Bottrop.
Es gab an diesem Abend, an dem auch in Berlin das deutsche Fußball-Pokalfinale stattfand, im Saalbau nur Sieger: der MGV Concordia 1911 aus der Boy wurde für das 100-jährige Bestehen mit der Zelter-Medaille des Deutschen Sängerbundes für seine Verdienste und seine Treue zum Gesang ausgezeichnet; Gunther Emmerlich als Tiefton-Taucher“ mit seinen humorvollen „unbassenden“ Kommentaren sowie seinen Arien und Songs aus Oper und Musical; die anderen beteiligten Ensembles (Männerquartett 1881, die Chorgemeinschaft Harmonie Essen 1888 und Ruhr-Oel, zu der auch die Eintracht-Sänger gehören) bei der Eröffnungsgala der 5. Bottroper Chortage; die Chor-Funktionäre wie NRW-Präsident Hermann Otto und Klaus Springenberg sowie die lokalen Ausrichter Willibald Wiechers und Raimund Kayser; und natürlich die glückliche Stadtspitze in Person von OB Bernd Tischler.
Dieser sprach von einem „musikalischen Glanzpunkt“ für die Kulturszene, denn die seit 1999 organisierten Chortage dokumentierten jeweils die hohe Anerkennung und Akzeptanz für das Chorwesen in Bottrop. Zum Traditionsbewusstsein geselle sich auch die Offenheit, und erst durch diese Kombination sei der Weg frei gemacht worden zu diesem „großartigen“ Ereignis, so der Oberbürgermeister. Über 2000 Sänger/innen engagierten sich in dieser Stadt für dieses Genre.
Otto hob in seiner Laudatio für die Concordia die Bedeutung der deutschen Laienmusik hervor: Durch diese Basis könne sich erst das professionelle Leistungsniveau entwickeln. Dem Jubiläumschor wünschte er „mindestens noch weitere gute 25 Jahre“.
Für viele sei Fußball die schönste Nebensache der Welt - für andere aber hätte das Musikerleben, -hören oder -gestalten eine ebenso hohe Priorität, leitete Achim Bleul seine Moderation des Programms ein. Und dann kam endlich die Musik „zu Wort“.
Werke von Siegler und Jeep, Lortzing (“Waffenschmied“) und Gounod (“Margarethe“), von Strauß (“An der schönen blauen Donau“) und ein Medley mit den Schlagern von Willi Kollo (“Berlin bleibt doch Berlin“ u.a.), von Ihlau (das populäre und den Frieden feiernde Lied von „Jerusalem“ als Vision des irdischen Paradieses) und Trapp - schöne, hübsche und bekannte Melodien für eine festliche Ouvertüre, die mehr Besucher verdient gehabt hätte. In die dankbaren und zuweilen auch schwierigen Aufgaben teilten sich alle genannten Gruppen. Geleitet wurden die Chöre von Georg Wehr (auch Gesamtleitung) und Axel Quast. Am Klavier unterstützte Ludger J. Köller die chorischen Ambitionen.
Zwei thematische Blöcke übernahm der aus Dresden angereiste Gunther Emmerlich. Sein strammer Bass besitzt immer noch eine pralle Tiefe, mit der er beeindrucken kann: als Osmin (“Entführung aus dem Serail“), als Sarastro (“Die Zauberflöte“), als Falstaff sowie im zweiten Teil mit Musical-Songs (Kerns „Showboat“, Gershwins „Porgy and Bess“ und als Höhepunkt der Tevje in „Anatevka“, seinem Lieblingsstück). Im großen Finale mit „Jerusalem“ u.a. reihte sich der prominente TV-Moderator und Musikentertainer in die Chorriegen ein. Emmerlichs Partner am Klavier: Klaus Bender von der Semper-Oper in der sächsischen Metropole. Die Kunst, beliebte Melodien aus U- und E-Musik mit Anekdoten aus der weiten, bunten und oft auch skurrilen Welt der Musik zu verknüpfen, dokumentierte der Sympathieträger wieder einmal auf persönliche Weise.
Der Sängerkreis spendierte übrigens dem MGV Concordia ein „paar Scheine“. Sie dürften für eine nette Party im Anschluss an dieses herzlich aufgenommene Eröffnungskonzert gereicht haben.