Bottrop. Bei Kontakten außer Haus ist der Kontakt zu anderen Heimbewohnern für zwei Wochen untersagt. In Bottroper Heimen drohen daher harte Konsequenzen.
Für die Bewohner der Seniorenheime in Bottrop gibt es wegen der Corona-Krise jetzt praktisch eine Ausgangsperre. Alte Menschen, die sich nicht daran halten, müssen mit teils harten Konsequenzen rechnen. Diese reichen von einer prinzipiellen zweiwöchigen Quarantäne bis hin zu einer kompletten Aussperrung aus dem Seniorenheim.
Die drastischste Maßnahme bei einer Missachtung der Ausgangssperre kündigt die Arbeiterwohlfahrt (Awo) für ihre Bottroper Seniorenzentren an. "Deshalb können Bewohnerinnen und Bewohner, die das Haus verlassen haben und nicht-kontrollierbare Sozialkontakte gehabt haben könnten, NICHT in das Seniorenzentrum zurückkehren", warnt die Awo auf den Internetseiten der Seniorenheime. Die andernfalls erforderlichen Quarantäne-Maßnahmen könne die Awo in ihren Heimen nicht leisten.
Die Caritas rät dringend von Kontakten außerhalb der Heime ab
"Uns tut das in der Seele weh, doch anders droht uns ein Flächenbrand", bestätigt Awo-Heimleiter Peter Schmidt das strikte Vorgehen, das die Arbeiterwohlfahrt aus den aktuellen Vorschriften zum Schutz vor dem Cornavirus ableitet. Gerade für ein sonst so offenes Haus wie das Ernst-Löchelt-Zentrum am Eigener Markt sei das schwer, erklärt dessen Leiter. So waren bisher täglich auch um die 20 Besucher zu Gast, die in dem Seniorenheim zu Mittag aßen oder zur Kaffeezeit in die Cafeteria kamen. "Wir haben sie informiert, dass das erst einmal nicht mehr möglich ist und sie haben sich auch damit arrangiert", berichtet Schmidt und er betont: "Das Haus ist jetzt geschlossen."
Caritas-Direktor Andreas Trynogga weist ebenfalls nicht nur auf das generelle Besuchsverbot in den Seniorenheimen hin, sondern mahnt: "Wir bitten Sie auch dringlichst auf Kontakte zu Bewohnerinnen und Bewohnern außerhalb der Einrichtung zu verzichten". Denn wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus dürfen Bewohner, die außerhalb der Heime Kontakt mit Angehörigen oder mit Fremden hatten, zwei Wochen lang keinen Kontakt zu den anderen Heimbewohnern haben, erklärt Caritas-Fachbereichsleiter Alexander Hohler. "Das Ganze dient dem Wohl unserer Bewohner insgesamt. Wir sind in der Pflicht, sie zu schützen", betont er.
Vierzehn Tage lang allein in einem Zimmer
"Alte Menschen sind die Corona-Risikogruppe überhaupt", warnt auch Beatrice Werner. Mit einem kompletten Ausschluss aus Haus Rottmannsmühle droht sie zwar nicht, doch auch im Pflegeheim des Roten Kreuzes gibt es jetzt die Quarantäne-Pflicht für Senioren, die das Haus verlassen hatten. "Da sollte man es sich besser vorher überlegen, ob es die halbe Stunde Ausgang wert ist, wenn man dann vierzehn Tage allein in seinem Zimmer bleiben muss", meint die Leiterin des Pflegeheims an der Karl-Englert-Straße.
"Wir müssten tatsächlich auch zu solchen Maßnahmen greifen, falls ein Bewohner außerhalb Sozialkontakte gehabt haben könnte", betont Alexander Hohler. Das aber stelle die Heimleitungen auch vor ziemliche organisatorische Probleme. "Wenn ein solcher Bewohner vorher in einem Zwei-Bett-Zimmer gewohnt haben sollte, müsste er dann ja ein Ein-Bett-Zimmer bekommen", erklärt der Caritas-Fachmann.
In großen Abstand auf Gartenstühlen in der Sonne
Hohler ist wie die Vertreter von Awo und Rotem Kreuz daher froh, dass so ein striktes Vorgehen bisher noch nicht nötig war. "Unsere Bewohner sind sehr einsichtig. Da verlässt keiner einfach das Haus", versichert zum Beispiel auch Hartmut Skrok, der Leiter des Seniorenzentrums "Schattige Buche" auf dem Eigen. Vor die Tür können die Senioren nach wie vor, sie sollten aber möglichst auf dem jeweiligen Außengelände der Pflegeheime bleiben, raten nahezu alle Heimleiter.
In Haus Rottmannsmühle lässt die Leiterin etwa Stühle im Abstand von mindesten zwei Metern in den Garten stellen. "Da können die Bewohner sich dann mal in die Frühlingssonne setzen", sagt Beatrice Werner. Den Kontakt zu den Angehörigen stellen die Pfleger per Telefon und Online-Diensten her. Das ist auch im DRK-Haus Rottmannsmühle so, wo sich die Helferinnen zusätzlich kreative Postkartenaktionen ausgedacht haben. Bei der Caritas haben sie jetzt extra einen Schwung neuer Tablettcomputer angeschafft. "Wir wissen ja, wie wichtig der Kontakt gerade den Älteren zu ihren Angehörigen ist", erklärt Fachbereichsleiter Hohler. So bitten die Pfleger die Senioren auf Wunsch ihrer Familien auch schon einmal ans Fenster oder auf dem Balkon, damit sie sich wenigstens sehen und zuwinken können.