Bottrop. Menschen, die sich nicht an Regeln halten, sollten nicht durch bevorzugtes Impfen belohnt werden. Ein Kommentar zur Brennpunkt-Aktion in Bottrop.
Um es direkt vorweg zu sagen: Impfneid ist angesichts der gerade erst abflachenden dritten Corona-Welle sicher nicht die richtige Haltung. Jede Möglichkeit, die Pandemie einzudämmen, ist zu begrüßen. Allerdings stellt sich die Frage, warum ausgerechnet diejenigen in den sogenannten „sozialen Brennpunkten“ mit hohen Inzidenzwerten oder Gruppen, die für die Behörden schwerer „greifbar“ sind, bevorzugt geimpft werden sollen.
Für viele, die seit Wochen auf einen Termin warten oder einfach aufgrund der Priorisierung noch nicht an der Reihe sind, die sich aber seit gut einem Jahr strikt an Hygiene- und Abstandsregeln halten, Einschränkungen in Kauf nehmen und so ihren Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten, ist das sicher nicht nachvollziehbar.
Lesen Sie hier die Gegenrede von Linda Heinrichkeit:Brennpunkt-Impfaktion in Bottrop: Neid ist deplatziert
Informationspflicht zu Corona hat jeder, unabhängig vom Einkommen
Eine Informationspflicht hat jede, jeder, unabhängig von Einkommen, Status oder Wohnsituation. Und dass jemand wegen einer Sprachbarriere von der Pandemie nichts mitbekommen haben sollte, ist schwer verständlich. Selbst wer keine deutschsprachigen Medien verfolgt, hat von der hohen Ansteckungsgefahr von Covid-19 gehört, im Heimatsender, den muttersprachlichen Medien.
Auch interessant
Sicher können fünf Personen auf 150 Quadratmetern besser Abstand halten als die gleiche Zahl auf 70 Quadratmetern. Aber warum sollte eine strikte Beachtung der Coronaregeln nur deshalb nicht möglich und einzufordern sein?
Wer sich nicht an Coronaregeln hält – anders sind die höheren Infektionszahlen in ärmeren Quartieren ja nicht zu erklären –, sollte dafür nicht auch noch durch bevorzugtes Impfen mit einem möglicherweise noch beliebteren Vakzin belohnt werden. Regeln und Reihenfolgen haben für alle gleichermaßen zu gelten, für Steuerzahler wie für Empfänger von Sozialleistungen oder Zuwanderer.