Bottrop. Bottroper Tafel, Wohngeld, Mietstundungen von Gewerbetreibenden: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wirtschaftliche Folgen von Corona abzufedern
Die Corona-Krise geht an den Geldbeutel. Ob nun der Gewerbetreibende um seinen Betrieb bangt, der Selbstständige weniger verdient oder der Angestellte in Kurzarbeit ist. Bottroper suchen daher jetzt finanzielle Hilfe, wie sich beispielsweise bei den Anträgen auf Wohngeld oder beim veränderten Zulauf an der Tafel zeigt.
Mehr jüngere Kunden kommen in der Corona-Krise zur Bottroper Tafel
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„Die Anzahl der Leute, die die Tafel nutzen, ist gegenüber Februar etwas gestiegen“, berichtet Tafel-Chef Dieter Kruse. „Hauptsächlich hat aber eine Umschichtung stattgefunden.“ So seien etliche ältere Tafelkunden wohl aus Angst vor einer Ansteckung vor allem zu Beginn der Corona-Krise weggeblieben. „Dafür kommen nun andere, jüngere, die vielleicht in Kurzarbeit sind oder ihren Minijob verloren haben und dadurch in die Lage gekommen sind, die Tafel in Anspruch zu nehmen.“ Seit Beginn der Pandemie würden Bedürftige auch versorgt, ohne den so genannten Hartz-IV-Schein vorzulegen – „den hätten Menschen in Kurzarbeit ja auch gar nicht“, so Kruse.
Inzwischen sind auch alle Außenstellen der Tafel in den Stadtteilen unter den obligatorischen Hygienemaßnahmen wieder geöffnet. Und das vom Roten Kreuz gekochte Mittagessen – dreimal pro Woche je 80 Portionen – werde sehr gut angenommen. Die Fortführung der Ende April gestarteten Kooperation sei bis Mitte September genehmigt. Nur die Lebensmittelspenden machen Dieter Kruse aktuell Sorgen; vor allem Gemüse fehle.
Bottroper stellen Anträge auf Zuschuss zur Miete
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Neben Lebensmitteln muss jeder einzelne Monat für Monat Miete zahlen bzw. die Kosten fürs selbst genutzte Eigentum aufbringen. Menschen mit geringem Einkommen können hier als Zuschuss Wohngeld beantragen. Und auch dort ist laut Stadt eine Steigerung zu verzeichnen: In der Zeit vom 18. März (Schließung der Verwaltung) bis zum 17. Juni wurden für 435 Haushalte Wohngeldanträge gestellt. Im gleichen Zeitraum 2019 waren es 391 Haushalte – macht eine Steigerung um rund elf Prozent.
Allerdings kann Bürgerbüro-Chef Jürgen Terstegen nicht genau auseinanderdividieren, wie groß der Anteil der Corona-Pandemie samt Kurzarbeit u.ä. an dieser Steigerung ist – und welchen Anteil daran womöglich noch die Wohngeld-Novelle hat. Durch diese wurde gänzlich unabhängig von Corona zum 1. Januar 2020 nämlich der Kreis der Berechtigten erweitert. Terstegen: „Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung in NRW hat im November letzten Jahres hinsichtlich des Berechtigtenkreises eine Steigerung von 38 Prozent prognostiziert.“ Tatsächlich lagt die entsprechende Steigerungsrate in Bottrop im Januar 2020 sofort bei 37 Prozent.
Gewerbliche Mieter beschäftigen den Eigentümerverein Haus und Grund
Bei der Evangelischen Sozialberatung wird man froh darüber sein, dass die Zahl der dort gemeldeten Wohnungslosen durch die Corona-Krise nicht explodiert ist. Und beim Eigentümerverein Haus und Grund Bottrop wurde bislang nicht festgestellt, dass Mietzahlungen im Bereich des privaten Wohnraumes durch Corona auffallend ausbleiben würden. „Die Zahlungsverzüge in den betreffenden Monaten sind nicht signifikant mehr als sonst“, berichtet Geschäftsführer Markus Kruse.
Dafür sei im Bereich der gewerblichen Mieter viel zu tun. „Die großen Ketten sagen teilweise einfach: Sie zahlen nicht“, so Kruse. Bei inhabergeführten Geschäften seien oft Gespräche geführt und Einigungen im gegenseitigen Einvernehmen gefunden worden. „In aller Regel geht es da um Mietstundungen, in Einzelfällen wurden für einen gewissen Zeitraum auch Mieten reduziert.“ Gerade im Gastronomie-Bereich seien sogar Mieten normal weitergezahlt worden – teils zum Erstaunen der Immobilieneigentümer.