Bottrop. Die Stadt will leere Ladenlokale in der City anmieten und an Gründer oder Initiativen vergeben. Das steckt dahinter und so soll es funktionieren.

Rund 440.000 Euro erhält die Stadt vom Land. Geld, das genutzt werden muss, um die Innenstadt zu beleben. Bottrop profitiert dabei von einem Fördertopf, der es Kommunen ermöglicht, leerstehende Ladenlokale anzumieten und dann entsprechend subventioniert weiter zu vergeben. Mit dem städtischen Eigenanteil stehen so am Ende rund 500.000 Euro zur Verfügung.

Dabei setzt die Stadtverwaltung auch auf Einzelhandelsverband und Interessengemeinschaften in der Innenstadt. Denn die Vergabe der Ladenlokale soll nicht allein Sache von Verwaltung und Politik sein. „Wir haben vor, dafür eine Jury ins Leben zu rufen, in der eben auch die unterschiedlichen Akteure der Innenstadt vertreten sind“, erläutert Oberbürgermeister Bernd Tischler das geplante Vorgehen auf Nachfrage.

Bottrops Oberbürgermeister ruft Menschen mit Ideen auf, sich zu melden

Selbstverständlich sei auch die Politik beteiligt, doch am Ende gehe es um die Belebung der Innenstadt und die Aufbruchstimmung, die zumindest bei einigen Akteuren spürbar sei, wolle man mit nutzen. „Das Gremium soll die Interessen der Innenstadt widerspiegeln“, ergänzt Dorothee Lauter, die bei der Wirtschaftsförderung für das Projekt verantwortlich ist.

Gleichzeitig ruft der Oberbürgermeister alle Bottroper auf, die möglicherweise Ideen haben, wie sie mit ihren Geschäften die Innenstadt beleben könnten, sich zu melden und sich über das Programm zu informieren. „Ich will jetzt nicht abwarten, bis die Details der Förderbedingungen da sind. Ich will die Zeit nutzen und die Leute, die Ideen haben, auffordern, ob die nicht vielleicht in dieses Programm passen“, wirbt der OB.

Immobilienbesitzer und potenzielle Mieter haben Interesse an dem Programm bekundet

Profitieren könnten etwa Start-ups, Dienstleistungsgewerbe mit Publikumsverkehr, Anbieter landwirtschaftlicher Produkte, aber auch bürgerschaftliches Engagement oder Bildungs- und Betreuungsangebote oder Gastrokonzepte – um nur einige der Beispiele aufzuführen, die das Land gesammelt hat.

Und vor Ort gibt es tatsächlich Interesse, bestätigt Dorothee Lauter. Sowohl Immobilienbesitzer hätten sich gemeldet als auch Bottroper, die Ideen haben und von den vergünstigten Ladenlokalen profitieren wollten. Darunter etwa ein Anbieter von Delikatessen, aber auch ein Baustoffhändler, der hier eine Ausstellung etablieren möchte, so zwei Beispiele.

Wichtigstes Kriterium: Die Bottroper Innenstadt soll belebt werden

Derzeit werde all das noch gesammelt. Dorothee Lauter hofft, dass der endgültige Förderbescheid und damit auch die genauen Bedingungen zügig bei der Stadt ankommen, damit die Rahmenbedingungen festgezurrt werden können. Dem OB schwebt vor, eine Internetseite zu programmieren, auf der sich Interessenten informieren und melden können.

Bei der Vorstellung des Projekts war die Rede von sieben bis acht Ladenlokalen, die so neu genutzt werden könnten. Bewerben sich nun mehr Interessenten, muss die Jury auswählen. Wichtigstes Kriterium: Die Innenstadt soll belebt werden. Sprich diejenigen, die in den Laden einziehen, sollen zusätzlich Menschen in die Innenstadt locken. Davon würden dann auch die übrigen Geschäfte profitieren. Auch Vertreter der Banken kann sich Dorothee Lauter in der Jury vorstellen, schließlich gehe es auch darum, möglichst nachhaltige Ideen zu fördern, die nicht nach zwei Jahren mit Ende des Förderzeitraums wieder verschwinden.

Schwerpunkt liegt zunächst an der Bottroper Hansastraße

Klar sei aber auch, so Tischler, dass das Programm ausschließe, dass Innenstadthändler in ein derart verbilligtes Ladenlokal umziehen und sich dann an anderer Stelle ein Leerstand auftut. Das sei durch die Förderbedingungen ausgeschlossen. Auch Vermieter müssen Abstriche machen, erhalten maximal noch 70 Prozent der Altmiete.

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Der Schwerpunkt liege zunächst auf der Hansastraße, sagt Dorothee Lauter. Hier sei es besonders wichtig, aktiv zu werden. Doch es ist natürlich immer auch eine Frage, wie viele Immobilienbesitzer mitmachen. Möglich also, dass sich längst nicht alles an der Hansastraße konzentrieren kann, dann werden auch andere Bereiche der City in den Blick genommen.

Bernd Tischler wertet die Förderzusage als „positives Signal“

Oberbürgermeister Bernd Tischler wertet die Förderzusage als „positives Signal“ für die Innenstadt. Ausdrücklich lobt er die zuletzt kritisierte Wirtschaftsförderung, der es gelungen sei, das „so schnell und erfolgreich“ auf den Weg zu bringen. Sein Appell lautet nun: „Wir brauchen die Bereitschaft aller Akteure in der Innenstadt, diese Entwicklung mitzugehen.“ Wohl wissend, dass es auch zu Rückschlägen kommen kann.

Zeitplan und Personal

Dorothee Lauter hofft, dass das Projekt in der Dezember-Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung beraten werden kann, so dass der Rat im Februar entscheiden kann. Im März könnte dann womöglich die Umsetzung beginnen.

Da werde es dann auch zusätzliches Personal für die Abwicklung dieses Projekts geben, kündigt der OB an. Aufgrund der Bedeutung sei das nicht nebenher zu erledigen, so seine Einschätzung. „In so einem Fall darf man nicht am Personal sparen.“

OB Bernd Tischler hat derweil NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach nach Bottrop eingeladen, um mit ihr gemeinsam die Bottroper Innenstadt anzusehen. Derzeit laufe die Terminabsprache so Tischler.