Bottrop. Wegen der Grundsteuer gehört Bottrop zu den 20 kostspieligsten Städten beim Wohnen. Der Hausbesitzer-Verein fordert eine Senkung der Steuersätze.

Bottrop gehört durch die hohe Grundsteuer B bundesweit zu den 20 teuersten Städten für Besitzer von Häusern und Wohnungen. Das zeigt eine Studie des Kölner Institutes der Deutschen Wirtschaft im Auftrag des Eigentümerverbandes Haus & Grund. Danach rutschte die Stadt wegen ihrer Steueranhebung vor drei Jahren in der Tabelle der Städte mit den geringsten Grundsteuerkosten um 20 Plätze nach unten ab und liegt auf Rang 84. Während Eigentümer in der günstigsten Stadt Gütersloh auf Platz 1 im Durchschnitt pro Jahr 323 Euro Grundsteuern zahlen, fallen in Bottrop bei Steuerkosten von durchschnittlich 576 Euro über 250 Euro mehr an. Die Kosten in Bottrop liegen damit um 98 Euro über dem von Haus & Grund angegebenen bundesweiten Durchschnitt von 478 Euro im Jahr.

Durchschnittlicher Einheitswert

In der Studie für den Eigentümerverband Haus & Grund untersuchte das Institut der Deutschen Wirtschaft die Belastung eines Haushalts durch die Grundsteuer B in den nach Einwohnern 100 größten deutschen Städten. Für diesen Vergleich wurden nicht die Hebesätze der Städte verglichen, sondern die jährlichen Grundsteuerkosten eines Haushalts in diesen Städten.

Zur Berechnung der Grundsteuerlast wurde ein durchschnittlicher Einheitswert für Einfamilienhäuser herangezogen. Auf Basis dieses Wertes, einer Grundsteuermesszahl in Höhe von 2,6 Promille und den kommunalen Hebesätzen im Februar 2021 wurde die jährliche Steuerlast errechnet.

Beim Bottroper Verein Haus & Grund löst das Kritik aus. „Die Studie zeigt sehr deutlich, dass die Grundsteuerbelastung nicht nur vom Wert der Immobilie, sondern wesentlich vom Finanzbedarf der Kommune abhängig ist. Maßgeblich für die Grundsteuerhöhe ist der Hebesatz, der das Wohnen in Bottrop teuer macht, nicht der Immobilienwert“, hebt Geschäftsführer Markus Kruse hervor. Der Verein, dem um die 2500 Besitzer von Häusern und Wohnungen in Bottrop angehören, wolle verhindern, dass sich die Stadt noch weiter an die Rote Laterne heran piersche. „Die Studie soll für die Kommune ein Anstoß sein, die Grundsteuerbelastung für ihre Bürger zu senken“, unterstreicht Markus Kruse. Sein Verband hält ein solches Gegensteuern generell für nötig, damit Wohnen für Mieter und Selbstnutzer bezahlbar bleibe.

Hauseigentümerverband forderte niedrigere Steuer fürs Wohnen

In Bottrop hatte eine knappe Ratsmehrheit nach zähem Ringen und gegen den massiven Protest eines Bürgerbündnisses, des Vereins Haus & Grund und einer reihe von Ratsparteien wie CDU, FDP und DKP vor gut drei Jahren mit den Stimmen von SPD und Grünen einer Steueranhebung zugestimmt. Die Grundsteuer-Hebesätze stiegen somit von 590 auf 680 vH. Die Verwaltung hatte sogar eine Erhöhung auf 730 vH vorgeschlagen, das verhinderte die SPD allerdings. Seit 2018 liegt der Hebesatz für die Grundsteuer B in Bottrop daher auch in diesem Jahr stabil bei 680 vH.

Mehr als 10.000 Bottroper hatten gegen die Erhöhung der Grundsteuer B protestiert.
Mehr als 10.000 Bottroper hatten gegen die Erhöhung der Grundsteuer B protestiert. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

In der jetzigen Studie für den Eigentümerverband untersuchten die Wirtschaftsforscher allerdings nicht allein die Höhe der Hebesätze in den Städten, sondern errechneten auch, was dies für einen Haushalt in Euro und Cent ausmacht. Die höchsten Grundsteuerbelastungen gibt es demnach mit Abstand in den Ruhrgebietsstädten Witten, Mülheim und Duisburg mit 771 Euro, 754 Euro und 724 Euro im Jahr. Für die Eigentümer von Häusern und Wohnungen, und letztlich auch für deren Mieter, liegen diese Kosten in Bottrop inzwischen bei jährlich 576 Euro. Das macht einen Anstieg um mehr als 15 Prozent aus. Denn 2017 waren es wegen des deutlich niedrigeren Steuersatzes nach Angaben von Haus & Grund noch 500 Euro jährlich.

Grundsteuerlast stieg stärker als die allgemeinen Preise

Der Haus & Grund-Verein oder auch die FDP forderten zwischenzeitlich auch immer wieder vergeblich eine Absenkung der Steuerkosten. „Ein hoher Hebesatz und eine hohe Grundsteuerlast lassen augenscheinlich nicht auf ein gutes Wohnumfeld und ein gutes kommunales Infrastrukturangebot schließen. Eine niedrigere Grundsteuer kann für eine Kommune offenbar förderlich sein“, argumentiert der Haus & Grund-Geschäftsführer auch jetzt. Er mache sich Sorgen, weil in Bottrop die Hebesatzentwicklung in den letzten Jahren weit über der allgemeinen Preissteigerung gelegen habe. Diese lag im Schnitt der vergangenen fünf Jahre unter 1,5 Prozent. Bottrop aber gehört wegen seiner überdurchschnittlichen Grundsteuerkosten zu den 21 Städten ab Rang 80, die der Haus & Grund-Verein in seinem Ranking rot markiert hat. Von diesen Städten liegen insgesamt 17 in NRW und zwölf im Ruhrgebiet.