Kirchhellen. Die Bürgerinitiative Feldhausen hat eine Onlinepetition gestartet. Ziel: Der Rat soll für Kirchhellen den Kitanotstand ausrufen.

Im vergangenen Sommer hat der Rat den Klimanotstand ausgerufen. Jetzt möge er bitte für Kirchhellen den Kita-Notstand ausrufen, weil im Dorf so viele Kitaplätze fehlen, fordert die Bürgerinitiative Feldhausen und hat deswegen eine Onlinepetition gestartet. Dieser öffentlichkeitswirksame Vorstoß stellt die Stadt vor Probleme. Zur Frage, ob der Kitaplatzmangel wirklich so groß ist wie von der Initiative dargestellt, gibt Stadtsprecher Andreas Pläsken eine für die Stadt Bottrop ungewohnte Antwort: "Einzelne Fragen dazu können und wollen wir noch nicht beantworten!" Hoppla.

Was bisher geschah: Die Initiative Feldhausen hatte sich gegründet als Protest gegen eine weitere Bebauung in Feldhausen. Investor Karsten Helmke hatte nach der Entwicklung des Neugaugebiets Kuhberg seine restlichen Grundstücke in Feldhausen 2019 an die Vereinte Volksbank verkauft ("Noch ein Projekt dort tue ich mir nicht mehr an"). Gemeinsam mit dem Architekten Norbert Ryvola hatte der Bankvorstand zwei Projekte vorgestellt. Ryvola will zwischen Grüner Weg und Am Kuhberg bis zu 20 öffentlich geförderte Wohnungen in Mehrfamilienhäusern bauen, die Volksbank plant entlang der Straße Hohes Feld 21 Grundstücke zu erschließen und als Baugrund zu verkaufen. Die Stadt hat einen entsprechenden Bebauungsplan auf den Weg gebracht.

Forderung: Kitaplätze statt Baugebiete

Eines der Hauptargumente der Anfang 2020 gegründeten Initiative: Noch mehr Wohnungsbau gibt die Infrastruktur in Feldhausen her und hält sie auch nicht aus: Mehr Verkehr, mehr Lärm und vor allem: noch mehr Andrang auf die ohnehin schon knappen Kitaplätze.

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Genau hier setzt die Petition aus Feldhausen an. Kernvorwurf: Statt Neubauflächen auszuweisen, solle die Stadt bitte erst mal ihrer Pflicht nachkommen und genügend Kitaplätze schaffen. "Fast jede junge Familie, mit der man in Kirchhellen spricht, kennt die Sorge: Was geschieht, wenn wir keinen Kita-Platz bekommen?“, sagt Bernd Maaßen von der Initiative Feldhausen. Seine Frau und er kennen das Problem. Sie haben selbst lange genug suchen müssen. Beim Mitinitiator der Petition Georg Hönes ist es die Tochter, die gerade auf der Suche ist. „Auch sie hat keinen Betreuungsplatz bekommen und möchte gerne wieder arbeiten gehen. Da müssten wir als Großeltern einspringen, was sich mit unserer Berufstätigkeit nicht immer vereinbaren lässt."

Die Hälfte der Anmeldungen abgewiesen

Besonders verzweifelt sei die Lage in Feldhausen, berichtet Maaßen. Der Kindergarten am Hövekesweg habe im aktuellen Kindergartenjahr 50 Prozent der Anmeldungen abgewiesen, für das im August beginnende Jahr seien es 30 Prozent. Ist das so? Wir haben die Stadt gefragt und keine Antwort bekommen: Die Verwaltung sieht sich in einer schwierigen Lage.

Die Mail der Initiative habe der Oberbürgermeister bekommen, sagt Pläsken. Jetzt wartet die Verwaltung auf den Eingang des Originalschreibens, "ohne das die Stadtverwaltung aus rechtlichen Gründen nicht agieren kann". Außerdem müsse die Verwaltung prüfen, ob die Petition einen Bürgerantrag darstelle, mit dem sich nach der Gemeindeordnung die Politik im Hauptausschuss befassen muss. Pläsken: Dem "wird die Stadtverwaltung mit einer öffentlichen Stellungnahme zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgreifen".

Kitaplätze dringend gesucht: Diesen Alarmruf hatte vor ziemlich genau drei Jahren schon die CDU Kirchhellen ausgestoßen. Viel ist seitdem nicht wirklich passiert. Eltern in Kirchhellen und Grafenwald warten dringendst auf die neue Kita mit 100 Plätzen an der Horsthofstraße, deren Start bereits dreimal verschoben und jetzt für März angekündigt ist. Zwei Notgruppen sind schon eingerichtet in der (eigentlich schon vollen) Tageseinrichtung an der Gartenstraße und in der Villa Körner, eine dritte war vor Weihnachten in Arbeit. In Grafenwald wir die geplante neue Einrichtung an der Martin-Luther-Straße in diesem Kindergartenjahr wohl nicht mehr kommen. Und selbst wenn die an den Start geht, sollen Grafenwälder Eltern ihre Kinder nach Kirchhellen-Mitte schicken, weil es in Grafenwald dann immer noch nicht genug Plätze gibt.

>>>Info<<<

Die Bürgerinitiative hat eine Eingabe formuliert, indem sie den Stadtrat dazu auffordert den Kita-Notstand für Kirchhellen auszurufen.

Zusätzlich hat die Bürgerinitiative eine Onlinepetition gestartet. Diese ist unter www.openpetition.de/petition/online/kita-notstand-in-kirchhellen zu erreichen. Die Initiative erwartet viele Unterschriften bzw. Klicks für diese Petition.

Infos über die Initiative Feldhausen: www.initiative-feldhausen.de.