Bottrop. Gegensätzlich scheinen die Werke der neuen Ausstellung Common Grounds im Museum Quadrat. Doch sie treten miteinander in einen spannenden Dialog.

Erst seit wenigen Wochen darf das Museum Quadrat in Bottrop nach langer Corona-Schließung wieder Besucher empfangen, nun eröffnet am Samstag die erste Ausstellung nach der Pause: Common Ground verbindet die Werke von Joseph Egan, dem Maler und Bildhauer, und dem Bildhauer Anton Himstedt.

Gegensätze – sie lassen sich an vielen Stellen der Ausstellung entdecken. Da sind einerseits die schwergewichtigen massiven Edelstahl- und Metall-Werke Himstedts, besonders beeindruckend seine Skulptur „Säule“, mit über 600 Kilogramm zu schwer für die Statik des Museums, so dass sie draußen eingefasst von zwei Bäumen, zwischen Quadrat und Teich strahlt. Andererseits die fragilen und filigranen Skulpturen des gebürtigen Wiesbadeners, im Spannungsverhältnis von gebogenem Draht mit luftigen Textilien.

Anton Himstedt arbeitet in seinen Werken teils mit schweren Materialien, teils mit filigranen Textilien.
Anton Himstedt arbeitet in seinen Werken teils mit schweren Materialien, teils mit filigranen Textilien. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ausstellung im Bottroper Quadrat: Zahlreiche Gegensätze

All dies steht im Kontrast zu Joseph Egans Werken. Da sind die kleinteiligen Holzarbeiten, mit Sand zusammen auf Leinwand gebracht, die „October-, November- und December Dovecote“, entstanden erst im vergangenen Jahr, die „Color Constructions“, kleine Arbeiten „wie Kurznachrichten“, schreibt Kuratorin Ulrike Growe im Katalog.

Dem gegenüber hängt mit der Bilder-Gruppe „House and Home“ eine Sammlung mit großen Farbflächen, mit knalligem Rot auf weiß und grün, mit einem strahlenden Gelb, das sich vom Meeresblau abhebt, das an die Farben Griechenlands erinnert.

Was sie verbindet, diese beiden Künstler, die sich vor der Ausstellung kaum kannten? „Die Naturbetrachtung als unterliegende Basis“, wie der US-Amerikaner Egan es formuliert. Und da schließe sich auch der Kreis zum Namensgebers des Museums, Josef Albers, denn auch für ihn war die Wahrnehmung der Natur ein Grundstein seiner Arbeit.

Die Werke von Joseph Egan: Kleine Arbeiten wie Kurznachrichten.
Die Werke von Joseph Egan: Kleine Arbeiten wie Kurznachrichten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bodenarbeit von Himstedt: „Immer wieder die Fokussierung ändern“

Aufgeteilt ist „Common Ground“, das sinngemäß übersetzt die gemeinsame Basis, der gemeinsame Wissenstand bedeutet, auf zwei Ebenen: Oben die Werke von Joseph Egan, unten die Skulpturen Anton Himstedts. An drei Stellen gibt es Kreuzungspunkte, wird je ein Werk der beiden gemeinsam gezeigt. Geht man eine der beiden Treppen nach unten, stechen zwei Elemente besonders ins Auge: Die Arbeit „Heller Ort“, die auf dem Boden positioniert ist, und eben jene Skulptur „Säule“, auf die der Blick schon auf den Stufen fällt.

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Beide Werke implizieren erneut ein gewisses Spannungsfeld. „Heller Ort“ besteht aus drei Kreisen und drei Rechtecken, zwei davon zusammengefügt zu einem langen, aus Neusilberblechen. Die Rechtecke sind nicht parallel, nicht genau gleich lang, die Kreise unterschiedlich groß, auch wenn es kaum auffällt. „Der Sinn so einer Bodenarbeit ist, dass man sich darin bewegt“, sagt der Künstler Himstedt. „Damit ändert sich immer wieder die Fokussierung.“

„Die Momente, die überspringen, darum geht es in der Kunst immer“

So ist es auch bei der Säule, sie ist bauchig, wird in der Mitte dicker, aber nicht völlig gleichmäßig, steht mittig auf einem Sockel, aber eben nicht exakt im Zentrum. Die gestaltete Oberflächenstruktur schimmert unterschiedlich, je nach Blickwinkel. „Die Säule hat keinen geometrischen Radius“, erklärt Kuratorin Ulrike Growe. „Sie ist in Bewegung von unten nach oben, von oben nach unten.“

Bewegung findet sich auch wieder in den schon beschriebenen filigranen Skulpturen aus der Choreographie-Reihe, die mit der Möglichkeit spielen, Tanz in Zeichen zu transformieren, wie es Ulrike Growe beschreibt. Das Pendant dazu ist die Videoinstallation „Tang“, in der diese Werke aus Draht und Textilien und Kunststoff als Form- und Bewegungsstudien dienen für die Zusammenarbeit mit dem Tänzer und Choreographen Alessio Silvestrin.

„Die Momente, die überspringen, darum geht es in der Kunst immer“, sagt Himstedt. Von diesen Momenten finden sich einige beim Besuch von Common Grounds im Quadrat.