Bottrop. Mandy Brands erlebt das Dilemma für Leiharbeiter in der Pflege mit wenig Tests und Impfchaos. Am Bottroper Impfzentrum wird sie abgewiesen.

Zeitarbeit bedeutet Arbeiten auf Zeit. Dieses Gefühl kennt Mandy Brands nur zu gut. Die gelernte Altenpflegerin hilft kurzfristig immer aus, wo Not am Mann oder an der Frau ist. In Zeiten von Corona sind Menschen wie sie unverzichtbar. Trotzdem fühlt sie sich wie eine Pflegerin zweiter Klasse, weil sie während der Pandemie kaum getestet und bisher nicht geimpft worden ist. „So etwas geht gar nicht. Ich bin jeden Tag mit alten und pflegebedürftigen Menschen zusammen“, sagt sie.

Ihre Einsatzorte: heute hier, morgen dort. Manchmal hilft sie ein paar Wochen lang an einem Standort aus. Dann ist es ein Seniorenheim, anschließend eine Isolierstation in einem Krankenhaus oder bei einem ambulanten Dienst. Das Dilemma der Pflegekräfte in der Zeitarbeit während der Coronakrise hat sie in den vergangenen Monaten am eigenen Leib erfahren. Im Zeitraum von April bis November wurde sie an keinem ihrer eingesetzten Arbeitsstätten auf das Coronavirus getestet. Was die Sache noch schlimmer macht, sie wusste damals die ganze Zeit nicht, ob sie mit dem Coronavirus infiziert war oder nicht. „Wir schleppen das Virus möglicherweise mit uns herum, ohne es zu wissen“, sagt Mandy Brands über sich und andere Pflegekräfte in der Zeitarbeit.

Unklarheit über Zuständigkeit für die Tests

Symptome hatte sie nie gehabt, aber ein Restrisiko blieb damals trotzdem bestehen. „Mir geht es gar nicht so sehr um mich“, sagt sie. Stattdessen mache sie sich vor allem Gedanken und Sorgen um die älteren Menschen, um die sie sich täglich kümmert. Moderna? Biontech? Oder Astrazeneca? Für die Bottroperin

Applaus - aber keine Veränderung

In der Pandemie hat es für Mandy Brands und andere Pflegefachkräfte viel Applaus gegeben. „Für das Klatschen kann ich mir aber nichts kaufen“, sagt sie rückblickend. Viel verändert hat sich in den so genannten systemrelevanten Berufen nicht.

„Für mich wäre wichtiger, wenn man mehr Personal hätte und wir dadurch mehr Zeit für die bedürftigen Menschen hätten.“ Ein Vorschlag von ihr, um die möglichen Sorgen vor einer Corona-Infektion zu verringern: Pflegekräfte sollten kostenlose Tests für Zuhause bekommen.

stellen sich diese Fragen gar nicht: „Ich würde mich mit jedem Impfstoff impfen lassen.“ Nur wie funktioniert die Terminvergabe in Impfzentren für Pflegekräfte in der Zeitarbeit? Aus Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen mit dem gleichen Arbeitsverhältnis hat sie gehört, dass nicht die Zeitarbeitsfirma, sondern die Firma, die sie bucht, also der Auftraggeber, für das Angebot der Testung und Impfung verantwortlich sein soll. Ob das stimmt, konnte ihr letztlich keiner verlässlich beantworten.

Sie hat jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass das festangestellte Personal in den stationären Einrichtungen über mobile Impfteams geimpft wurde. Manche hätten den Leiharbeitern auch ein Impfangebot unterbreitet, andere Einrichtungen wiederum hätten darauf verzichtet. Im Januar kümmert sie sich schließlich selbst darum und vereinbart über das Internet-Portal einen Termin im Bottroper Impfzentrum. Als sie vor wenigen Tagen zum Termin erscheint, wird sie abgewiesen. Mit der Begründung: sie sei noch nicht zu einer Impfung berechtigt. Alle notwendigen Unterlagen habe sie dabei gehabt. Laut Brands habe man gesagt, dass sie noch nicht über 80 wäre und keinen festen Träger habe. „Und das, obwohl ich zur Impfgruppe 1 gehöre“, sagt sie.

Der Hickhack der letzten Wochen

Michael Althammer, Leiter des Impfzentrums, erklärt: „Es gilt das Dienstortprinzip. Also der Dienstort der Firma und nicht der Wohnort.“ Das heißt: Weil ihr Arbeitgeber nicht in Bottrop, sondern woanders im Ruhrgebiet ansässig ist, kann sie nicht im Impfzentrum am Südring geimpft werden. Folglich müsste sie sich in der Stadt des Firmensitzes impfen lassen.

Nach dem ganzen Hickhack der letzten Wochen will sich Mandy Brands so schnell wie möglich ab April vom Hausarzt die Spritze gegen das Coronavirus geben lassen.