Bottrop. Bürgermeister Strehl kündigt für Ende Mai Beratungen über die Umweltbelastung in Bottrops Süden an. Dies macht die Aufsichtsbehörde zur Auflage.

Die Bezirksregierung Münster hat den Druck auf die Kokerei Prosper erhöht, um den Ausstoß von Schadstoffen im Bottroper Süden zu verringern. Das geht aus einem Schreiben an Bürgermeister Klaus Strehl (SPD) hervor. Demnach droht die Aufsichtsbehörde dem Unternehmen in einer Ordnungsverfügung Zwangsgelder für den Fall an, dass ihre Auflagen nicht erfüllt werden. Die Behörde hält in ihrem Schreiben aber fest, dass die Kokerei die ihr auferlegten Maßnahmen bisher fristgerecht abgeschlossen habe.

Das gilt etwa für den Austausch stark beschädigter Ofentüren. "Wenn eine Tür nun den Status stark beschädigt erhält, wird sie bereits am Folgetag getauscht", teilt Abteilungsleiterin Christel Wies mit. Ziel der Bezirksregierung ist es, dass die Türen der Koksöfen nach dem Einsetzen sofort dicht schließen, damit weniger Schadstoffe austreten können.

Bürgermeister macht Umweltbelastung zum Thema

Denn die Zielwerte für krebserregende Stoffe wie Benzo(a)pyren wurden im vorigen Jahr im Umkreis der Kokerei nicht nur weiterhin überschritten, die Schadstoffwerte waren trotz angekündigter Verbesserungen höher als zuvor. Die Stadt rät daher nach wie vor, Blattgemüse aus den eigenen Gärten im Bottroper Süden nicht zu verzehren. Die Kokerei informierte zwischenzeitlich jedoch darüber, dass die Benzo(a)pyrenwerte nach den Modernisierungsarbeiten an den Koksofentüren im Januar und Februar 2020 um die Hälfte niedriger als im Vorjahr gewesen seien.

Bürgermeister Klaus Strehl kündigte an, dass die Umweltbelastung im Umkreis der Kokerei in der nächsten Sitzung des Bottroper Umweltausschusses ein Thema sein werde. Das Treffen ist für Ende Mai terminiert. Ob der Termin bestehen bleibt, ist aber noch ungewiss. Zunächst sollte über die Maßnahmen gegen die Schadstoffbelastung schon Mitte März beraten werden, die Sitzung wurde wie die meisten anderen Treffen der Ratsgremien wegen der Corona-Krise jedoch abgesagt.

Externer Gutachter überprüft mehrmals die Wirksamkeit

Zurzeit werde das Gleisbett der Koksüberleitmaschine in der Kokerei erneuert, teilt die Bezirksregierung unterdessen mit. Ein intaktes Gleissystem sei nötig, damit die Autopositionierung der Koksofentüren zur vollen Wirkung komme. Mit diesem neuen Positionierungssystem der Türen will Arcelor Mittal sicher stellen, dass die erneuerten Koksöfentüren nicht erneut beschädigt werden. Der Konzern teilte mit, dass es seit Ende Februar keine Türschäden mehr gebe, deretwegen es zu Schadstoffbelastungen komme.

Die Auflagen der Bezirksregierung sehen aber vor, dass ein externer Gutachter sowohl im ersten als auch im dritten Quartal 2020 überprüfen müsse, ob die Verbesserungsmaßnahmen tatsächlich so wirksam sind, dass der Schadstoffausstoß zurück geht. Sollte der Gutachter weitere Maßnahmen für nötig halten, werde die Aufsichtsbehörde diese umgehend einfordern. Ohnehin überwache die Bezirksregierung die Kokerei intensiv und führe dazu unangemeldete Kontrollen durch.

Behörde macht Angaben zum Einsatz von Petrolkoks

Die Behörde bestätigt, dass die Kokerei Prosper auch Petrolkoks einsetzt. Das Unternehmen war bei den Bürgern in die Kritik geraten, weil es wie andere Betriebe auch vermeintlichen Petrolkoks genutzt hatte, der von den Behörden mittlerweile als gefährlicher Abfall eingestuft wird. Diese Rückstände aus der Schwerölvergasung hätten mit dem Wissen von heute nicht als Petrolkoks genehmigt werden dürfen, hatte das NRW-Umweltministerium festgestellt. Die Kokerei hatte nach Angaben der Behörden von dem Sonderabfall zwischen 2015 und 2017 fast 12.000 Tonnen verwendet.

"Die Kokerei hat sich verpflichtet, nur noch Petrolkoks einzusetzen, dessen Ursprung eindeutig nachgewiesen werden kann", versichert Abteilungsleiterin Christel Wies in dem Behördenschreiben an Bürgermeister Strehl. Das Unternehmen hatte gegenüber der WAZ bereits darauf verwiesen, dass der heute von der Kokerei eingesetzt Petrolkoks im Sicherheitsdatenblatt als nicht gefährlicher Stoff eingestuft werde. Darauf weist jetzt auch die Bezirksregierung in ihrem Schreiben hin.

Grenzwerte für Luftschadstoffe werden eingehalten

Die Behörde erläutert außerdem, dass das Landesumweltamt an seiner Messstation in Welheim seit Jahren Messungen der Schadstoffe in der Luft durchführt, um die Belastung in der Nachbarschaft der Kokerei festzustellen. Abteilungsleiterin Christel Wies führt dazu aus: "Alle Immissionsgrenzwerte für Luftschadstoffe in Bottrop-Welheim werden seit Jahren eingehalten."