Der Mittelwert fürs krebserregende Benzo(a)Pyren liegt in Welheim bei 1,0. Doch entscheidend wird die Entwicklung in den nächsten drei Monaten.
Die Schadstoffbelastung im Umkreis der Kokerei Prosper im Bottroper Süden ist im Laufe des Jahres deutlich zurückgegangen. Wie die kontinuierlichen Schadstofferfassungen in Welheim zeigen, gilt das gerade auch für die Belastungen mit krebserregenden Umweltgiften wie Benzo(a)Pyren. „Die Messwerte für Benzo(a)Pyren an der Mess-Station in Welheim sinken deutlich, trotz ungewöhnlich starker Winde auf die Mess-Station am Jahresbeginn“, betonte Arcelor-Mittal-Sprecher Arne Langner.
„Bis Ende August lag der Mittelwert für dieses Jahr bei 1,01 Nanogramm pro Kubikmeter - und damit genau beim anzustrebenden Zielwert von einem Nanogramm“, stellte er fest. Beschwerden über Verschmutzungen von Gärten, Terrassen und Autos durch Kohlenstaub-haltigen Schmutz hält er entgegen: „Die Grenzwerte für Grobstaub werden bei Koks- und Kohlestaub der Kokerei seit Jahren deutlich eingehalten“. Der Unternehmenssprecher reagiert mit seiner Erklärung auf die Vorbereitung möglicher Klagen von Anwohnern gegen die Kokerei Prosper.
Bürger in Bottrops Süden beauftragen Rechtsanwälte
Denn die von der Bürgerinitiative „Saubere Luft für alle“ beauftragte Anwaltskanzlei Kuhlmann hatte die Bürger im Bottroper Süden gerade zu einem Informationsabend eingeladen, um mit ihnen über die Chancen solcher Klagen zu beraten. Ziel der Anwohner ist ein dauerhafter Rückgang der Schadstoffbelastung und Verschmutzung durch die Kokerei. Die Bürgern fordern aber auch Schadensersatz für die ihnen bereits entstandenen Beeinträchtigungen. Die Juristen wollen in Verhandlungen mit der Kokerei einvernehmliche Lösungen erreichen. „Wir sind aber notfalls auch bereit, die Ansprüche unserer Mandanten gerichtlich durchzusetzen“, ließ Rechtsanwalt Daniel Kuhlmann wissen.
Der Arcelor-Mittal-Konzern habe in den zurückliegenden fünf Jahren in seinen Bottroper Standort mehr als 35 Millionen Euro für Sicherheit und Gesundheit, Umweltschutz und Anlagentechnik investiert und setze diese Bemühungen kontinuierlich fort, unterstrich der Unternehmenssprecher. So seien seit dem vorigen Jahr die beschädigten Ofentüren der Kokerei getauscht, Türdichtungen ersetzt und eine automatische Positionierung der Ofentüren installiert worden, um die Schließgenauigkeit der Koksöfen zu verbessern. Bis zum Ende dieses Jahres sollen auch die Rahmenkammern der Ofentüren neu vermessen werden, um künftig eventuelle Schäden frühzeitig erkennen zu können.
Konzern steckte 35 Millionen Euro in Umweltschutz und Sicherheit
Arne Langner erinnert daran, dass das Unternehmen im vorigen Jahr außerdem Maßnahmen am Kohlenmischbett der Kokerei ergriffen habe, um Staubverwehungen weiter zu reduzieren. Dies sei einher gegangen mit optimierten Schulungen der Kokereimitarbeiter. Außerdem sei zur besseren Kontrolle eine Video-Überwachung der Ofendecke eingerichtet worden. „Aktuell arbeiten wir an einem neuen Reinigungskonzept für die Ofenbedienmaschinen, das bis Anfang 2021 umgesetzt werden soll“, berichtet der Konzernsprecher.
Die Investitionen der Kokerei in die Umweltschutzmaßnahmen hätten positive Auswirkungen, ist sich der Unternehmenssprecher sicher. Auch die Messwerte des Landesumweltamts bestätigen Fortschritte. Denn nach Darstellung der Umweltbehörde lag der Mittelwert für den Ausstoß von Benzo(a)Pyren vom Jahresbeginn bis zum 23. August bei 1,0 Nanogramm pro Kubikmeter Luft. Waren die Schadstoffwerte vor allem im Januar und auch im Februar noch deutlich zu hoch, sanken sie ab März erheblich. Allerdings sind die Messwerte im zweiten und dritten Quartal eines Jahres witterungsbedingt ohnehin stets niedriger, ausschlaggebend wird daher die Entwicklung im Herbst und Winter sein. Unternehmenssprecher Langer aber teilt bereits mit: „Wir sind zuversichtlich, dass wir den Jahresmittelwert für BaP-Einwirkungen in diesem Jahr wieder einhalten werden können“.