Bottrop. Die Bottroper Beratungsstelle „Gegenwind“ stellt ein neues Projekt gegen sexuellen Missbrauch von Kindern durch das Internet auf die Beine.
Sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern ist ein schreckliches Thema, das besonders in den letzten Monaten immer stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät. „Die Kontakte finden inzwischen weniger in der realen Welt, sondern vielmehr über soziale Medien statt, weil die Täter nicht nur anonymer bleiben, sondern auch mehrere Kontakte aufrechterhalten können,“ weiß Johanna Wagner vom Verein „Gegenwind“, der eine Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Bottrop unterhält und sich der Verbreitung des Themas „Sexueller Missbrauch“ im Internet oder bei der Handynutzung intensiver widmen will.
Das bereits etablierte Mitmach- und Präventionstheater „Fritz Frida – wir machen uns stark“, das in Kindergärten und Grundschulen das Thema kindgerecht vermittelt, soll erweitert werden. Es kommt ein Film mit den Kunstfiguren dazu, der unter dem Titel „Fritz Frida- Gefahr durch digitale Medien“ Kinder und Jugendliche sensibilisieren und zu angemessenem Verhalten befähigen soll. Kinder würden coronabedingt mehr Zeit im Internet verbringen und seien noch stärker durch die sozialen Medien gefährdet, berichtet Gegenwind-Vorstand Doris Wagner.
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Kinder müssten stark gemacht werden, man müsse ihnen Möglichkeiten zeigen, zu agieren und zu lernen, sich richtig zu wehren. Kinder würden stärker, je mehr sie kindgerechte konkrete Lösungsansätze geboten bekämen. Betroffen macht die von Gegenwind angeführte Statistik, nach der in jeder Schulklasse 2 bis 4 Kinder von Formen sexualisierter Gewalt betroffen sind. „Den Kindern wird in der Schule gezeigt, wie man sicher die Straße überquert, aber die Sicherheit im Internet kommt zu kurz, da setzen wir dann an“, erläutert Doris Wagner, die selbst als Frida im Theaterspiel auftritt.
Viele Szenen werden in und für Bottrop gedreht
Es soll kein „Filmchen“ werden, betonen die Verantwortlichen, deshalb wird der Film professionell hergestellt. Für das Drehbuch konnte die Schauspielerin und Drehbuchautorin Kerstin Wagner gewonnen werden, die Produktion leitet Anna Sowo Hönning. Viele Szenen sollen in und für Bottrop gedreht werden, allerdings werden dazu „Kinderprofis“ gecastet, um nicht Kinder aus Bottrop zur Schau zu stellen.
Spendenaktion läuft bis Mitte Dezember
„Gegenwind“ ist ein autonomer Verein. 2017 konnte er sein 25-jährige Bestehen feiern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen ihre Beratungen für Bottroper Bürger kostenlos und auf Wunsch anonym zur Verfügung.
Informationen und Spenden über www.vereinte-volksbank.viele-schaffen-mehr.de./fritzundfrida. Die Spendenaktion läuft noch bis zum 17. Dezember 2020. Gegenwind auf der Essener Straße 13 ist telefonisch täglich von 10 bis 14 Uhr erreichbar unter 02041 - 20811 oder unter gegenwind-bottrop@t-online.de.
Der Film wird aus aus drei Teilen bestehen, für Eltern, Pädagogen und Schulkinder. Die Kosten von rund 30.000 Euro sollen über Spenden aufgebracht werden. Die Volksbank gibt im Rahmen ihres Crowdfunding-Projekts „Viele schaffen-mehr“ für jeden Spender zehn Euro dazu. In den bislang drei Wochen haben 92 Spender bereits mehr als 4000 Euro zur Verfügung gestellt. Vorstandsmitglied Martin Wissing hält es für „enorm wichtig, das bekannte Problem auf diese Ebene zu übertragen“.
Bottrop hat landesweit eine Vorbildrolle
Auch die Stadt Bottrop unterstützt das Projekt und will sich nicht nur „in die Reihe der Spender einreihen“, sondern auch beim Landschaftsverband Westfalen Unterstützung beantragen. Oberbürgermeister Bernd Tischler betont stolz, dass Bottrop landesweit eine Vorbildrolle bei diesem schwierigen Thema habe und sagte seine Hilfe beim Versuch zu, Mittel über die Landesförderung NRW zu beantragen.
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