Bottrop. Schule und Kita zu, neue Betreuungssituationen: Gegenwind sorgt sich um das Wohl von Kindern und ruft zur Wachsamkeit auf. Beratung am Telefon.
Schulen, Kitas sowie Jugend- und Freizeiteinrichtungen sind geschlossen, Spielplätze abgesperrt und Familien aufgerufen, zu Hause zu bleiben. In dieser Situation sorgen sich die Verantwortlichen vom Verein Gegenwind um das Wohl von Kindern. Sie könnten vermehrt sexualisierter und häuslicher Gewalt ausgesetzt sein, befürchtet Vorstandsfrau Doris Wagner. Gerade in Familien, wo schon Probleme bestehen. Sie ruft deshalb zur Wachsamkeit auf.
Unbekannte Aufsichtspersonen in Zeiten der Corona-Epidemie
Doris Wagner sieht zwei möglicherweise problematische Situationen in diesen Zeiten der Corona-Epidemie. Zum einen: Aufgrund geschlossener Schulen bzw. Kitas und gleichzeitiger Berufstätigkeit der Eltern würden Kinder eventuell auch zu Aufsichtspersonen gegeben, die dem Kind und vielleicht sogar den Eltern nicht ganz so vertraut sind. Zumal Großeltern als Betreuer ja ausfallen - als Risikogruppe sollen die Älteren bekanntlich keiner Ansteckungsgefahr ausgesetzt werden. "Hier ist besondere Vorsicht geboten", sagt Doris Wagner. "Kinder sind hier zunächst vertrauensvoll, gerade wenn Mama und Papa sie ja dort hingegeben haben." Eltern sollten aufmerksam darauf hören, was die Kinder berichten.
Dazu komme: Die Mädchen und Jungen gehen nicht mehr in Einrichtungen, wo den Pädagogen - sollte tatsächlich etwas Schlimmes vorgefallen sein - gegebenenfalls ein verändertes Verhalten auffallen würde. "Oder denen die Kinder sich sogar anvertrauen würden."
Häusliche Rahmenbedingungen sind oft beengt
Letzteres gilt auch für die zweite potentiell problematische Situation, und die kann sich innerhalb der Familie ergeben. "Die Gefahr von häuslicher Gewalt und auch von sexuellen Übergriffen ist, wenn die Familien allein gelassen sind, wesentlich höher, als wenn Kinder sich eventuell Menschen anvertrauen können", sagt Doris Wagner. Alle seien jetzt mehr zu Hause. Dennoch sehe man Kinder eventuell in Gärten, bei einer Runde an der frischen Luft. Die Gegenwind-Vorstandsfrau ruft alle dazu auf, wachsam zu sein, auffälliges Verhalten ernst zu nehmen.
Auch wenn es nicht zum Äußersten kommt: "Die häuslichen Rahmenbedingungen sind oft sehr beengt. Eltern und Kinder sind es oft überhaupt nicht gewohnt, in so engem Kontakt zu sein über so einen langen Zeitraum", so Doris Wagner. "Es treten Situationen auf, die problematisch sein können für Kinder." In dieser absolut neuen Lage, die weder Erwachsene noch Kinder kennen, "heißt es, ein Stück vorsichtig miteinander umgehen und wieder lernen: Wo sind die Bedürfnisse des anderen - und wo sind die Grenzen." Grenzen, die Kinder artikulieren, sollten Erwachsene auch respektieren.
Beratungsstelle von Gegenwind bleibt erreichbar
Wer auch immer ein auffälliges Verhalten von Kindern bemerkt oder Hilfe sucht, kann sich jederzeit an den Verein Gegenwind wenden. Die Arbeit in der Beratungsstelle läuft weiter. Sie ist zu erreichen montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr unter der Rufnummer 02041 20 811 oder per E-Mail an gegenwind-bottrop@t-online.de. "Falls der Anrufbeantworter läuft, ruhig draufsprechen", rät Doris Wagner. "Es wird auf jeden Fall zurückgerufen."
Der Verein habe entschieden, persönliche Kontakte zunächst nur bei einer akuten Kindeswohlgefährdung möglich zu machen; ansonsten läuft die Beratung telefonisch. "Wir können dann gucken, wer noch mit eingeschaltet werden sollte. Bestimmte Wege sind sehr kurz bei uns - wir haben ja etwa bei uns im Vorstand den Oberarzt der Kinderklinik, Sezgin Ata." Wagners Erfahrung ist: "Bevor Leute sich ans Jugendamt wenden, suchen sie oft lieber anonym eine Beratungsstelle auf." Gegenwind steht jederzeit dafür bereit.