Bottrop. Starke Preissprünge prägten trotz der Coronakrise den Bottroper Immobilienmarkt. Wo die Grundstückspreise am höchsten und am niedrigsten sind.
Die Preise für neue Häuser und Eigentumswohnungen in Bottrop sind erneut stark angestiegen. So zahlten die Käufer für eine neue Eigentumswohnungen im Vorjahr im Durchschnitt rund 3701 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Ein Jahr vorher lag der Durchschnittspreis noch bei 3340 Euro. „Nachdem schon in den letzten Jahren außerordentliche Preissteigerungen festzustellen waren, sind es nun nochmals rund elf 11 Prozent“, stellt Achim Petri als Vorsitzender des Bottroper Gutachterausschusses für Grundstückswerte daher fest.
Zum Vergleich: Im Jahr 2015 zahlten Käufer einer neuen Eigentumswohnung noch 2500 Euro je Quadratmeter. Das macht in den fünf Jahren bis Ende 2020 einen Preissprung um 48 Prozent aus, oder fast zehn Prozent pro Jahr. Noch stärker fiel der aktuelle Preissprung beim Kauf gebrauchter Wohnungen aus: rund 15 Prozent. Eine gebrauchte Eigentumswohnung kostete im vorigen Jahr in Bottrop über alle Wohnlagen, Ausstattungsmerkmale und Altersklassen hinweg rund 1736 Euro je Quadratmeter. Und bei neuen Ein- und Zweifamilienhäusern stellte der Gutachterausschuss sogar eine Preissteigerung von rund 18 Prozent fest.
In Bottrop bleibt die Nachfrage nach den eigenen vier Wänden hoch
Trotz der großen Preissprünge machten die Gutachter bei einem geringen Angebot weiterhin eine starke Nachfrage nach den eigenen vier Wänden aus. „Nachdem es noch Mitte 2020 so aussah, als ob sich die Corona-Pandemie negativ auf die Umsatzentwicklung auswirken würde, ist die Gesamtanzahl der Verkaufsfälle dann doch fast konstantgeblieben“, stellte Achim Petri fest. „Der Gesamtumsatz hat mit rund 275 Millionen Euro wiederum einen Spitzenwert erreicht, nur im Jahr davor lag er mit 291 Millionen Euro etwas höher“, teilte Petri mit.
Steigende Tendenzen sind auch bei den Grundstückspreisen zu sehen: So liegen die Richtwerte für die Preise von Wohngrundstücken für Ein- und Zweifamilienwohnhäuser inzwischen in guten und sehr guten Lagen des Stadtgebietes im Durchschnitt bei rund 360 Euro pro Quadratmeter, im Jahr zuvor betrugen sie noch 340 Euro. In mittleren Lagen werden im Schnitt 230,- Euro/m² fällig: im Vergleich zu 220 Euro im Jahr 2019, und in den einfachen Lagen waren mittlerweile 180 anstatt 160 Euro/m² zu zahlen.
In Kirchhellen werden Spitzenpreise für Grundstücke gezahlt
Der Spitzenwert liegt bei 480 Euro/m² einmal mehr in Kirchhellen an der Pastor-Dahlmann-Straße und am Kirchhellener Ring; noch einmal um 20 Euro/m² höher als bisher. Der niedrigste Wert lag in der Straße „Im Werth“ in der Welheimer Markt anstatt bei 110 nun bei 140 Euro/m². „Wie auch schon in den letzten Jahren war wiederum festzustellen, dass Bauträger in einzelnen Fällen bereit waren überdurchschnittliche Preise zu bezahlen, wenn sie auf diesen Grundstücken hochwertige Neubau-Eigentumswohnungen realisieren konnten“, erklärte Achim Petri. Dies war vor allem bei solchen Grundstücken der Fall, die sich in Wohnlagen befinden, die eine hohe Lebensqualität aufweisen.
Preiskalkulator hilft jedermann
Neben dem schon länger verfügbaren Immobilienrichtwert für Eigentumswohnungen hat der Gutachterausschuss nun auch Immobilienrichtwerte für Einfamilien-Doppelhaushälften, für Reihenendhäuser sowie für Reihenmittelhäuser abgeleitet.
Immobilienrichtwerte sind durchschnittliche Lagewerte für Immobilien bezogen auf ein Normobjekt. Der Immobilienrichtwert beinhaltet den Bodenwert und den Wert der baulichen Anlagen. Er ist sachverständig aus der Kaufpreissammlung abgeleitet worden und ist als Wert in Euro/m²-Wohnfläche festgesetzt.
Abweichungen der individuellen Immobilie in den Normkriterien können durch Faktoren berücksichtigt werden, die in dem sogenannten „Immobilien-Preis-Kalkulator“ hinterlegt sind. Mit dem Immobilien-Preis-Kalkulator kann jedermann den Marktwert einer Immobilie auch ohne spezielles Fachwissen näherungsweise ermitteln. Er ist kostenfrei über www.boris.nrw.de unter dem Stichwort „Immobilienrichtwerte“ zu finden.
„Der typische Immobilienkäufer in Bottrop kommt auch aus Bottrop“, hob der Vorsitzende des Gutachterausschusses hervor. In etwas mehr als zwei Dritteln aller Grundstückskäufe war dies der Fall. Dennoch scheine Bottrop auch für Nicht-Bottroper attraktiv zu sein, da nicht ganz ein Drittel der Käufer auswärtige gewesen seien. „Erfahrungsgemäß kommen die meisten auswärtigen Käufer aus den umliegenden Nachbarstädten, wo teils auch ein höheres Preisniveau festzustellen ist“, erklärte Petri. „Aber auch die Attraktivität der Neubaugebiete in Kirchhellen und die Aufwertung des Bottroper Südens in den letzten Jahren könnten bei der Wohnortentscheidung eine Rolle gespielt haben“, meint er.
Weniger große Flächen aus der Landwirtschaft verkauft
Dabei ging der Flächenverbrauch durch den Wohnungsbau offenbar zurück. So halten die Gutachter fest, dass im Jahr 2020 bebaute und unbebaute Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 182 Hektar verkauft worden seien. Das entspricht ungefähr 1,8 Prozent der Gesamtfläche Bottrops. Petri: „Damit ist der Flächenumsatz gegenüber dem Vorjahr um fast 60 Prozent gefallen, was insbesondere daran liegt, dass weniger große Flächen aus dem land- und forstwirtschaftlichen Bereich verkauft worden sind“.