Männer singen nicht mehr – jedenfalls nicht mehr gemeinsam. Unter der Dusche, ja vielleicht, oder abends, wenn das Kind – verdammich auch -- wieder nicht einschlafen will. Aber im Chor? „Wer geht als junger Mann schon noch in einen Chor, und dann, wenn da nur deutsche Lieder gesungen werden?“, stellt Walter Ohletz fragend und gleichzeitig bedauernd fest. Denn er hängt an seinem Männergesangsverein, dem MGV Concordia. Aber er weiß, ebenso wie seine Sangesbrüder, dass die große Zeit der Männerchöre zu Ende geht. Eine Tradition, die weg bricht.
In der Semper-Oper
Der 76-jährige Walter Ohletz singt seit genau 65 Jahren in dem Chor. Doch von einem stolzen Jubiläum will er gar nicht viel wissen. Früher, sagt er, sei es üblich gewesen, in einen Chor zu gehen. „Da ist man Messdiener geworden und in den Chor gegangen.“ Bei ihm war es auch so. Heute jedoch würden im MSV Concordia nur noch 15, 16 ältere Herren singen. „Früher waren wir über 30.“ Doch inzwischen könne der Chor bei Aufführungen nicht mehr allein auftreten, er singe dann mit dem Ruhröl-Chor zusammen.
Zu seinen schönsten Erinnerungen zählen die Fahrten, die der Chor alle zwei Jahre unternommen habe. „Wir durften während einer Führung sogar ‘mal in der Semper-Oper in Dresden singen“, erzählt er.
Es sind Erinnerungen, die für junge Männer heute vielleicht wie aus der Zeit gefallen klingen mögen. Doch ein, zwei Generationen vor ihnen gehörte das noch fest zur Alltagskultur in der Stadt.