Bottrop. In Batenbrock will die städtische Baugesellschaft 78 neue Wohnungen bauen, ein Großteil öffentlich gefördert. Altbauten müssen abgerissen werden.
Die städtische Baugesellschaft (GBB) plant ein neues Quartier in Batenbrock. An Beckstraße und Ostring sollen 78 neue Wohneinheiten entstehen. Dafür will die GBB Altbauten aus den Gründerjahren der Gesellschaft abreißen. Davon betroffen sind 61 Wohneinheiten.
Rund 15 Millionen Euro investiert die städtische Gesellschaft in das Projekt in Batenbrock, Mitte 2021 soll der Bau des ersten Hauses auf einer Freifläche auf dem Grundstück beginnen. Es entstehen barrierefreie Wohnungen in dreigeschossigen Häusern, die oberste Etage ist als Staffelgeschoss mit Flachdach geplant.
Die Flachdächer in dem neuen Quartier werden begrünt
Die Dächer werden begrünt, die Wohnungen haben alle einen Balkon oder sogar eine Dachterrasse, außerdem werden auf dem Grundstück Carports und großzügige Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen, so der GBB-Geschäftsführer Stephan Patz. Ein bestehender Spielplatz fällt weg, doch neue Spielmöglichkeiten sind eingeplant.
Gemeinsam mit der Emschergenossenschaft plant die GBB zudem eine Besonderheit. Das Regenwasser, das auf dem Gelände anfällt, soll genutzt werden. Für Einfamilienhäuser gibt es das System schon lange. Das Regenwasser wird in einer entsprechend großen Zisterne gesammelt und kann dann für die Toilettenspülung oder auch die Waschmaschine genutzt werden. Vorteil: In der Toilettenspülung wird kein Frischwasser verbraucht, das spart Geld.
Bottroper Baugesellschaft und Emschergenossenschaft planen Pilotprojekt
Patz: „Die Emschergenossenschaft hat nach einem Quartier gesucht, in dem ein solches Pilotprojekt umgesetzt werden kann. Wir haben dann unser Projekt vorgestellt und sind uns einig geworden.“ Der Vorteil für die GBB: Die Kosten für diese Regenwasseranlage übernimmt die Emschergenossenschaft.
60 der insgesamt 78 Wohneinheiten werden öffentlich gefördert. Die Baugesellschaft hat das Projekt in Düsseldorf bereits vorgestellt und erhält ein zinsloses Darlehen von der NRW-Bank und zusätzlich 1,7 Millionen Euro Fördergeld. Normalerweise steht jeder Stadt ein bestimmter Anteil aus dem Topf für geförderten Wohnungsbau zu. Doch dieses Projekt habe eben keinen Einfluss auf den Bottroper Anteil an diesem Topf, gehe also nicht zulasten anderer Maßnahmen.
Mieter müssen aus den Altbauten ausziehen
Parallel zum ersten Bauabschnitt sollen die letzten Mieter aus den Altbauten ausziehen. Die entsprechende Information haben sie bereits erhalten – eine geplante Mieterversammlung konnte coronabedingt nicht stattfinden.
Schon jetzt seien nur noch rund zwei Drittel der Wohnungen bewohnt, Neuvermietungen seien schon seit Jahren nur mit dem Hinweis erfolgt, dass die GBB den Abriss der Häuser plane, in den vergangenen zwei Jahren seien leerstehende Wohnungen schon nicht mehr vermietet worden, sagt GBB-Prokuristin Kerstin Sebellek.
Altbauten werden zum großen Teil noch über Kohleöfen beheizt
Selbstverständlich unterstütze man die Mieter bei der Suche nach neuen Wohnungen. So habe die GBB im eigenen Bestand schon frei werdende Wohnungen reserviert, um sie den Mietern anzubieten. Sicherlich finde man im Bestand nicht für alle etwas, aber die GBB habe auch gute Kontakte zu anderen Wohnungsunternehmen, verspricht Patz Unterstützung.
Die Häuser, die an der Stelle abgerissen werden, stammen aus den 1950er-Jahren. Sie seien aus einfachsten Mitteln gebaut worden, als Ersatz für Kriegsbaracken. Ein Großteil der Wohnungen wird noch mit Kohleöfen beheizt. „Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß und solche Wohnungen sind auch nicht mehr gefragt“, sagt Patz.
Eine Sanierung der alten Gebäude wäre am Ende nur ein „zu teurer Kompromiss“
Die städtische Baugesellschaft hat auch geprüft, ob es sich lohnt, die alten Bauten zu sanieren. Doch das wäre am Ende nur ein „zu teurer Kompromiss“ gewesen, so Kerstin Sebellek. „Eine Zentralheizung könnte man einbauen, Balkone vorstellen, Bauteile nachträglich dämmen. Ein zeitgemäßer Schallschutz und generationengerechte Barrierefreiheit lassen sich aber auch mit größtem Aufwand nicht nachrüsten; kleine und enge Flure, winzige Bäder und Wohnzimmer nicht beliebig vergrößern“, zählt sie die Probleme auf. Ein zukunftsfähiges Wohnungsangebot wäre auf diese Weise nicht entstanden, so die Überzeugung bei der GBB.
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Unterstützung erhält die städtische Baugesellschaft durch eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung im Auftrag des Landesbauministeriums. Das hat den Wohnungsmarkt und den Bedarf bis 2040 analysiert. Für Bottrop kamen die Experten zu dem Ergebnis, dass unter quantitativen Gesichtspunkten Neubauten wahrscheinlich nicht nötig wären – wenn die Bevölkerungsprognose so eintritt. Allerdings fehlt es an Qualität auf dem Wohnungsmarkt. „Die Präferenz von Wohnungssuchenden für eine moderne Ausstattungsqualität und Wohnkomfort decken sich nicht mit dem vorhandenen Wohnungsangebot“, so die Forscher. Mit anderen Worten, es besteht Bedarf an neuem, zeitgemäßen Wohnraum, im Gegenzug braucht es aber auch den Mut, im Zweifel nicht mehr zeitgemäße, nicht mehr nachgefragte Wohnungen und Häuser abzureißen.
Investitionen in Bestand und Neubau
Das Projekt in Batenbrock erinnert an das GBB-Quartier Zum Haldenblick in der Boy. Auch da hat das städtische Unternehmen alte Häuser an der Robert-Brenner-Straße abgerissen und durch zeitgemäße, öffentlich geförderte Wohnungen ersetzt.
Weitere Großprojekte, die die GBB in den letzten Jahren in Angriff genommen hat, waren Teilabriss, Sanierung und Neubau im Bereich von Ernst-Moritz-Arndt- und Tourcoingstraße auf dem Eigen. Dazu die Sanierung des Wohnblocks an Scharnhölz- und Germaniastraße. Außerdem baut die Gesellschaft in Kirchhellen eine Kita, plant dort auch Einfamilienhäuser zur Miete und baut an der Kellermannstraße.