Bottrop. Michael Gerber strebt als OB-Kandidat der DKP einen Achtungserfolg an. Der frühere Betriebsrat macht Bürgerproteste zu seiner Sache.

Michael Gerber ist ein hartnäckiger Kämpfer. Bürgermeister ist er auch schon, wenn auch nur gefühlt. "Wenn die Leute mich sehen, sagen sie: Da kommt der Bürgermeister vom Eigen", meint der DKP-Ratsherr lächelnd. Eine Bottroper Straße wird - anders als für den legendären Bottroper Kommunisten Clemens Kraienhorst - wohl nie nach Michael Gerber benannt werden, eine kleine Bahnbrücke trug aber zumindest im Volksmund eine Zeit lang schon seinen Namen. Anwohner in der Boy hatten die Brücke an der Lütkestraße wegen des hartnäckigen Einsatzes der DKP für deren Erhaltung spontan Michael-Gerber-Brücke getauft.

So etwas gefällt dem Ratsherr ganz gut. "Meine Rolle ist es, Kümmerer für die Leute zu sein", betont Michael Gerber. Daher bewerbe er sich als Spitzenkandidat der DKP auch ein weiteres Mal um das Amt des Bottroper Oberbürgermeisters. Gerber nimmt diese Wahl von der sportlichen Seite. "Es geht mir um einen Achtungserfolg. Ich möchte wieder aufs Treppchen kommen", sagt der gebürtige Hamburger und erwähnt so nebenbei, dass er bei der OB-Wahl 2014 immerhin die drittmeisten Wählerstimmen erhalten hatte. 1429 Bürger wählten ihn, sieben mehr als Günter Blocks, den Kandidaten der bundesweit viel stärker beachteten Linkspartei.

Seit 1969 sind Kommunisten im Bottroper Rat

Gerber stellt das mit Genugtuung fest. Der Ratsherr verspricht sich durch seine Kandidatur für das OB-Amt aber auch zusätzliche Aufmerksamkeit für seine Partei. Dabei ist die DKP in Bottrop ohnehin schon ein Phänomen. Seit 1969 haben die Bürger fast immer auch die Kommunisten in den Stadtrat gewählt, nur einmal nicht: Von 1994 bis 1999 war kein DKP-Vertreter im Rat. Michael Gerber selbst gehört dem Bottroper Rat jetzt schon fast 25 Jahre lang an. 1990 war er zum ersten Mal zum Ratsherrn gewählt worden. "Bottrop ist links, es gibt hier eine starke Arbeitertradition", erklärt er sich die ungewöhnlichen Wahlerfolge der kleinen Partei.

Schon in seiner Geburtsstadt Hamburg war Michael Gerber früh in der Gewerkschaftsarbeit aktiv. Er engagierte sich als Jugendvertreter in der IG Metall. Als 24-Jähriger zog er ins Ruhrgebiet. Seit gut 35 Jahren lebt der jetzt 70-Jährige in der Rheinbabensiedlung in Bottrop. Bis kurz vor seiner Rente war Michael Gerber Betriebsrat beim Siemens-Konzern, zuletzt war er auch freigestelltes Betriebsratsmitglied. Nach seiner Entlassung erstritt der Bottroper vor dem Bundesarbeitsgericht seine Wiedereinstellung. Gerber ist sich sicher, dass das auch seinen Wählerinnen und Wählern imponiert hat. "Der Gerber ist ein Kämpfer, sagen viele", meint der Bottroper zufrieden.

Vorsitzender des Fördervereins fürs Stenkhoffbad

An der Seite protestierender Anwohner fühlt sich der DKP-Vertreter wohl. "Das Stenkhoffbad ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Widerstand der Bürger erfolgreich sein kann", sagt Gerber. Seit kurzem ist der Eigener Vorsitzender des Fördervereins Stenkhoffbad, dem Vorstand gehört er schon seit der Vereinsgründung an. Vorher hatte die DKP an dem Bürgerbegehren gegen die Schließung des Freibades mitgearbeitet - neben anderen Parteien wie etwa der Linken, die das erfolgreiche Begehren unterstützt hatte. Der Protest steigerte aber vor allem das Ansehen Gerbers als Kämpfer für die kleinen Leute.

Auch im Streit um die Umweltverschmutzung, die Anwohner der Kokerei Prosper anlasten, ist das kaum anders. "Der einzige, der uns hilft, ist der Herr Gerber", rief ein aufgebrachter Bürger neulich lauthals im Umweltausschuss in der Dieter-Renz-Sporthalle den Vertretern der anderen Ratsparteien zu. Dabei hatte OB Bernd Tischler (SPD) die Anwohner an Bürgertische zur Kokerei eingeladen, Bürgermeister Klaus Strehl (SPD) ließ Behördenvertreter zur Aufklärung zusammenholen, SPD-Ratsherr Werner Kamratowski aus Welheim besuchte mit den Bürgern Sprechstunden der Kokerei und Vertreter von Grünen sowie ÖDP waren bei den Anwohnern zu Hause und diskutierten auf Bürgerversammlungen mit ihnen.

DKP-Kandidat sitzt mitten unter den Leuten

"Wir sind eben hartnäckiger als die anderen", erklärt Michael Gerber, der Bürger wie Initiativen hinter den Kulissen oft auch berät, dieses Phänomen. Gerade erst hatte der DKP-Ratsherr wieder zu einer Mahnwache vor die Kokerei eingeladen, und beim Protest von Anwohnern der Sydowstraße gegen die Privatisierungspläne des Wohnungskonzerns Vivawest saßen Gerber und seine Mitstreiter bei der Mieterversammlung nicht nur mitten unter den Leuten, sondern besorgten vorher auch die Sitzbänke und Sonnenschirme.

Gerber ist Fan von Fortuna Bottrop

BVB oder Schalke?

Natürlich Schalke. In Bottrop schlägt mein Herz für Fortuna

Currywurst oder 3-Gänge-Menü?

Currywurst. Bei uns zu Hause koche ich - aber keine 3-Gänge-Menüs.

Sofa oder Sport?

Sport. Am liebsten Fahrrad fahren, wandern und schwimmen.

Centro oder Bottrop-City?

Natürlich in Bottrop. Möbel gerne bei Beyhoff.

Gedrucktes Buch oder E-Book?

Bücher sind Lebensmittel. Zuletzt habe ich „Altes Land“ gelesen.

Fahrrad oder Auto?

Fahrrad. Bei vielen Terminen aber noch zu oft mit dem Auto.

Meer oder Berge?

Am liebsten zur Nordsee.

TV oder Netflix?

TV, aber beschränkt auf die öffentlich-rechtlichen Sender.

Telefon oder WhatsApp?

Telefon ist persönlicher. Der Anteil von WhatsApp nimmt aber zu.