Bottrop/Oberhausen. Der Abwasserkanal Emscher soll im August geflutet werden. Bis Jahresende soll kein Tropfen Abwasser mehr in die Emscher fließen.
Rund 700 Millionen Euro investiert die Emschergenossenschaft insgesamt in diesem Jahr in die finalen Arbeiten für die Abwasserfreiheit in der Emscher. Ab Ende 2021 soll kein Tropfen Abwasser mehr in den zentralen Fluss des Ruhrgebietes fließen. Diesen aktuellen Stand des Generationenprojekts Emscher-Umbau stand im Fokus der Ratssitzung der Emschergenossenschaft.
„Der Emscher-Umbau, das größte Infrastruktur-Projekt in unserer Region, befindet sich aktuell in seiner Hochphase“, sagt Frank Dudda, Ratsvorsitzender und OB von Herne. „Mit der Befreiung der Emscher von ihrer Schmutzwasserfracht macht das Ruhrgebiet einen großen Schritt in Richtung Zukunft am Fluss.“ Von den insgesamt 705 Millionen Euro, die für das Jahr 2021 geplant sind, sind bereits 414 Millionen Euro im Rahmen von Auftragsvergaben investiert worden.
Kanal liegt schon in der Erde
Auf Bottroper Gebiet sind Emscherkanal und Pumpwerk bereits fertig. Zwei Nebenflüsse der Emscher sind hier auch schon renaturiert. Der Oberlauf der Boye in Kirchhellen und Grafenwald wurde nie als Industrieabwasserkanal missbraucht, für den Unterlauf schafft die Emschergenossenschaft gerade auf Gladbecker Gebiet ein neues Bett. Die Berne ist an der Einmündung zur Emscher ebenfalls renaturiert bis auf die letzten Meter. Dort erinnern die Betonschalen als Denkmal an die Vergangenheit als „Köttelbecke“. Auf Essener Gebiet „fehlt noch die große Schleife durch Vogelheim“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.
Auf Hochtouren laufen die Arbeiten zurzeit an der Renaturierung der Emscher am Wasserkreuz in Castrop-Rauxel. Dort erhält auch der Suderwicher Bach eine neue Trasse mitsamt naturnaher Mündung in die Emscher. Nach einer aktuellen Prognose liegen die Gesamtkosten des Emscherumbaus bei 5,38 Milliarden Euro. Nicht allzu weit weg von den ersten Prognosen vor 30 Jahren: Beim Start 1991 hatte die Emschergenossenschaft mit Gesamtkosten von 9 Milliarden Mark kalkuliert
Arbeit am Pumpwerk Oberhausen
Darüber hinaus baut die Emschergenossenschaft an neuen unterirdischen Abwasserkanälen entlang des Holzbachs in Herten und Gelsenkirchen, am Schwarzbach in Essen und Gelsenkirchen sowie am Borbecker Mühlenbach in Essen und Mülheim an der Ruhr. Schwerpunkt der aktuellen Arbeiten ist jedoch Deutschlands künftig größtes Schmutzwasserpumpwerk in Oberhausen – es ist der zurzeit wichtigste Baustein zur Inbetriebnahme des gesamten Abwasserkanals Emscher.
Der Abwasserkanal Emscher (AKE), die künftige abwassertechnische Hauptschlagader der Region, wird voraussichtlich im August auf der ganzen Länge von 51 Kilometern geflutet. Sein Herzstück, das Pumpwerk Oberhausen, durchläuft aktuell bereits die letzten Funktionstests. Insgesamt sind zehn mächtige Pumpen nötig, um das Abwasser aus einer Tiefe von rund 40 Metern zu heben – mit einer Maximalleistung von 16.500 Litern pro Sekunde! Ab Ende 2021 soll es keine offenen Abwassereinleitungen mehr in die Emscher geben.Im 35 Kilometer langen Abschnitt zwischen Dortmund und Bottrop ist der AKE seit September 2018 bereits in Betrieb.
Anschlüsse werden Stück für Stück umgestellt
Stück für Stück sind seit der Fertigstellung des Abwasserkanals bereits große Nebenläufe wie zum Beispiel der Nettebach in Dortmund, der Hellbach in Recklinghausen oder der Ostbach in Herne an den unterirdischen Sammler angeschlossen worden.
Die Emscher führt dadurch bereits deutlich weniger Abwasser als zuvor. Zahlreiche weitere Einleitstellen sind anschlussbereit. die Emschergenossenschaft nimmt das weltweit einzigartige Kanalsystem jedoch bewusst Stück für Stück in Betrieb.