Bottrop. Molkerei-Riese Müller stellt seine Feinkostsparte – darunter Nadler – zum Verkauf. Wer Interesse hat und wie die Bottroper Belegschaft reagiert.
Eigentlich sollte der Bottroper Nadler-Standort an der Scharnhölzstraße seit Jahresbeginn Geschichte sein. Vor drei Jahren hatte der Lebensmittelkonzern Müller angekündigt, den Standort zum Jahr 2020 zu schließen und die Produktion in Sachsen zu bündeln. Auch die Produktion der Homann-Salate sollte aus Niedersachsen nach Sachsen wechseln. Später wurden die Pläne begraben, der Nadler-Standort Bottrop war gerettet.
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Inzwischen aber gibt es wieder eine neue Entwicklung: Müller möchte seine Feinkost-Tochter Homann, zu der auch Nadler gehört, loswerden, sucht schon seit längerem einen Käufer – wohl weil die Sparte Verluste schreibt und hohe Investitionen am Standort Dissen nötig wären. Lange Zeit sah es so aus, dass die Zur-Mühlen-Gruppe, Eigentümer Clemens Tönnies und Sohn Maximilian, die neuen Eigentümer würden. Medienberichten zufolge gibt es mit der niederländischen Johma-Gruppe nun aber einen weiteren Interessenten, heißt es bei der Lebensmittelzeitung.
Homann-Betriebsrat sieht möglichen Verkauf an Tönnies mit Argwohn
In Bottrop beobachtet man die Entwicklung gelassen, das hiesige Nadler-Werk sei gut aufgestellt, sagt Betriebsrätin Suzann Dräther. Was mögliche Kaufinteressenten angeht, so ist sie hin- und hergerissen. Zwar gibt es Berichte, wonach Tönnies bereit wäre, Standortgarantien für Nadler in Bottrop und Homann in Dissen zu geben, doch der Betriebsrat ist da misstrauisch, angesichts der Erfahrungen, die andere Unternehmen nach einer Übernahme durch Tönnies hätten machen müssen. Wer sich tatsächlich für eine Übernahme interessiere und mit wem womöglich verhandelt werde, wisse der Betriebsrat jedoch auch nicht.
Hinter dem niederländischen Mitbewerber Johma steht eine britische Investmentgesellschaft. Das müsse aber nicht grundsätzlich schlecht sein, gibt Suzann Dräther zu Bedenken. Sie verweist auf den Tiefkühlkost-Riesen Iglo. Dort sei die Situation ähnlich und das Unternehmen sei erfolgreich. Eine Besonderheit gibt es zudem noch: Mit Johma war Nadler schon einmal verschwägert, damals unter dem Dach von Uniq. Danach erfolgte der Verkauf an Heiner Kamps und letztlich landete Nadler gemeinsam mit Homann bei Müller.
Betriebsrätin: Standort Bottrop für alle möglichen Käufer von Interesse
Grundsätzlich glaubt Suzann Dräther, dass der Standort Bottrop mit seinen 200 Mitarbeitern für alle möglichen Käufer von Interesse sei und ziemlich gut dastehe. Es gebe auch keinen Investitionsstau, auch die Bausubstanz sei gut, dazu komme die Lage mit der direkten Nähe zur Autobahn und den Märkten in NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz.