Bottrop. Bei einer mobilen Impfaktion haben Ärzte am Sonntag 250 Menschen aus sozialen Brennpunkten geimpft. Die Stadt hat im Wortsinn Klinken geputzt.

Am Pfingstsonntag wurde der Corona-Testbus zum mobilen Impfzentrum. An zwei Terminen in Welheim und im Katholischen Stadthaus in der Innenstadt wurden rund 250 Menschen aus sozialen Brennpunkten geimpft. „Ich hätte nie gedacht, dass wir so viele Menschen erreichen können“, sagt Sozialamtsleiterin Karen Alexius-Eifert. Und Oberbürgermeister Bernd Tischler war voll des Lobes über eine „eindrucksvolle Teamleistung“.

Die Sozialamtsleiterin brauchte nicht erst im frisch vorgelegten Sozialbericht der Stadt zu blättern, um die Bereiche zu definieren, in denen viele Menschen in schwierigen sozialen Situationen leben, in beengten Verhältnissen, die die Einhaltung des Abstandsregeln schwierig machen, und womöglich hinter Sprachbarrieren: Erste Adressen für mobile Impfangebote sind die Hochhäuser an der Kommende in Welheim und die Hinterhöfe der Innenstadt.

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Nur Anbieten reicht nicht

Es reicht aber nicht, den Menschen vor Ort kommentarlos ein Impfangebot zu machen. Das hat das Team vom Impfzentrum erlebt beim ersten mobilen Impfangebot am Borsigweg. Gerade einmal sieben Impfungen sind sie damals losgeworden, erinnert sich Michael Althammer, der Leiter des Impfzentrums.

Warten auf die Impfung: Neroz Alali und Tarek Antraz bei der Impfaktion in Welheim.
Warten auf die Impfung: Neroz Alali und Tarek Antraz bei der Impfaktion in Welheim. © Heinrich Jung | Heinrich Jung

210 Menschen im zweiten Anlauf geimpft

Diese Menschen müssen direkt angesprochen werden, am besten von Menschen, denen sie vertrauen. Diese Erkenntnis haben die Sozialverwaltung und die Ärzte schon bei der ersten zentralen Impfaktion für Bedürftige umgesetzt, als sie Menschen ein Impfangebot machen wollten wie Obdachlosen, Menschen in Einrichtungen der Obdachlosen- und Wohnungslosenhilfe sowie für „Personen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind“, wie es das Sozialgesetzbuch formuliert.

Über die Evangelische Sozialberatung, die viele dieser Menschen betreut und deren Geld verwaltet, hat die Stadt für die Impfaktion getrommelt und sie zudem auf einen Termin gelegt, an dem die Menschen an der Beratungsstelle an der Kirchhellener Straße ihr Geld abholen. Mehr als achtbares Ergebnis: 210 Menschen bekamen eine Impfung mit dem Stoff von Johnson & Johnson. Das Vakzin hatte das Land zur Verfügung gestellt, weil dabei eine Impfung ausreicht.

Klinkenputzen in den Hochhäusern

Wichtiger Helfer: Nabil Essadqi von den Johannitern. Die Wohlfahrtsverbände unterstützten Stadt und Ärzte bei der Impfaktion.
Wichtiger Helfer: Nabil Essadqi von den Johannitern. Die Wohlfahrtsverbände unterstützten Stadt und Ärzte bei der Impfaktion. © Heinrich Jung | Heinrich Jung

Ein erster Impfanlauf im Mai wurde kurzfristig abgesetzt, weil die Ständige Impfkommission kurz zuvor die Empfehlung ausgesprochen hatte, mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson aus Sorge vor Nebenwirkungen nur noch Menschen über 60 zu impfen. Die aktuelle Sprachregelung der Gesundheitsministerkonferenz dazu heißt: Jüngere können auch mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft werden, wenn sie sich „gemeinsam mit der impfenden Ärztin bzw. dem impfenden Arzt und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung dafür entscheiden“.

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Für den zweiten Impf-Anlauf haben Stadt und Ärzte in Quartierszentren wie „Startklar“ an der Horster Straße geworben, in Einrichtungen von Wohlfahrtsverbänden vor Ort und im direkten Gespräch. „Wir haben unsere Zielgruppen, die in der Innenstadt wohnen, angerufen und ihnen das kostenlose Impfangebot gemacht“, berichtet Karen Alexius-Eifert. „Und in den Hochhäusern hier in Welheim sind wirklich Teams von Tür zu Tür gegangen und haben die Menschen angesprochen.“ So hat sich die Impfaktion herumgesprochen. Gestemmt wurde das mobile Impfzentrum von Mitarbeitern der Stadt, der Wohlfahrtsverbände und des Impfzentrums.