Bottrop. Ulrich Schumacher starb 79-jährig in Hagen. Er leitete 26 Jahre das Bottroper Museum, das seither die Josef-Albers-Sammlung konsequent ausbaute.

Als 1976 aus dem damaligen Heimatmuseum ein Kunstmuseum wurde und die Stadt einen Museumsleiter suchte, war Ulrich Schumacher zu Stelle. 26 Jahre sollte er bleiben. Prägende und auch spannende Jahre. Denn immerhin hat der 1941 geboren Sohn des bekannten Malers Emil Schumacher mit seinem Wirken Bottrop einen Platz auf der Landkarte der Museen erworben. Jetzt ist Ulrich Schumacher mit 79 Jahren in seiner Geburtsstadt Hagen verstorben.

Museumsleiter durfte sich 300 Albers-Werke aussuchen

Damals stand Schumacher in Bottrop mehr oder weniger vor einem leeren Haus. Es gab die neue „Moderne Galerie“ deren Leiter er war. Da war ein kleines Depot. Und es gab einige Werke von Josef Albers, die der bekannte Maler und Farbtheoretiker der Stadt geschenkt hatte. Die erste größere Erweiterung der Albers-Sammlung folgte 1979. Ulrich Schumacher erzählte immer gerne die Geschichte, wie Maximilan Schell einmal unvermittelt im Museum gestanden habe. Dem Vernehmen nach soll Anni Albers, Josef Albers’ Witwe, den bekannten Schauspieler gewissermaßen als Kundschaft nach Bottrop geschickt haben. Denn sie trug sich mit dem Gedanken, weitere Werke ihres Mannes aus den USA, wohin sie in den 1933 emigriert waren, in dessen Heimatstadt zu geben.

Eröffnung des Josef Albers Museums 1983: Vorne im Rollstuhl Anni Albers, links mit der Amtskette Oberbürgermeister Ernst Wilczok, rechts daneben in der zweiten Reihe: Museumsdirektor Ulrich Schumacher.
Eröffnung des Josef Albers Museums 1983: Vorne im Rollstuhl Anni Albers, links mit der Amtskette Oberbürgermeister Ernst Wilczok, rechts daneben in der zweiten Reihe: Museumsdirektor Ulrich Schumacher. © Stadtarchiv

Schumacher wurde daraufhin in die USA eingeladen und durfte 300 Werke von Josef Albers aussuchen. Dafür wurde der Anbau, das heutige Josef-Albers-Museum mit Schumacher als Gründungsdirektor, errichtet, das 1983 im Beisein von Anni Albers, Vertretern der Albers-Foundation vom damaligen Bundeskanzler Helmuth Kohl und dem amtierenden US-Vize-Präsidenten George W. Bush senior eingeweiht wurde. Sicher ein Paukenschlag, der überregional beachtet wurde. Aber Ulrich Schumacher wollte das erweiterte Haus mit Leben, das heißt auch mit möglichst vielen Besuchern, füllen. So hatte er bei seiner Ausstellungspolitik vielleicht nicht den berühmten roten Faden, dafür aber eine Vielgestaltigkeit im Blick. Denn das neue Haus sollte ja bekannt werden. Und Schumacher wirbelte gewissermaßen durch Bottrop, durch das Haus im Stadtgarten, dass er für lokale Kunstschaffende öffnete und immer wieder auch die großen Publikumsmagneten in den lichten Küppers-Bau holte. So waren auf einmal Chagall, Picasso aber auch Carl Spitzweg in Bottrop zu sehen. Und seine Nolde-Schau zog sogar 50.000 Besucher an - für das Quadrat damals wie heute ein „Blockbuster“.

Im vergangenen Oktober stellte Ulrich Schumacher noch in Hagen den „Emil Schumacher Kalender“ im Schumacher Museum vor. 
Im vergangenen Oktober stellte Ulrich Schumacher noch in Hagen den „Emil Schumacher Kalender“ im Schumacher Museum vor.  © WP | Michael Kleinrensing

2003 verließ der zuweilen schroffe, manchmal schüchterne, dann wieder auch aufbrausende Kunsthistoriker Bottrop. Er wollte sich dem Aufbau des Emil-Schumacher-Museums widmen, das fortan Zentrum für das Werk seines wenige Jahre zuvor verstorbenen Vaters werden sollte.

Anfänge der Albers-Forschung in Bottrop

Auch wenn die Pflege und Erforschung des Werkes von Josef Albers heute in Bottrop einen anderen, größeren Stellenwert einnimmt, der nicht zuletzt zu einer neuerlichen und notwendigen Erweiterung des Museums führte: Die Erinnerung an Ulrich Schumacher als ersten Leiter der heute bedeutendsten Kulturinstitution der Stadt wird lebendig bleiben.