vereinbaren. Auskunft geben: Oliver Schüttler, 02041/70-3728, und Kerstin Klein-Hitpaß, 02041/70-3267,

Baugewerkschaft fordert Lohnplus

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt macht in Bottrop einen regelrechten Bau-Boom aus. Demnach wurden im vorigen Jahr 280 neue Wohnungen in der Stadt gebaut. Dafür flossen Investitionen in Höhe von rund 37,1 Millionen Euro, beruft sich die Gewerkschaft auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Der Boom der Branche halte seit Jahren an, und die Auftragsbücher der Unternehmen seien weiterhin voll, so die IG Bau Emscher-Lippe-Aa. Die Gewerkschaft fordert, die Beschäftigten an den steigenden Umsätzen zu beteiligen: über ein Lohn-Plus und eine Entschädigung der weiten Anfahrtswege zu den Baustellen. Die Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe gehen nächste Woche in eine neue Runde.

Fachleute der Verwaltung werden in der Versammlung das aktuelle Konzept für die Siedlung und die Fachgutachten dazu erläutern. Anregungen der Bürger werden in die weitere Ausarbeitung der Pläne und auch in die Beratungen der Ratsparteien einfließen, sagt die Verwaltung zu. Formell offengelegt werden die Planungen voraussichtlich im Herbst, so dass die Anwohner sich auch dann noch einmal ausführlich darüber informieren und dazu Stellung nehmen können.

Zeche Prosper IV und Heimersfeld in Grafenwald

In Grafenwald strebt die Mehrheit der Ratsvertreter trotz des erneuten Bürgerprotestes beharrlich einen Tausch an, so dass auf lange Sicht auch am Heimersfeld Häuser und Wohnungen gebaut werden können. Das heißt nicht, dass dort demnächst gebaut werden kann. Die Stadt will sich diese Möglichkeit nur offen halten und verhandelt darüber mit dem Regionalverband Ruhr.

Die Bürgerinitiative „Natürlich Grafenwald“ schlägt vor, auf dem Gelände im Umkreis von Schacht 9 und der früheren Zeche Prosper IV Wohnungen zu bauen. Die Mehrheit der Ratsvertreter will die Idee aufgreifen.
Die Bürgerinitiative „Natürlich Grafenwald“ schlägt vor, auf dem Gelände im Umkreis von Schacht 9 und der früheren Zeche Prosper IV Wohnungen zu bauen. Die Mehrheit der Ratsvertreter will die Idee aufgreifen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Damit sie am Heimersfeld irgendwann überhaupt bauen kann, bietet sie den Verzicht auf das Vossundern-Baugebiet mit seinen 200 Wohnungen im Süden Grafenwalds an. Dort würde das Bauen wegen der ständigen Überflutungen bei starkem Regen ohnehin sehr schwierig und teuer. Außerdem würde die Stadt am Heimersfeld erheblich weniger Häuser errichten. „Wir wollen nur entlang der Straße bauen“, unterstrich FDP-Ratsherr Oliver Mies einmal mehr.

Zwar empfahl die Mehrheit im Stadtplanungsausschuss jetzt gegen Grüne, ÖDP und Linkspartei die Ablehnung eines Bürgerantrages der Initiative „Natürlich Grafenwald“ gegen die Ausweisung des Heimersfeld-Wohngebietes in Norden Grafenwalds, dennoch erzielten die Bürger einen Teilerfolg. Denn die Ratsvertreter stimmten zu, den Vorschlag der Bürgerinitiative aufzugreifen, den Bau von Wohnungen auf dem Gelände der alten Zeche Prosper IV ins Auge zu fassen. Die Entscheidung trifft der Hauptausschuss in der kommenden Woche.

Schultenkamp und Dorfheide in Kirchhellen: 48 Wohnungen

Für das weiter wachsende Baugebiet Schultenkamp/Dorfheide in Kirchhellen empfiehlt der Ausschuss für Stadtplanung, den Änderungswünschen der Baugesellschaft stattzugeben. Bisher war in dem Baufeld nördlich der Pater-Gahlen-Straße und östlich des Kirchhellener Rings eine Bebauung mit Doppelhäusern und Reihenhäusern ausgemacht.

Im Wohngebiet Schultenkamp/Dorfheide in Kirchhellen wird das nächste Baufeld eröffnet. Gegen die Änderungswünsche der Bauherren hat eine Mehrheit der Ratsvertreter in Bottrop nichts einzuwenden.
Im Wohngebiet Schultenkamp/Dorfheide in Kirchhellen wird das nächste Baufeld eröffnet. Gegen die Änderungswünsche der Bauherren hat eine Mehrheit der Ratsvertreter in Bottrop nichts einzuwenden. © www.blossey.eu | Pascal Behning / Hans Blossey

Dabei sollten 44 der insgesamt 48 Wohnungen in den Reihenhäusern entstehen. Jetzt will die Baufirma aber auf die Reihenhäuser verzichten und dort stattdessen nur noch Einfamilienhäuser und Doppelhäuser bauen. Die endgültige Entscheidung darüber trifft der Rat Ende des Monats.

Nächstes Schultenkamp-Baufeld: 133 Wohnungen

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So weit ist die Stadt mit den Wünschen für das nächste Schultenkamp-Baufeld im Bereich zwischen der Rentforter Straße, der Pater-Gahlen-Straße und der Straße Dorfheide noch nicht. Ursprünglich sollten dort 151 neue Wohnungen entstehen: 54 in Doppelhaushälften, 75 in Reihenhäusern und 22 in Mehrfamilienhäusern. Die Firma „SWF Projektbau“ aus Dinslaken möchte nun aber 18 Wohnungen weniger, dafür aber etwas mehr Doppelhaushälften bauen. Insgesamt sind jetzt noch 133 Wohnungen geplant: 60 in Doppelhaushälften, 57 in Reihenhäusern und 16 in Mehrfamilienhäusern.

Die Privatstraßen als Zufahrten zu den Häusern können entfallen. Viele Hausdächer werden begrünt, und Warmwasser und Heizungswärme in Blockheizkraftwerken produziert. Die Baufirma muss nicht abwarten, bis über alle Änderungswünsche entschieden ist. Denn gut die Hälfte der geplanten Häuser ist davon nicht betroffen. Für die ersten fast 30 Häuser hat SWF Projektbau ohnehin schon Bauanträge für diesen Monat angekündigt.