Bottrop. NRW hebt kurzfristig die Präsenzpflicht an den Schulen auf. Erst am Freitagmittag haben die Bottroper Schulen davon erfahren. Erste Reaktionen.
Mit ihrer Ankündigung, die Anwesenheitspflicht in den Schulen auszusetzen hat die Landesregierung die Schulen überrumpelt. Das wird im Gespräch mit einigen Bottroper Schulleitern deutlich. Die Schulen mussten sich am Freitagnachmittag mit dem Thema befassen, wie es nun wohl am Montag weitergeht. Bei Kindern der Klassen eins bis sieben entscheiden die Eltern, ob ihre Schützlinge dem Unterricht in der Schule folgen, oder aber aus der Distanz von zu Hause aus. Aber der achten Klasse ist der Distanzunterricht dagegen obligatorisch.
Für die Schulen stelle sich nun unter anderem die Frage, wie viele Schüler denn nun tatsächlich am Montag noch kommen, sagt Christoph Mewes, Leiter der Droste-Hülshoff-Grundschule. Er vermutet, je älter die Schüler sind, umso mehr von ihnen zu Hause bleiben werden. Für die müsse nun aber der Distanzunterricht organisiert werden – etwa auch die Versorgung mit Arbeitsmaterial.
Bottroper VBE-Vorsitzender kritisiert Kommunikation der Landesregierung
Mewes ist gleichzeitig Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) in Bottrop. Und in dieser Position geht er mit der Landesregierung und deren Art, die Entscheidung zu kommunizieren hart ins Gericht: „Wieder einmal stellt die kurzfristige Ankündigung über die Aufhebung der Präsenzpflicht und die Umstellung auf den Distanzunterricht die Schulen und die Familien vor immense Herausforderungen“, so die VBE-Position.
Grundsätzlich sei die Entscheidung richtig, der VBE fordere auch schon lange, dass sie Schulen geschlossen werden müssten oder in den Wechselunterricht von Präsenz- und Distanzlernen gehen müssten, wenn die Gesundheit aller vor Ort Beteiligten akut gefährdet ist. So gesehen sei die Entscheidung zu begrüßen, aber: „Erneut steigt durch kurzfristige Entscheidungen die Belastung in den Schulen. Erneut werden die Schulen improvisieren müssen, weil vieles auf den Weg gebracht, aber noch längst nicht umgesetzt werden kann.“
Es gibt noch keine digitalen Endgeräte für Schüler und Lehrer
Ähnlich sieht es auch Schulleiter Ingo Scherbaum vom Josef-Albers-Gymnasium. Noch immer würden Lehrer mit ihren privaten Geräten arbeiten und auch die angekündigten Leih- Geräte für Schüler aus Familien, die sich den Kauf vielleicht nicht leisten können, seien noch nicht eingetroffen.
Grundsätzlich hält Scheerbaum, die Entscheidung der Landesregierung auch für richtig, hätte sich aber mehr Vorlaufzeit gewünscht. Um 13.32 Uhr habe er die Information erhalten, verbunden mit der Aufforderung, kurzfristig die betroffenen Familien zu informieren. Auf den Distanzunterricht an sich sei man vorbereitet, habe aus dem ersten Lockdown viel gelernt. „Die Schüler können alle Aufgaben, Informationen und auch Tafelbilder im digitalen Kursbuch abrufen“, erklärt er die digitalen Möglichkeiten.
Eltern müssen schriftlich erklären, ob sie Präsenz- oder Distanzunterricht wählen
Doch organisatorisch müssten die Schulen nun übers Wochenende viel stemmen. Denn Eltern von Erst- bis Siebtklässlern müssen schriftlich erklären, ob sie Distanz- oder Präsenzunterricht wählen. Am Wochenende wolle man den Familien nun ein Formular zur Verfügung stellen, über das sie Rückmeldung geben. Auch den Umgang mit Klassenarbeiten müsse man nun beraten, zählt Scheerbaum einige der Dinge, auf, die die Lehrer nun umtreiben.
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Scherbaum geht übrigens davon aus, dass doch eine ganze Reihe von Schülern am Montag in der Schule sein wird. „Das ist zumindest die Rückmeldung, die ich von Eltern erhalten habe.