Bottrop. Die Protestkundgebung beginnt am Donnerstag um 17 Uhr. Arcelor-Mittal weist auf Verbesserungen bei den Schadstoffwerten hin.
Zu einer Mahnwache vor der Bottroper Kokerei Prosper ruft die DKP auf. Die Bottroper Ratspartei stellt die Protestkundgebung unter das Motto: „Kokerei vergiftet Gärten und Wohnungen“. Die Mahnwache beginnt am Donnerstag, 27. August, vor der Kokerei an der Prosperstraße. Zahlreiche Anwohner aus dem Umkreis der Kokerei haben ihre Teilnahme an der Mahnwache angekündigt.
"Entgegen den Beteuerungen von Arcelor-Mittal nimmt die Umweltvergiftung durch die Kokerei nicht ab", kritisiert DKP-Ratsherr Michael Gerber. Trotz Kurzarbeit in der Kokerei verringerten sich die Umweltbelastungen nicht, behauptet er. "Die Anwohner klagen in den letzten Wochen erneut über massive Staubbelastungen durch die Kokerei. Alles wird mit dem öligen Koksstaub aus der Kokerei überzogen, Hausfassaden, Gärten und Autos", begründet der Bottroper die Protestaktion.
Privatleute beauftragten Ingenieurbüro
Gerber erinnert außerdem daran, dass die Umweltbehörden für den Bottroper Süden empfehlen, selbstangebautes Gemüse wegen der Schadstoffbelastung entweder gar nicht oder möglichst selten zu verzehren. Der DKP-Vertreter weist auch auf ein neues Gutachten hin, wonach nicht nur an Blattgemüse in Gärten im Bottroper Süden potentiell gesundheitsgefährdende Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) haften.
Auch durch Staubniederschläge in einem Wohnhaus an der Leiblstraße in Batenbrock seien diese Umweltgifte festgestellt worden. Das von Privatleuten beauftragte Ingenieurbüro kommt zu dem Schluss, dass dadurch eine Gesundheitsgefährdung der Bewohner nicht ausgeschlossen werden könne. Die Gutachter machen außerdem darauf aufmerksam, dass die Staubniederschläge eindeutig auf Verbrennungsrückstände der Kokerei Prosper zurückzuführen seien.
Geringere Anteile von Koks und Kohle im Batenbrocker Staub
Behördenvertreter und auch die Kokerei selbst hatten dagegen immer wieder darauf hingewiesen, dass es für die Staubniederschläge mehrere Quellen gebe. Nach Untersuchungen der Kokerei setzten sich frühere Niederschläge in Welheim und Batenbrock auch unterschiedlich zusammen. Die Staubbelastung im Bottroper Süden sei auch in diesem Sommer wieder hoch, erklärt der Konzern Arcelor-Mittal, dem die Bottroper Kokerei gehört. Aus aktuellen Kokerei-Angaben, die auf der Internetseite des Betriebes veröffentlicht sind, geht allerdings hervor, dass der Anteil von kokereitypischen Bestandteilen wie Koks und Kohle speziell in den Stäuben in Batenbrock zurückging: von etwa 24 Prozent vor zwei Jahren auf weniger als vier Prozent im Sommer 2020. Konzernsprecher Arne Langner schließt daraus, dass es für die hohe Staubbelastung offenbar andere Verursacher als die Kokerei geben müsse.
Der Arcelor-Mittal-Konzern weist auch darauf hin, dass die PAK-Werte wieder im Limit seien. "Die Benzo(a)pyren-Werte sind so gut wie seit Jahren nicht", sagte Unternehmenssprecher Arne Langner zur WAZ. Er führt das auf Verbesserungsmaßnahmen der Kokerei zurück. Die Investitionen in den Umweltschutz hätten sich gelohnt. "Bei Benzo(a)pyren liegen wir bis dato bei 1,1 dieses Jahr, was sehr positiv ist", sagte der Konzernsprecher, "wir sind auf einem guten Weg".