Bottrop. Menschen über 60 konnten sich außer der Reihe zur Impfung mit Astrazeneca anmelden. Seit Montag werden sie geimpft. Probleme in Hausarztpraxen.
800 Impfungen stehen am Ostermontag im Impfzentrum auf dem Programm – davon 600 kurzfristig. Denn dahinter verbergen sich die Über-60-Jährigen, die sich am Samstag zur Impfung mit Astrazeneca anmelden konnten. Kurzfristig hatte das Gesundheitsministerium in Düsseldorf am Mittwoch die Aktion angekündigt, am Samstag wurde die Anmeldung freigeschaltet.
Und nur zwei Tage später konnten sich die ersten Bottroper über dieses unerwartete Ostergeschenk freuen.Denn die Termine mit dem englisch-schwedischen Impfstoff waren heiß begehrt. Für ganz NRW standen rund 400.000 Dosen zur Verfügung – bei knapp zehnmal so vielen Impfberechtigten. Für Bottrop waren demnach 2550 Impfdosen vorgesehen.
Bottrop konnte 3700 zusätzliche Termin freigeben
Doch man habe mehr Termine anbieten können, sagt Dr. Harald Hofer, der Ärztliche Leiter des Bottroper Impfzentrums. Denn aus einem Fläschchen Astrazeneca ließen sich mehr als die vorgesehenen zehn Dosen ziehen. „Bis zu zwölf Dosen sind darin und die kriegen unsere Mitarbeiter da auch raus“, lobt er die Apotheker im Impfzentrum. Hinzu sei eine weitere zusätzliche Astrazeneca-Lieferung gekommen, die auch eingesetzt wird. Die Folge: In Bottrop konnten 3700 Termine freigegeben werden.
Und die waren in kurzer Zeit auch schon weg. Bereits am Sonntagmittag meldete die zuständige Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), dass sämtliche Termin in ihrem Gebiet vergeben seien. Der Wunsch, sich impfen zu lassen, ist bei vielen Menschen wohl doch größer als die Sorge vor möglichen Nebenwirkungen des Astrazeneca-Impfstoffs.
Zwischenzeitlich wurden Terminbestätigungsmails nur verzögert versandt
Das bestätigen auch Ulrike und Hartmut Beckmann. Das Ehepaar gehört zu denjenigen, die von dem kurzfristigen Impfangebot profitieren konnte. Und so durften sich die beiden 64 und 65 Jahre alten Bottroper am Mittag des Ostermontags ihre Spritze abholen. „Ich glaube, eine Covid-Erkrankung ist schlimmer als die möglichen Nebenwirkungen“, stellt Ulrike Beckmann klar. Sie und ihr Mann hätten kein Problem, sich impfen zu lassen.
Über das Internet haben sie sich bei der KVWL für den Impftermin angemeldet. Das habe alles reibungslos funktioniert. Das erleben jedoch nicht alle so. Zwischenzeitlich habe es auch diesmal bei der Terminvergabe Verzögerungen gegeben, räumt die KVWL ein. „Der Versand der Registrierungs- und Terminbestätigungsmails war zwischenzeitlich deutlich verzögert, was jedoch nicht am Buchungssystem, sondern an den Einstellungen einzelner E-Mail-Provider lag“, so die Mitteilung der KVWL. Man habe dann unmittelbar Rücksprache mit den Anbietern gehalten, um das Problem schnellstmöglich im Sinne der Bürger zu lösen.
Alle vier Impfstaßen im Bottroper Impfzentrum sind geöffnet
Insgesamt, do das Fazit der KVWL, sei die Terminvergabe sowohl online als auch telefonisch außerordentlich stabil verlaufen. „Am Samstagmorgen verzeichnete die KVWL-Buchungsplattform rund 7.400 Aufrufe pro Sekunde. Unter der 0800 116 117 02 waren es fast 5000 Anrufversuche pro Sekunde“, schildern die Verantwortlichen die Größenordnung.
Für das Bottroper Impfzentrum bedeutet das, dass es nun unter Volllast läuft. Alle vier Impfstraßen seien geöffnet, so der organisatorische Leiter Michael Althammer. Vier Ärzte sind im Einsatz, dazu ein fünfter als Reserve. Am Dienstag stehen 900 Termine auf dem Plan. Dr. Harald Hofer geht davon aus, dass bis Ende der Woche die Astrazeneca-Dosen verimpft sein werden.
Es hakt immer noch bei der Verfügbarkeit der Impfstoffe
Parallel dazu können sich ab Dienstag Bottroper mit dem Geburtsjahr 1941 zur Impfung anmelden. Auch dafür stehen unter der Woche noch Termine bereit. Das seien 907 Impfberechtigte, so Althammer, Von denen seien sicher aber schon einige versorgt, etwa durch Impfungen in Pflegeheimen. Die Verantwortlichen in Bottrop hoffen, dass dann kurzfristig auch die nächsten Jahrgänge Termine vereinbaren können. „Es wäre gut, wenn Düsseldorf uns da jetzt nicht ausbremst.“ Außerdem werden telefonisch Risikopatienten einbestellt, die ein Attest vorweisen können.
Das ist der Stand bei den Impfungen
In Bottrop wurden, bis einschließlich 4. April, 11.860 Erstimpfungen im Impfzentrum am Südring verabreicht. Dazu kommen 3153 Zweitimpfungen. Das geht aus den Zahlen hervor, die die KVWL veröffentlicht. Außerdem haben die mobilen Teams in Bottrop 3834 Erst- sowie 3456 Zweitimpfungen verabreicht.
Dr. Harald Hofer, ärztlicher Leiter des Impfzentrums, geht davon aus, dass bis Ende der Woche rund 21.000 Bottroper geimpft sein werden. Seine Hochrechnung schließt die Impfungen in Krankenhäusern – dort wird das jeweilige Personal geimpft – mit ein.
Die Kapazitäten des Impfzentrums würden ausreichen. Tatsächlich bilden sich auch am Ostermontag nirgendwo Schlangen. Das Problem sei aber nach wie vor die Verfügbarkeit der Impfstoffe hier hakt es weiterhin. Das zeige sich bei der Versorgung der Hausarztpraxen, sagt Dr. Gerald Schmitt. Vorsitzender des Bottroper Ärztevereins. 36 Haus- und Frauenärzte wollten ab Dienstag ins Impfprogramm einsteigen. „Doch es haben nicht alle Praxen den Impfstoff bekommen“, so Schmidt. Einige hätten auch versucht, mehr als 20 Dosen zu bestellen, auch das habe nicht funktioniert.
Fachärzte in Bottrop stehen auch parat und sind bereit, zu impfen
Dabei gebe es auch im Bereich der niedergelassenen Ärzte noch reichlich Impfkapazitäten, so der Vorsitzende des Ärztevereins. Denn auch die Facharztpraxen stünden parat und könnten einsteigen – vorausgesetzt die Impfstoffmenge steigt.