Bottrop. Die CDU-Vorstände in Bottrop, Gladbeck und Dorsten haben den Ex-Abgeordneten nominiert. Er setzte schon vor der Coronakrise auf digitale Bildung.

Digitale Musterschulen in der Stadt zu wissen, wäre sicher von Vorteil - in der Corona-Krise um so mehr. Der Apple-Konzern wollte solche Schulen auch einrichten. Sven Volmering hatte den Kontakt zu dem Technologiekonzern aus Kalifornien hergestellt, als er für die CDU/CSU-Fraktion Berichterstatter für digitale Bildung im Bundestag war. Das Projekt scheiterte aber in den Städten - mal mangels Interesse, mal mangels technischer Voraussetzungen. Heute hält sich der Politiklehrer nicht mehr lange mit den Gründen dafür auf, warum nichts daraus wurde, in jeder Stadt seines Wahlkreises zumindest eine solcher Musterschulen aufzubauen. Volmering stellt sich wieder zur Wahl. Die CDU-Vorstände in den Städten Bottrop, Gladbeck und Dorsten haben den 44-Jährigen erneut zu ihrem Bundestagskandidaten ernannt.

Volmering tritt zu einem Zeitpunkt an, zu dem die Union nicht gut dasteht. Auch den ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten bringt die Korruptionsaffäre aus der Fassung. „Das ärgert mich massiv, dass einzelne Raffkes das Ansehen des gesamten Bundestages beschädigt haben und damit ja auch die Demokratie in den Dreck gezogen haben“, sagt der Lehrer. In einer Vermittlerrolle sieht der Familienvater Bundestagsabgeordnete allerdings sehr wohl. „Auch ich habe als Abgeordneter selbstverständlich Kontakte hergestellt, dass aber jemand Geld dafür nimmt, das tut sehr, sehr weh“, betont er.

Der haushohe Vorsprung in der alten SPD-Hochburg ist dahin

Der 44-Jährige war 2013 über die CDU-Landesliste in den Bundestag eingezogen. Bei der Wahl 2017 schied er wieder aus. Dreimal war das Mitglied des CDU-Landesvorstandes seit 2009 im Wahlkreis von Bottrop, Gladbeck und Dorsten angetreten. Die Direktwahl verlor er jedes Mal gegen den amtierenden SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Gerdes. Den Bottroper sieht Volmering daher auch bei dieser Wahl wieder in der Favoritenrolle. Schließlich war der Wahlkreis Jahrzehnte lang eine SPD-Hochburg.

„Ich kann nur gewinnen“, sagt Sven Volmering daher jetzt. Denn chancenlos ist er längst nicht mehr. Bevor der frühere Landesvorsitzende der Jungen Union das erste Mal antrat, betrug der Abstand zwischen den Bewerbern von SPD und CDU noch fast 25 Prozent der Erststimmen. Auch bei den Bundestagswahlen 2009 und 2013 lag Wahlsieger Michael Gerdes noch mit fast zehn Prozent vorn. Doch der haushohe SPD-Vorsprung ist inzwischen dahin. So betrug der Abstand zwischen den Direktkandidaten der beiden Berliner Koalitionsparteien bei der Bundestagswahl 2017 gerade noch 3,2 Prozent.

Bürgermeister wollte der Politiklehrer lieber nicht werden

Der CDU Politiker Sven Volmering, 44, macht sich wieder auf den Weg nach Berlin. Er tritt erneut zur Bundestagswahl an.
Der CDU Politiker Sven Volmering, 44, macht sich wieder auf den Weg nach Berlin. Er tritt erneut zur Bundestagswahl an. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Volmering hat in der Zeit zwischen den Bundestagswahlterminen vier Angebote ausgeschlagen, in verschiedenen Städten als Bürgermeisterkandidat für die CDU anzutreten. Seine Sache sei die Bundespolitik, erklärt er dazu. Ein CDU-Bürgermeister war es aber schließlich, der ihn ermunterte weiterzumachen: Tobias Stockhoff aus Dorsten. Sehr viel Überzeugungsarbeit musste er aber wohl nicht leisten, denn Sven Volmering ist die Freude an der politischen Arbeit regelrecht anzumerken. „Ich mache sehr gerne Politik. Das ist eine Ehre, auch ein großes Privileg, die Interessen der Bürger hier im Wahlkreis zu vertreten“, betont der Politiklehrer.

