Bottrop. Seit 1911 ist der MGV Concordia aktiv. Die Kooperation mit dem alten Werkschor der Ruhröl gibt es seit 1963. Sängermangel beendet die Tradition.

Die Chorlandschaft der Stadt wird um einen Klangkörper ärmer. Zu Jahresbeginn hat sich der Männerchor Concordia Ruhröl aufgelöst. „Corona war am Ende sicher ausschlaggebend“, sagt Heinz Getzmann. Seit vielen Jahren ist der 82-Jährige erster Vorsitzender des Traditionsverbundes. Aber auch angesichts der geringer werdenden Zahl der aktiven Sänger, zuletzt waren es noch 19, davon etwa die Hälfte über 80 Jahre alt, habe man schon länger mit dem Gedanken gespielt, so Getzmann.

Eine der frühen Chor-Kooperationen

Als immer noch aktiver Sänger, der ebenso wie seine Frau „seinem“ Kirchenchor von St. Franziskus und St. Johannes die Treue hält, tut es ihm natürlich weh, letzter erster Vorsitzender der Chorgemeinschaft zu sein, die seit 1963 übrigens stets gemeinsam auftrat. Der ältere Teil, die Concordia, hätte in diesem Jahr ihr 110-jähriges Bestehen gefeiert. Der Ruhrölchor ist 1953 als Werkschor des gleichnamigen Unternehmens gegründet worden. „Der damalige Leiter wollte immer nur mit ganz großem Chor auftreten, darum gab es damals schon eine Konzertkooperation der beiden Klangkörper, die ansonsten bis zur echten Fusion 2014 eigenständig blieben und auch getrennt probten“, erinnert sich Heinz Getzmann, der früher auch in einem anderen Werkschor aktiv war: dem Chor der Ruhrglas in Karnap, seinem langjährigen Arbeitgeber.

Hohe Auszeichnung zum 100-Jährigen

Der MGV Concordia wurde 1911 als freier Männerchor gegründet. Das 100-jährige feierte man 2011 während der Bottroper Chortage noch groß im Saalbau, der schon länger Geschichte ist. Andere Zeiten: Auf dem Foto vom Festkonzert stehen noch rund 50 Aktive auf der Bühne. Stargast war damals der bekannte Bassist und Moderator Gunther Emmerlich. Damals erhielt der Chor auch die Zelter-Plakette, die höchste deutsche Auszeichnung, die der Bundespräsident Amateurchören verleiht, die sich seit mindestens 100 Jahren um die Musik verdient machen.

Letzter Auftritt des MGV Concordia Ruhröl war das Weihnachtskonzert 2019 in St. Johannes in der Boy.
Letzter Auftritt des MGV Concordia Ruhröl war das Weihnachtskonzert 2019 in St. Johannes in der Boy. © MGVCR

Der wohl weiteste Konzertabstecher führte den Männerchor Anfang der 80er Jahre in Bottrops Partnerstadt Blackpool. Aber in der Region zeigte sich die Concordia Ruhröl immer umtriebig und kontaktfreudig. Gemeinsame Auftritte mit dem Schalker Kinderchor, den Westfälischen Nachtigallen, mit dem bekannten Trompeter Walter Scholz oder dem Duetto Belcanto sind nur einige Beispiele für die musikalischen Kontakte über die Stadtgrenzen hinaus. Und natürlich gehörte das Ensemble auch der von Chor-Urgestein Willibald Wiechers und dem damaligen Kulturamtsleiter Dieter Wollek ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft Bottrop Chöre (ABC) an. „Für Open-Air-Auftritte bei den Chortagen oder dem Day of Song waren wir immer zu haben“, erinnert sich Heinz Getzmann.

Chormusik in Bottrop hat Zukunft

Trotz der für den MGV Concordia Ruhröl traurigen Entscheidung: Für die Zukunft der Chormusik in Bottrop sieht der leidenschaftliche Sänger keineswegs schwarz. Dabei erwähnt Heinz Getzmann die zahlreichen neuen Gospel-Formationen, Projektchöre, wie zum Beispiel für die Opernaufführungen von „Aida“ oder „Der fliegende Holländer“ auf der Halde. In beiden hat der Boyer übrigens selbst mitgesungen. Heute würde er sich das nicht mehr zutrauen. Alles hat eben seine Zeit. Aber im Namen der Concordia Ruhröl wünscht der Vorstand an dieser Stelle allen Bottroper Chören eine gute Zukunft und: „Dass die Proben bald endlich wieder stattfinden können.“