Gladbeck. . Der CDU-Bundestagsabgeordnete diskutierte über den Fußball zwischen Tradition und Kommerz. Sportlergagen, sagt er, sollten gedeckelt werden.
Sven Volmering kam am Donnerstagabend direkt vom Haustüren-Wahlkampf. Und der kann dauern. Deshalb begrüßte Tobias Lüdiger, der Vorsitzende des CDU-Ortsvereins Gladbeck-Mitte die zwölf Besucher im Café Stilbruch zum Auftakt der Reihe „60 Minuten mit. . .“
Die Eröffnungsfrage an Volmering, der im VfB-Stuttgart-Trikot auflief, war natürlich die nach seinen ersten Fußballerinnerungen. „In den 60er Jahren gab es die Familienmeisterschaft der Aktion Sorgenkind. Seitdem hat die ganze Familie Volmering das Fußball-Gen. Ich selbst habe beim 1. FC Bocholt in der Niederrheinliga gespielt. Stuttgart-Fan wurde ich, als ich 1982 als Sechsjähriger den Kicker mit Karlheinz Förster gesehen habe. Die Liebe zu seinem Verein gibt man nicht wieder her. Nur aus meinem Traum, selbst mit dem VfB deutscher Meister zu werden, wurde nichts.“
„Ich kann den Frust verstehen“
Lüdiger begann mit den Protesten der Fans gegen Kommerzialisierung, die Vergabe der Vermarktungsrechte, das Pyrotechnik-Verbot und andere Entscheidungen des Deutschen Fußballbunds (DFB). Volmering: „Ich kann den Frust verstehen. Das Angebot von DFB-Präsident Grindel, mit den Fans zu diskutieren, ist richtig. Ich habe kein Verständnis dafür, dass der VfB Stuttgart montags abends nach Bremen fahren muss.“
Auch nicht dafür, dass immer mehr Vereine ihre Profi.Abteilung ausgliedern: „Man muss die Proteste ernst nehmen. Was passiert, wenn der Konzern, der hinter dem Verein steht, den Stecker zieht? Die Traditionsclubs ziehen einfach mehr Zuschauer an, da ist auch alles viel emotionaler.“
„Das macht wirklich den Fußball kaputt“
Jüngst provozierte der DFB mit der Idee, die chinesische U20-Nationalmannschaft in einer deutschen Regionalliga mitspielen zu lassen, um Geld aus China zu akquirieren. Volmering: „Das macht wirklich den Fußball kaputt. Wenn das so weitergeht, findet unser Pokalfinale irgendwann in Shanghai statt. Ich bezweifle, dass da sportliche Werte hinter stehen. Die Chinesen müssen schon von selbst auf die Beine kommen.“
Ein Zuschauer fragte: „Ist es nicht schon Menschenhandel, dass Neymar für 222 Millionen Euro vom Barcelona nach Paris wechselt?“ Volmering, selbst Barcelona-Fan, kann Neymar nicht verstehen: „Er hatte in Barcelona einen guten Vertrag und gehörte zu einem super Sturm-Trio, zusammen mit Suarez und Messi. Wenn der Scheich, der hinter Paris St. Germain steht, sagt ‚jetzt ist Schluss‘, dann geht es abwärts. Ich bin ein großer Fan des amerikanischen Systems mit Gehaltsobergrenzen. Da sind die Football- und Basketball-Meisterschaften viel abwechslungsreicher und unvorhersehbarer. Kaum jemand verteidigt mal einen Titel.“
Wichtige Talentförderung
Tobias Lüdiger brachte das Gespräch zurück auf Gladbeck. Die Kreisligavereine kämpfen mit Spieler- und Zuschauerrückgang, weil viele sich sonntags lieber Schalke oder Borussia Dortmund ansehen. Volmering lenkte den Blick auf den Nachwuchs: „In der Talentförderung liegt wirklich der Hund begraben – nicht nur im Fußball. Ich kann das Gemotze des Deutschen Olympischen Sportbundes nicht mehr hören. Deutschland gewinnt kaum noch Medaillen, weil die Konkurrenz zu stark ist? Nein. Uns fallen viel zu viele Talente durchs Raster. Wenn Jugendliche bis 16 Uhr in der Schule sind, haben sie danach keine Ausdauer für einen Sportverein . Ich bin Fan des amerikanischen Schulsports. Aber hier wird an den Schulen ja meist leider der Sportunterricht zuerst gekürzt. Ich habe zwar kein Patentrezept, aber warum lässt man nicht mal die drei Gladbecker Gymnasien in mehreren Sportarten gegeneinander antreten?“
Am Ende der 60 Minuten mit Sven Volmering verteilte Lüdiger an alle Besucher Tippscheine für die Abschlusstabelle der Bundesliga-Hinrunde. Volmering setzte die Münchener an die Spitze, Dortmund auf Platz zwei, Schalke auf drei, den HSV auf elf und „seine“ Stuttgarter auf zwölf.