Bottrop. Im Labor des Impfzentrums bereiten Bottroper Apotheker und PTA die sensiblen Impfstoffe vor. Mancher denkt da sogar an ausgepustete Ostereier.
Seit gut 100 Tagen läuft der Betrieb im Bottroper Impfzentrum. Mehr als 40.000 Impfungen wurden dort bereits verabreicht. Dass das alles weitestgehend reibungslos läuft, ist nicht nur den Menschen vorne im Impfzentrun – also Sicherheitsdienst, Ärztinnen und Ärzten oder Helferinnen und Helfern – zu verdanken. Auch hinter den Kulissen wird unverzichtbare Arbeit geleistet – etwa im Labor. Rund 90 Apothekerinnen, Apotheker und PTA sorgen dafür, dass vorne immer genau so viel Impfstoff ankommt, wie es nötig ist.
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Dabei geht es um weit mehr als nur darum, die Spritzen aufzuziehen. Gerade die mRNA-Impfstoffe von Moderna und Biontech – letzteres wird besonders häufig genutzt – sind wahnsinnig empfindlich. Birgit Lauer, die verantwortliche Apothekerin im Impfzenturm, zieht als Vergleich nicht einmal die bekannten rohen Eier heran, sie geht noch einen Schritt weiter: „Sie kennen doch die ausgepusteten Ostereier, die nur noch aus der dünnen Schale bestehen.“
Pharmazeutenteam ist an sieben Tagen pro Woche im Bottroper Impfzentrum
Genau wie für die Ostereier gilt auch für die Impfstoffe: Behandelt man sie zu ruppig, kann man sie nur noch wegschmeißen. So darf der Impfstoff beispielsweise nicht geschüttelt werden. Gleichzeitig muss aber gerade bei Biontech sichergestellt werden, dass sich das Serum mit der zugegebenen Kochsalzlösung vermischt. „Das muss alles vorsichtig geschwenkt werden“, erläutert Birgit Lauer das Vorgehen im Labor.
Ausdrücklich lobt sie das Pharmazeutenteam, das hier an sieben Tagen in der Woche im Einsatz ist – oftmals neben dem eigentlichen Job in der Apotheker oder im Krankenhaus. Offen gibt sie zu, dass sie anfangs Bauchschmerzen hatte, als es darum ging, Mitarbeiter für das Impfzentrum zu finden, denn: „Wir haben in Bottrop ja gar keine so hohe Apothekendichte.“ Doch die Sorge habe sich letztlich als unbegründet erwiesen. Es hätten sich auch viele Helfer aus Nachbarstädten gemeldet oder sogar welche, die eigentlich längst im Ruhestand sind.
Einsatz neben dem eigentlichen Berufs- und Privatleben
Selbstverständlich werden sie für den Einsatz im Impfzentrum bezahlt, trotzdem mache es der Großteil ja neben dem eigentlichen Berufs- und Privatleben. Das zeige schon, dass allen, die im Impfzentrum arbeiteten, daran gelegen sei, die Pandemie schnell und wirkungsvoll zu bekämpfen. Das gelte selbstverständlich nicht nur für die pharmazeutischen Mitarbeiter im Labor, sagt Birgit Lauer.
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Angefangen hat es mit Zwei-Stunden-Schichten, inzwischen ist das Impfzentrum zwölf Stunden geöffnet. Im Labor arbeiten in zwei Schichten vier Leute, darunter immer mindestens ein Apotheker. Nur so ist der Ansturm zu bewältigen. Am Sonntag wurde erneut eine Rekordzahl an Impfungen verabreicht – fast 1200. Zur Erinnerung: Ausgelegt ist das Impfzentrum eigentlich auf 800 Impfungen pro Tag.
Im Juni werden an manchen Tagen in Bottrop bis zu 1600 Impfungen gesetzt werden
Und es werden Tage kommen, an denen noch mehr Spritzen gesetzt werden müssen, sagt Michael Althammer, der organisatorische Leiter des Impfzentrums. Im Juni seien Tage mit bis zu 1600 Impfungen absehbar, weil dann Zweitimpfungen für Astrazeneca und andere Impfstoffe auf dieselben Tage fallen. Schon jetzt bitten die Verantwortlichen um Geduld, Wartezeiten ließen sich da nicht immer vermeiden. Auch am Montag bildeten sich teils Schlangen vor dem Impfzentrum.
Das ist der Stand bei den Impfungen
In Bottrop wurden bisher – Stand 17. Mai – 53.775 Erstimpfungen verabreicht. Darin enthalten sind alle Impfungen – egal ob im Impfzentrum, durch den Hausarzt oder durch mobile Teams verabreicht. Dazu kommen noch 14.469 Zweitimpfungen, so die Aufzählung der Kassenärztlichen Vereinigung.
Das Tempo bei den Erstimpfungen wird auf Dauer aber nicht durchzuhalten sein, darauf weist der organisatorische Leiter des Impfzentrums hin. Der Grund: Es werden immer mehr Zweitimpfungen fällig, die ebenfalls die Kapazität des Impfzentrums beanspruchen. Derzeit würden pro Tag im Schnitt noch 200 Erstimpfungen verabreicht, so Althammer.
Im Labor kommt es dann darauf an, den Überblick zu behalten. Denn sobald eine Ampulle geöffnet wurde, läuft die Zeit. Innerhalb von zwei Stunden muss das Serum dann verabreicht werden, andernfalls ist es unbrauchbar. Deshalb wird der Inhalt einer Ampulle – bei Biontech sechs bis sieben Spritzen – gemeinsam in einer Schale gelagert. Die kommen übrigens eigens aus dem 3D-Drucker. Damit die empfindlichen Spritzen beim Transport im Impfzentrum nicht aneinanderstoßen und Erschütterungen ausgesetzt sind. Alternativ hat Birgit Lauer ganz zu Beginn Lüftungsgitter im Baumarkt besorgt und sie in Körben befestigt. In dem Gitter liegen die Spritzen ebenfalls sicher – Improvisationstalent hilft eben in Pandemiezeiten, auch im Impfzentrum.