Bottrop. Durch Corona ändert sich die Altersstruktur der Tafel-Kunden. Ältere bleiben dagegen aus Sorge vor Infektionen weg. Doch auch ihnen wird geholfen

Die Corona-Auswirkungen zeigen sich auch bei der Bottroper Tafel. Dorthin kämen nun auch mehr jüngere Menschen, die auf die Unterstützung angewiesen sind, hat der Tafel-Vorsitzende Dieter Kruse beobachtet. Dabei handele es sich um Menschen, die ihre Arbeit oder vielleicht auch ihren Mini-Job verloren haben und nun weniger Geld zur Verfügung haben. Gleichzeitig gebe es auch ältere Menschen, die aus Angst, sich mit Corona zu infizieren, nicht mehr zur Tafel kommen.

Mit sechs Wagen sind die Helfer in Bottrop unterwegs und steuern alle Supermärkte der Stadt an.
Mit sechs Wagen sind die Helfer in Bottrop unterwegs und steuern alle Supermärkte der Stadt an. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Diese Sorge sei jedoch unbegründet, stellt Kruse klar. Die Tafel arbeite nach einem strengen Hygienekonzept, Coronafälle habe es hier bisher nicht gegeben. Trotzdem seien solche Sorgen selbstverständlich nachvollziehbar. Die Tafel hat daher schon seit einiger Zeit die Einkaufsmöglichkeiten ein wenig erleichtert.

Sachspenden reichen für alle Tafelkunden aus

In der Vergangenheit musste jeder Tafelkunde persönlich mit seinem Tafelausweis zur Ausgabe der Waren erscheinen. Das ist nun nicht mehr nötig, es gibt inzwischen auch die Möglichkeit, jemand anderen mit dem Ausweis einkaufen zu lassen. Tafelkunden können sich so quasi zu einer Einkaufsgemeinschaft zusammenschließen. Wer sich nicht traut, selbst zu kommen, kann nun jemanden bitten, ihm Lebensmittel mitzubringen. Kruse: „Wir können ja anhand von Ausweis und Geburtsdatum erkennen, ob da jemand für jemanden aus der Risikogruppe mit einkauft.“

Die Sachspenden reichen auch nach wie vor für alle Tafelkunden aus. Allerdings sei es etwas weniger geworden, so Kruse. Sein Verdacht: Die Supermärkte haben ihren Einkauf noch einmal optimiert. Unterstützt wird die Bottroper Tafel von allen Supermärkten und Discountern in der Stadt. Außerdem können die Bottroper Helfer noch Supermärkte in Altenessen und Teilen Oberhausens anfahren. Das sei mit den dortigen Tafeln abgesprochen, erklärt Kruse. Normalerweise gelte eben die Regeln, dass die Tafeln der jeweiligen Städte in ihrem Gebiet unterwegs sind. „Doch Essen und Oberhausen haben genug, so dass wir davon profitieren“, sagt Kruse.

Bottroper Tafel kann inzwischen Kühlmöglichkeiten im Lager nutzen

Grundsätzlich gilt bei der Bottroper Tafel sowieso, dass jeder, der da ist, auch Lebensmittel erhält. Niemand, der am Ende der Schlange steht, muss sich sorgen, er könnte leer ausgehen. „Wir haben das im Blick und sollten wir feststellen, dass die Vorräte mal knapp sein sollten, bekommen eben alle etwas weniger“, wirbt Kruse für Solidarität unter den Tafelkunden.

Dieter Kruse, der Vorsitzender der Bottroper Tafel.
Dieter Kruse, der Vorsitzender der Bottroper Tafel. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Hinzu komme ein weiterer Vorteil: Inzwischen hat die Tafel die Möglichkeit, zwei Kühlräume und eine Gefriertruhe in ihren Räumen zu nutzen. Das bedeutet, an Tagen mit hohem Spendenaufkommen muss auch nicht zwangsläufig alles ausgegeben werden, stattdessen könne man gegebenenfalls Waren für den nächsten Tag verwahren. „Der Montag ist beispielsweise so ein Tag, da ist das Spendenaufkommen verhältnismäßig hoch“, sagt Dieter Kruse.

Die niedrigen Spritkosten helfen der Tafel, weil sich dadurch Geld sparen lässt

Und noch etwas spielt der Tafel aktuell in die Karten: die niedrigen Spritpreise. „Das sind im Monat 100 bis 150 Euro, die wir da im Moment einsparen“, freut sich der Tafel-Vorsitzende. Denn die Helfer sind täglich mit sechs Fahrzeugen im Stadtgebiet unterwegs und sammeln die Spenden ein. Was Kruse auch freut: Der letzte Aufruf, mit dem die Tafel neue Helfer suchte, hat Früchte getragen. „Wir haben einige neue ehrenamtliche Helfer, die sich das jetzt mal anschauen und wir hoffen, dass sie dabei bleiben, dass es die Arbeit ist, die sie sich vorgestellt haben.“

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Einen Wermutstropfen gibt es allerdings doch: Seit Corona haben die Geldspenden nachgelassen, bedauert Kruse. Vielfach müssten die Menschen nun selbst sehen, wie sie zurecht kommen, weil ihnen möglicherweise auch weniger Geld zur Verfügung steht. „Und wenn uns bisher der kleine Handwerksbetrieb unterstützt hat, dann wissen wir selbstverständlich auch, dass der jetzt selbst kämpfen muss.“

Sachspenden und Ausgabeorte

Die Tafel sammelt außerdem auch Sachspenden. Vor allem Kleidung ist bei den Kunden der Tafel sehr gefragt. Aber teilweise vermittle man auch Einrichtungsgegenstände, etwa an geflüchtete Familien, so Dieter Kruse. Kleidung kann einfach bei der Tafel, Gladbecker Straße 108, abgegeben werden.

Die Tafel gibt nicht nur in Stadtmitte an der Gladbecker Straße Lebensmittel aus. Dienstags sind die Helfer in Kirchhellen und Ebel im Einsatz, am Donnerstag in der Boy. An den übrigen Tagen erfolgt die Ausgabe am Sitz der Tafel an der Gladbecker Straße.