Bottrop. Das ehrenamtliche Impf-Taxi ist in Bottrop mehr als ein reiner Fahrservice zum Impfzentrum. Was das für betagte Impflinge bedeutet.
Leni Haupenthal (86) sitzt zufrieden hinten im Auto, während André Hengstermann (42) sich am Steuer für die Heimfahrt vorbereitet. Die Seniorin hat im Impfzentrum Bottrop gerade die zweite Dosis erhalten, fühlt sich gut - und mit dem Ehrenamtlichen an ihrer Seite auch sicher. Für die Ehrenamt Agentur begleitet Hengstermann Senioren bei ihren Terminen im Impfzentrum, ist auf Wunsch verlässlich da während des gesamten Wegs durch die Impfstraße, von der Anamnese bis zur Beobachtungszeit nach dem Piks.
Ehrenamtlicher aus Bottrop ist hauptberuflich bei der Feuerwehr Dortmund
Hauptberuflich bei der Feuerwehr Dortmund und nebenbei unter anderem im neuen ASB-Testzentrum am Lamperfeld im Einsatz, hat er sich gerne für diesen Begleiterjob gemeldet. „Ich weiß aus Erfahrung, wie viele ältere Menschen alleine zu Hause sind und nicht wissen, wie sie das alles hinkriegen sollen.“ Das Hauptaugenmerk liegt bei der Begleitung vor Ort, bei der Hilfe bei den Formularen, beim Führen durch den kleinen Parcours der Impfstraße. „Die älteren Leute sind ja hauptsächlich zu Hause. Sie stehen hier vor einer Riesenaufgabe.“
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Vier Fahrten hat er bislang begleitet, der Ablauf ist immer gleich: „Ich laufe oder radle zur Ehrenamt Agentur, hole dort den Schlüssel und kann dann das am Saalbau geparkte Fahrzeug nutzen.“ Das wird ebenso zur Verfügung gestellt wie Masken und Desinfektionsmittel. Dann wird der betagte Impfling zu Hause abgeholt – und nach dem Piks auch wieder heimgebracht.
Bei Taxifahrern, die dies als Konkurrenz sehen und von der Stadt teils selbst gerne in einen Shuttle-Service eingebunden wären, stößt das Angebot auf Kritik. Das weiß auch Leni Haupenthal, die dem entgegnet: „Es geht mir nicht ums Geld. Aber ein Taxi lädt einen nur am Impfzentrum ab, und hinterher muss man warten, bis man abgeholt wird.“ Dabei ist es die Begleitung an ihrer Seite, die ihr besonders wichtig ist. „Allein hätte ich das gar nicht gekonnt“, meint die 86-Jährige, die auf keinen anderen Unterstützer etwa aus dem Familien- und Bekanntenkreis habe zurückgreifen können.
Bottroper Seniorin: „Ich wollte die Impfung erst gar nicht machen“
Zumal sie sich vor ihrem ersten Impftermin sorgte. „Ich wollte das erst gar nicht machen“, verrät die Seniorin. Aber ihr Pflegedienst habe sie überzeugt. Mit zwei Freundinnen nahm sie das Ganze in Angriff. Der Sohn einer Freundin habe für alle drei Impftermine besorgt. Und von dem ehrenamtlichen Impf-Taxi wusste Leni Haupenthal aus der Zeitung.
„Viele warten ab, bis auch die Hausärzte impfen“, meint sie. „Aber so geht es doch schneller.“ Und sie habe jetzt auch wieder Lust, mit Leuten zusammenzukommen, fühlt sich sicherer.
ASB-Wünschewagen hilft beim Transport von nicht gehfähigen Senioren
Insgesamt stehen rund hundert Ehrenamtliche für die Transportfahrten bereit, berichtet Sandra Urban von der Ehrenamt Agentur. Sie koordiniert die Anfragen: „Es melden sich mehr und mehr Senioren.“ Dank André Hengstermann konnte das Angebot schon erweitert werden: Er stellte den Kontakt zum ASB-Wünschewagen-Projekt her, bei dem er selbst ehrenamtlich mitmacht. Mit dem Transporter, der von einem Rettungssanitäter und einer Pflegekraft begleitet wird, können auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Rollstuhlfahrer zum Impfzentrum gebracht werden.