Bottrop. Eltern sollen sich möglichst zu Hause um Kinder kümmern. Bottroper Erzieherverband sieht darin starken Beitrag zum Gesundheitsschutz.
Die Teams in den Bottroper Kindergärten gehen davon aus, dass in den nächsten Tagen weitaus mehr Eltern als bisher ihre Kinder wieder in die Kitas bringen wollen. Noch werden aber in den mehr als 50 Bottroper Kindergärten deutlich weniger Kinder betreut als sonst. In einigen Einrichtungen finde zurzeit sogar praktisch überhaupt keine Betreuung statt, teilte Corona-Krisenstabsleiter Paul Ketzer mit.
Ab Montag, 11. Januar, wird es ohnehin einen eingeschränkten Betrieb in den Kitas geben. Sie bleiben prinzipiell zwar geöffnet, doch der Betreuungsumfang wird nach den Vorgaben des Familienministeriums für jedes Kind um zehn Stunden verringert. Sofern es die Personallage in den Kindergärten zulasse, seien aber auch weiterhin höhere Betreuungsumfänge möglich, teilte der Bottroper Corona-Krisenstab inzwischen mit. Das entscheide der jeweilige Kindergarten beziehungsweise dessen Träger selbst. In der Kindertagespflege bleibe es ohnehin bei den zuvor vertraglich vereinbarten Betreuungszeiten, stellt der Krisenstab klar.
In einigen Kitas findet überhaupt keine Betreuung statt
Minister Joachim Stamp (FDP) rief erneut dazu auf, Kinder möglichst zu Hause zu betreuen und nicht in die Kitas zu bringen. "Damit können sie einen starken Beitrag für den Gesundheitsschutz leisten", kommentierte Christoph Mewes für den Bottroper Verband Bildung und Erziehung (VBE) diesen Aufruf. Der Bottroper VBE-Stadtverbandsvorsitzende betonte jedoch, dass das normale Leben in den Kindergärten möglichst bald weitergehen können sollte. "Damit das gelingt, müssen wir alle Verantwortung übernehmen. Abstandhalten funktioniert in der Arbeit mit den Kleinsten nicht”, erklärte Christoph Mewes.
Zurzeit beläuft sich die Belegung in den Kindergärten nach den Erkenntnissen der Stadtverwaltung im Durchschnitt auf etwa 18 Prozent. Diese Zahl sei allerdings je nach Kindergarten stark schwankend. "Es gibt Einrichtungen, in denen rund 40 Prozent der Kinder betreut werden, während in anderen Einrichtungen praktisch überhaupt keine Betreuung stattfindet", erklärte der stellvertretende Bottroper Verwaltungschef. In allen Kindergärten wurden aber durchgängig deutlich weniger Kinder betreut als sonst.
Es gab Schließungen wegen Personalmangels
Diese Erkenntnis des Krisenstabes beruht auf einer Umfrage des städtischen Jugendressorts unter den Kindergärten, auf die sich inzwischen insgesamt 42 gemeldet haben. Die gemeldeten Betreuungszahlen seien allerdings nicht mehr als eine Momentaufnahme. Welcher Andrang auf die Kindergärten in den nächsten Tagen tatsächlich zu erwarten sei, lasse sich nur sehr schwer abschätzen. "Damit sind ja schließlich viele individuelle Entscheidungen der Eltern verbunden. Und die Situation dort ist sicherlich unterschiedlich", erklärte Paul Ketzer.
Es sei vorgekommen, dass Kindergärten vor Weihnachten zur Betreuung von Kindern nur Notgruppen angeboten haben. Zwar sei es zwischenzeitlich auch zu Schließungen gekommen, die Ursache dafür sei allerdings Personalmangel unter den Erzieherinnen gewesen. Es sei auch weiterhin so, dass es zwangsläufig zu Schließungen komme, wenn nicht genügend Personal für die Betreuung der Kinder zur Verfügung stehe. Zumindest in den 42 Kindertagesstätten, die sich auf die städtische Umfrage gemeldet haben, sei dies derzeit aber nicht der Fall.
Kaum Quarantäne-Anordnungen wegen Corona-Fällen
"In diesem Zusammenhang ist aber darauf hinzuweisen, dass es Schließungen von einzelnen Gruppen oder gar kompletten Einrichtungen wegen Quarantäneanordnungen des Gesundheitsamtes mehr oder weniger gar nicht gegeben hat. Ich habe allenfalls zwei Fälle in Erinnerung", macht der Leiter des Krisenstabes mit Blick auf die Zeit ab Mitte Dezember klar. Somit war die Lage in den Wochen vorher bereits kritischer. So hatte der Krisenstab noch Anfang November gemeldet, das in fünf Kindergärten und fünf Grundschulen Corona-Fälle aufgetreten waren.
NRW-Familienminister Joachim Stamp hat am Mittwoch angekündigt, dass die Betreuungszeiten für jedes Kind um zehn Wochenstunden gekürzt werden. Der Leiter des Bottroper Krisenstabes hatte eine solche Reduzierung der Betreuungszeiten kürzlich noch als allerletztes Mittel bezeichnet. Auch hinsichtlich der Fragen nach einer Beitragsbefreiung für die Eltern bei der jetzt erfolgten Verlängerung des Corona-Lockdowns verwies Paul Ketzer auf die Landesregierung. Familienminister Stamp hat inzwischen erklärt, dass er sich für eine solche Beitragsbefreiung einsetzen wolle.