Man kommt mit so vielen Menschen in Kontakt und kann dabei ja auch so viel lernen“, gerät der CDU-Kandidat beinahe ins Schwärmen, wobei die Kontaktaufnahme wegen der Corona-Krise zurzeit ja nur schwer möglich sei, schränkt er ein. Den richtigen Wahlkampf wolle sich die CDU daher auch auf die Wochen kurz vor der Wahl aufsparen, macht der 44-Jährige klar. „Jetzt geht es zu allererst darum, die Pandemie endlich in den Griff zu bekommen“, betont er. Dass das Corona-Krisenmanagement längst nicht immer gut funktioniert, stört auch ihn. Doch Volmering betont mit einem gewissen Verständnis auch: „Wir sind schließlich in einer sehr großen Krise“.

Für die Digitalisierung der Schulen setze er sich weit vor der Coronakrise ein

Auch er wundert sich aber, wie lange das alles dauert, bis die Corona-Maßnahmen verwirklicht werden: ob nun beim Impfen oder Testen. Sein Rat ist: „Wir sollten in einer solchen Krise auch einmal fünfe gerade sein lassen und den Fachleuten am Ort mehr freie Hand geben“. Die Verzögerungen bei der digitalen Ausstattung der Schüler und Lehrer fällt ihm da ebenfalls ein. „Auch an meiner Schule haben wir noch kein einziges Lehrer-iPad“, sagt Sven Volmering. Er unterrichtet am Mariengymnasium in Bocholt.

Als Sven Volmering vor ein paar Jahren im Bundestag CDU-Berichterstatter für digitale Bildung und ja auch für Fernunterricht war, galt seine Domäne bei vielen noch als Orchideenthema. Das habe sich inzwischen geändert. Für die Digitalisierung der Schulen stehen Milliardensummen bereit. „Da ist viel in Bewegung“, sagt der CDU-Kandidat, merkt aber auch an: „Ohne die Corona-Pandemie wäre längst nicht so viel in Gang gekommen, jede Wette“.

>>> CDU-Delegierte wählen ihren Bundestagskandidaten am 22. April

Immer wieder musste die CDU den Termin zur Aufstellung ihres Bundestagskandidaten verschieben. Nun will sie am Donnerstag, 22. April, in Dorsten den Kandidaten für Bottrop, Dorsten und Gladbeck aufstellen. „Wir sind uns sicher, dass Sven Volmering sozusagen nahtlos sein Engagement für die CDU und für Bottrop fortsetzen wird. Wir freuen uns, dass er bereit ist, mit uns den Bundestagswahlkampf zu bestreiten“, sagt Bottroper CDU-Vorsitzende Anette Bunse. „Seine Vernetzung und seine große Gewandtheit unter anderem in digitalen Themen wissen wir sehr zu schätzen. Gemeinsam erreichen wir hoffentlich unser Ziel und Sven Volmering ist wieder unser Mann für Bottrop in Berlin“, sagt die Bottroper CDU-Landtagsabgeordnete.

Kämpferische Töne kommen aus Gladbeck. „Mit Sven Volmering unterstützen wir einen Kandidaten, der sowohl die Arbeit als Abgeordneter als auch die konkrete Situation an unseren Schulen kennt“, sagt der Gladbecker CDU-Vorsitzende Dietmar Drosdzol. „Sein Ausscheiden aus dem Parlament 2017 kam unverhofft und viel zu früh. Er steckt voller Elan und Tatendrang, und die von ihm beackerten Themen Bildung und Digitales sind so aktuell wie nie. Die Gladbecker Union wird alles geben, dass Sven Volmering den Wahlkreis in diesem Jahr direkt gewinnt“, erklärter er.