Kirchhellen. . Die CDU schlägt Alarm, weil Eltern vergeblich Betreuungsmöglichkeiten suchen. Fachbereich Jugend bestätigt: Es gibt Handlungsbedarf
In Kirchhellen fehlen Kindergartenplätze. Trotz des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz, berichtet Ortsverbandschef Rainer Hürter, „sind wir wiederholt von Eltern angesprochen worden, die in Kirchhellen keinen Kitaplatz finden“. Bottrops CDU-Vorsitzende Anette Bunse kritisiert, Eltern würden bei ihrer Suche „stumpf vertröstet“, und fordert einen Kita-Bedarfsplan mit einer möglichst genauen Abfrage der Bedarfe: „Was Eltern vor allem brauchen, ist Planungssicherheit.“
Auf dem Papier sieht die Lage unspektakulär aus: Für Kinder von drei Jahren bis zum Schulbeginn ist Kirchhellen-Mitte mit mehr als 100 Prozent versorgt, in Feldhausen steigt die Quote, nur in Grafenwald droht bis 2019 ein Absinken des Versorgungsgrades auf 80 Prozent (siehe Grafik). Das Problem ist: Diese Zahlen stammen aus dem März 2017, und sie bilden nicht mehr die tatsächlichen Bedarfe ab.
Derzeit arbeitet der Fachbereich Jugend am neuen Bedarfsplan, den er dem Jugendhilfeausschuss im Februar vorliegen will, und da werden Bedarfsanalyse und -prognose deutlich schlechter aussehen. Die Eröffnung des Erweiterungsbaus des Kindergartens in Feldhausen Ende 2016 hat zwar dort Entlastung geschaffen. Der Neubau am Tappenhof dagegen ist nur der Ersatzbau für das marode Montessori-Kinderhaus an der Horsthofstraße - und war schon zur Eröffnung überbelegt wegen der großen Nachfrage. „Alle Kita-Gruppen in Kirchhellen sind voll, und trotzdem gibt es noch Eltern, die Plätze suchen“, sagt Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder (CDU).
„Der Druck ist groß“
Diese Analyse ist zutreffend, sagt Nadine Granow-Keysers, beim Fachbereich Jugend zuständig für die Kindertageseinrichtungen: „Der Druck ist groß.“ Das merken die Mitarbeiter im Fachbereich jeden Tag: „Das Telefon steht nicht still.“ Die Expertin macht verschiedene Gründe für den gestiegenen Bedarf aus: Die Zuzüge von Familien etwa ins Neubaugebiet Schultenkamp, die wegen der hohen Immobilienpreise dringend auf das Einkommen beider Eltern und deshalb auf einen Kitaplatz angewiesen sind; Doppel- und Dreifachanmeldungen der Kinder bei verschiedenen Einrichtungen sowie Differenzen zwischen Angebot und Nachfrage beim Umfang der wöchentlichen Betreuung. Beispiel: Eine Einrichtung kann nur 35 Wochenstunden anbieten, die Eltern sind wegen ihrer Berufstätigkeit aber auf 45 Wochenstunden angewiesen.
Derzeit versuchen die Mitarbeiter des Fachbereichs, bei Kita-Träger Überbelegungsplätze zu schaffen. Gleichzeitig arbeiten sie am Bedarfsplan für die nächsten Jahre. Ohne eine neue Einrichtung wird die Nachfrage kaum zu decken sein, zumal auch Plätze für Kinder unter drei Jahren knapp sind. Granow-Keysers: „Auch dort scheint das Angebot nicht zu reichen.“