Kirchhellen. Auch in Kirchhellen formiert sich Protest gegen ein Neubaugebiet. Die Feuerwache wäre an der Rentforter Straße am falschen Platz, sagen Bürger.

Nach Protesten gegen Neubaupläne in Feldhausen und Grafenwald regt sich auch in der Dorfmitte Widerstand gegen den Neubau der Feuer- und Rettungswache Kirchhellen an der Ecke Rentforter Straße/In der Koppel. Eine Bürgerinitiative kritisiert den Standort und beklagt Intransparenz vor und nach dem Beschluss für ein Bebauungsplanverfahren.

„Um es gleich klar zu sagen: Wir sind ausdrücklich nicht gegen die Feuerwehr.“ So beginnt Initiativensprecherin Ute Riedel-Kolbe das Gespräch, in dem viele Anwohner ihre Kritikpunkte an der Standortwahl für den Neubau vorbringen. Ihre Argumente sind Klima- und Naturschutz, Lärmbelastung und das Vorhandensein von geeigneten Flächen in städtischem Besitz.

Jahrelange Standortsuche

Zur Erinnerung: Die Verwaltung hat über Jahre nach einem Ersatzstandort für die Feuer- und Rettungswache Kirchhellen plus die Ortswehr Kirchhellen gesucht. Die Räume und die Halle an der Schulstraße sind viel zu klein, marode und technisch veraltet. Eine Sanierung sowie einen Neubau an gleicher Stelle mache keinen Sinn, hatten Untersuchungen ergeben: Die Feuerwehr brauche in Kirchhellen einen Neubau auf einem größeren Grundstück.

Zehn Flächen hat die Verwaltung untersucht. Der Standort, den die Feuerwehr selbst für optimal hielt, war nicht zu bekommen. Vor diesem Hintergrund sei die 9900 Quadratmeter große Fläche an der Rentforter Straße gegenüber dem künftigen Kreisverkehr mit dem Kirchhellener Ring „am besten geeignet“. Die Stadt hat die Fläche inzwischen für 720.000 Euro gekauft und vom Rat grünes Licht bekommen für ein Bebauungsplanverfahren. Die SPD Kirchhellen hatte zwar mehrfach eine öffentliche Diskussion um den neuen Standort gefordert. Der Aufstellungsbeschuss wurde im Juni im Planungsausschuss aber gefasst mit den Stimmen aller Parteien außer den Grünen.

Die Argumente der Bürger

Ein Neubau an dieser Stelle schließe eine Frischluftschneise, argumentieren die Anwohner ebenso wie der Naturschutzbund Bottrop. Deshalb rate auch der Regionalverband RVR „dringend“ von einer Bebauung ab. Zudem nisten dort die streng geschützten Kiebitze, die ihre Brutplätze nebenan im Neubaugebiet bereits verloren haben.

Die Lärm- und Verkehrsbelastung durch die Einsatzfahrten sind für die Initiative ein weiteres Argument gegen den Standort. Beim Auswahlverfahren der Standorte sei da mit zweierlei Maß gemessen worden. So sei ein Standort an der Hackfurthstraße „wegen seiner Lage im Wohngebiet aussortiert worden“. Frage der Anwohner: „Ist hier etwa kein Wohngebiet?“

Spätestens mit dem fünften Bauabschnitt des Neubaugebietes Schultenkamp läge die Feuerwache mitten im Wohngebiet. Anwohner befürchten besondere Belastungen am Kirchhellener Ring, wenn die Feuerwehr über diese Straße zu Einsätzen in die Dorfmitte ausrückt. Das werde die Ausmarschroute der Feuerwehr sein, hatte Feuerwehrchef Kim Heimann gesagt. Über die Straße „In der Koppel“ werde die Feuerwehr dagegen nicht rollen: Richtung Bottrop nutze sie die Autobahn, Richtung Grafenwald die Forststraße.

Ärger über „Klammheimlichkeit“

Zwei Dinge stoßen den Mitgliedern der Initiative besonders sauer auf: dass die im Flächennutzungsplan von 2004 als Ersatzstandort vorgesehene Fläche Im Pinntal jetzt als „Biotop“ ausgeschieden wurde - und dass die Stadt Vergleichsangaben zur Erreichbarkeit für Feuerwehrleute und von Einsatzzielen „trotz anderslautender Zusagen der Feuerwehr Kirchhellen“ noch nicht vorgelegt habe. „Das passt zu dieser ganzen Klammheimlichkeit“, sagt Ute Riedel-Kolbe.

Das zumindest werde jetzt zügig passieren, versichert Feuerwehrdezernent Paul Ketzer. „Wir werden die Fragen zeitnah beantworten. Und wir bieten ihnen an, dass sich das Planungsamt zu Details mit ihnen in Verbindung setzt.“

So geht es weiter

Nach dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Feuer- und Rettungswache II“ werden die Planungen und die Unterlagen dazu öffentlich ausgelegt. Bürger können dazu Stellungnahmen abgeben. Die werden dem Rat mit Kommentaren der Verwaltung zur Abwägung vorgelegt.

Parallel dazu prüft die Verwaltung, ob sich die Pläne für einen Neubau auf dem Grundstück auch umsetzen lassen. Bisher fehlt der Feuerwehr der Zugang zur und damit eine Ausfahrt auf die Rentforter Straße. Deshalb ist die letzte Entscheidung noch gar nicht gefallen, sagt Dezernent Paul Ketzer: „Bisher haben wir nur ein Grundstück gekauft.“