Bottrop. Stadt Bottrop befindet sich noch im Beschaffungsprozess, der Tücken hat. Schulen hoffen auf die Tablets – benennen aber weitere Erfordernisse.

Auf die mobilen Computer, die Schulressortleiter Karl Trimborn in der Finanzausschuss-Sitzung Anfang August angekündigt hatte, müssen bedürftige Schüler in Bottrop noch warten. „Der Bewilligungsbescheid für das Geld ist erst ein paar Tage im Haus“, erklärt Trimborn. „Man muss erstmal das Geld in der Tasche haben und kann dann einkaufen.“ Rund 900.000 Euro stehen aus dem erneuerten Digitalpakt von Bund und Land für Bottrop bereit, die Stadt muss zehn Prozent beisteuern. 1880 Tablets können demnach davon angeschafft werden. Sie sollen an Kinder verliehen werden, deren Familien sich die Anschaffung selbst nicht leisten können.

Mobile Endgeräte für Lehrer in Bottrop werden ebenfalls angeschafft

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Dazu kommen vom Land bezuschusste mobile Endgeräte für die Lehrer, ob Laptops oder Tablets entscheiden die Schulen. Die Schulverwaltung sei in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen und habe mit den Schulen abgeklärt, welche Geräte gewünscht sind. Der Beschaffungsprozess laufe. „Jetzt sind wir an eine europaweite Ausschreibung gebunden. Das dauert.“

Insgesamt gehe es um mehr als 3000 Geräte. Und wenn alleine Bottrop so viele bestelle – „wie viele beschafft Essen dann? Oder Dortmund und Duisburg? Da frage ich mich: Wer kann die den überhaupt liefern?“, äußert Trimborn seine Bedenken.

Darüber hinaus sind mit Blick auf die Digitalisierung im Rahmen eines Programm-Updates alle Bottroper Schulen mit dem Paket Microsoft Office 365 versorgt worden, das unter anderem Videokonferenzen und den digitalen Materialaustausch ermöglicht. Parallel läuft der W-Lan-Ausbau samt Versorgung sämtlicher Schulräume weiter.

Janusz-Korczak-Gesamtschule wartet dringend auf die Leih-Tablets

Und wie sehr warten die Schulen auf die Leih-Tablets? „Schon dringend“, sagt René Heuwieser, Leiter der Janusz-Korczak-Gesamtschule. „Wir haben besonders im Corona-Lockdown gemerkt, wie sehr Kinder darauf angewiesen sind.“ Viele hätten das Distanzlernen übers Handy versucht, „das war nicht optimal“, so Heuwieser. „Und wir haben auch Schüler, die haben gar kein Endgerät und sind zum Teil ins Stadtteilbüro gegangen, um dort zu arbeiten.“

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An der Gesamtschule, deren Hauptgebäude übrigens aktuell noch nicht optimal mit W-Lan und mobilen Geräten ausgestattet sei, versuche man aktuell, die Kinder auf eine mögliche erneute Phase des Distanzlernens vorzubereiten. Dazu zählt die Integration von dem Office-365-Paket in den Unterricht. „Nach den Herbstferien gibt es auch eine schulinterne Lehrerfortbildung dazu.“ Dementsprechend bräuchten die Schüler ihre Endgeräte, um auch deren Nutzung zu üben. Die Ausleihe solle über die Schule erfolgen, so Heuwieser, vor allem an Bezieher von Sozialleistungen und in Härtefällen (etwa Familien mit mehreren Kindern).

Sprecherin der Bottroper Grundschulen: Auch die Anwendung muss trainiert werden

„Natürlich hoffen wir alle sehr auf diese Geräte und freuen uns auch darüber, dass die Digitalisierung vorangetrieben wird“, sagt Christiane Gosda, Leiterin der Albert-Schweitzer-Schule und Sprecherin der Bottroper Grundschulen, mit Blick auf die Leih-Tablets. „Nichtsdestotrotz ist es mit der Versorgung mit digitalen Endgeräten alleine nicht getan. Sondern es müsste auch die Anwendung trainiert werden – für Kinder und alle Beteiligten“, ist auch ihre Auffassung.

Das gelte auch für die Nutzung der „endlich zugänglichen“ und vom Land bereit gestellten Logineo-Schulplattform samt Messengerdienst. Sie nennt ein Beispiel dafür, dass ein digitales Technikangebot auch immer einer kompetenten Anwendung bedarf. Vor den Sommerferien habe die Schule teils Eltern-Videokonferenzen angeboten, die per Handy verfolgt werden konnten. „Von unseren Eltern hat nicht einmal die Hälfte teilgenommen“, so Gosda.

Sie betont: Die Versorgung von Kinder aus finanzschwachen Familien mit Endgeräten sei gut. Aber es sei nicht so, „dass damit automatisch alle Ungleichheiten in den Bildungschancen ausgebügelt werden.“

Vorrangig sollen die Bottropern Schüler Präsenzunterricht bekommen

Grundsätzlich unterstreicht Trimborn: „Vorrangig wollen wir die Schüler im Präsenzunterricht haben.“ Bauchschmerzen bereiten ihm die aktuell steigenden Infektionszahlen samt Auswirkungen auf die Schulen. Zuletzt hat die Schillerschule aufgrund von Corona-Erkrankungen zweier Schüler den Betrieb bis zu den Herbstferien eingestellt. „Ich befürchte, wenn ich die Zahlen angucke, dass das noch hoch geht“, meint Trimborn. Dass in vielen weiterführenden Schulen freiwillig Masken im Unterricht getragen werden, nennt er „unterstützend und sinnvoll“. Aber alle müssten im Augenblick mehr denn je wieder vorsichtig sein. „Wir als Stadt haben kein Verständnis dafür, dass bei den jetzigen Zahlen vereinzelt immer noch Klassenfahrten durchgeführt werden.“

Note 3,7 für die digitale Ausstattung

Der WDR hat am Dienstag Umfrageergebnisse zur Digitalisierung an Schulen veröffentlicht. Die Angaben von fast 1100 allgemeinbildenden Schulen wurden dafür ausgewertet, außerdem wurden 500 Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren repräsentativ online befragt. Die Umfrage lief nach den Sommerferien.

Ein Ergebnis: Die Schulleiter vergeben für die digitale Ausstattung ihrer Schulen im Schnitt die Schulnote 3,8. In Bottrop haben zehn von 31 Schulen mitgemacht, was eine Antwortquote von 32,3 Prozent ergibt. Ihr Urteil: eine 3,7.

Zum Vergleich: Oberhausen erreicht in der WDR-Umfrage eine 4,6 (Antwortquote 10,9 Prozent), Essen eine 4,7 (Antwortquote 16,3 Prozent), Mülheim eine 5,2 (Antwortquote 16,7 Prozent) und Gelsenkirchen eine 3,3 (Antwortquote 22,5 Prozent).