Bottrop. Vorsitzender lockert die Regeln. Drei Außenstellen sind geschlossen, in der Zentrale gibt es genug Lebensmittel. So oft dürfen die Kunden kommen.

Die Schlange vor der Bottroper Tafel reicht bis zur nächsten Straßeneinmündung. Doch die Menschen, die da am Montag mittag mit großen Taschen und Einkaufstrolleys stehen, halten große Abstände zueinander ein. Sonst stehen die Leute dicht gedrängt vor dem Laden, in dem sie ihre Lebensmittel fast geschenkt bekommen, und die Warteschlange auf der Gladbecker Straße wäre nicht kürzer als jetzt. Höchstens halb so viele Kunden zählt die Tafel wegen der Corona-Krise momentan. "Viele Leute haben Angst", meint Vorsitzender Dieter Kruse.

Immer mehr Tafeln im Land haben wegen der Corona-Ansteckungsgefahr auch längst geschlossen, doch die Bottroper Tafel schließt nur ihre Außenstellen in Ebel, in der Boy und in Kirchhellen. Die Hauptstelle an der Gladbecker Straße dagegen öffnet zurzeit dreimal in der Woche in der Mittagszeit. "Hier können wir Vorkehrungen treffen, um uns und die Kunden zu schützen, in den Außenstellen geht das so nicht", erklärt Vorsitzender Kruse.

Höchstens drei Kunden dürfen in den großen Raum

Höchstens drei Kunden gleichzeitig lassen die Helfer in den Raum, in dem sie die Lebensmittel verteilen. "Wie in den Geschäften auch", meint Kruse. Doch in denen sind es meist sogar weniger. Alle Helferinnen und Helfer hinter den Tresen haben sich eine Schutzmaske vor Mund und Nase gezogen. "Sonst reichen wir den Leuten ihre Lebensmittel immer direkt an, jetzt fragen wir, was sie haben möchten", beschreibt der Bottroper den Ablauf. Die gewünschten Waren stellen die Helfer dann in dem breiten Gang zwischen den Verkaufstischen ab, damit die Tafelkunden sie mitnehmen können.

"Wir haben zurzeit sehr viele Lebensmittel", erklärt Kruse. Kohlköpfe, Porreestangen, Sellerieknollen, Zwiebeln und jede Menge anderes Gemüse liegt in den Körben auf den Verkaufstischen. In den Regalen sind fast wie im Supermarkt Brote in Kunststofftüten zu sehen. Bananen liegen neben Äpfeln. Auch anderes Obst gibt es noch reichlich. Wurst und Fleisch muss abgepackt sein, damit die Tafel es noch abgibt. "Was wir nicht los werden, spenden wir an den Zirkus, damit die Tiere genug Futter haben", sagt der Bottroper.

Bei den Tafel-Helfern gibt es einen Engpass

Es fehlen zurzeit aber Helfer, die im Tafel-Domizil an der Gladbecker Straße mit anpacken. Zwei neue Kräfte hätten sich gerade gemeldet, freut sich Kruse. Doch gerade die jüngeren Tafelmitarbeiterinnen bleiben in der Corona-Krise weg. "Die Schulen und Kindergärten sind ja jetzt geschlossen. Da müssen sie sich eben zuhause um die Kinder kümmern", erklärt der Tafel-Chef den personellen Engpass. Es seien jetzt die etwas Älteren, die sich um alles kümmern. "Eigentlich gehören wir vom Alter her ja fast alle schon zur Corona-Risikogruppe", gibt Kruse zu bedenken.

Um mehr Kunden bedienen zu können, lockert der Tafel-Chef zurzeit die sonst strengen Regeln. Vielleicht bleiben die Kunden ja auch wegen der geschlossenen Außenstellen in Ebel, Boy und Kirchhellen aus, weil sie vermuten, dass die Tafel jetzt wegen der Corona-Krise überhaupt keine Lebensmittel ausgibt, vermutet der Bottroper. "Eigentlich gibt es hier ja nur auch nur ein Zubrot", meint Kruse. Doch jetzt dürfen die Kunden gerne auch mehrmals in der Woche kommen, um sich zu versorgen. Auch den sogenannten Hartz-4-Schein muss zurzeit niemand mehr vorzeigen, um seine Bedürftigkeit nachzuweisen und die Helfer legen großzügig auch etwas mehr Waren in die Körbe. Gerade rollt jedenfalls wieder eine zufriedene Kundin ihren gut gefüllten Einkaufstrolley zur Tür hinaus.