Bottrop. . Kommunisten feiern sich 50 Jahre nach der Neugründung mit einem Bürgerfest. Nach dem ersten DKP-Vorsitzenden benannte die Stadt eine Straße.

Ein Karl-Marx-Portrait hängt an der Wand in dem kleinen Ladenlokal an der Germaniastraße 54. In dem hellgrau gestrichenen Haus sind Bottrops Kommunisten zu Hause. Ein Stapel der neuesten Ausgabe der DKP-Zeitung „Unsere Zeit“ liegt auf dem Boden. SPD und Grüne verraten Mieter durch höhere Steuern, lautet die Schlagzeile. Unter den dicken Buchstaben fasst die DKP den vergeblichen Kampf zusammen, den sie soeben gegen die Erhöhung der Grundsteuer in Bottrop führte - Seite an Seite mit katholischen Arbeitnehmern und Hauseigentümerverein.

2018 wird für die Kommunisten ein besonderes Jahr: schon allein wegen des 200. Geburtstages von Karl Marx. „Sein Kommunistisches Manifest war die Geburtsstunde der Kommunistischen Bewegung“, sagt Michael Gerber, Sprecher der DKP-Ratsgruppe. Im Dezember vor 100 Jahren gründeten Kommunisten außerdem ja die KPD, und nach deren Verbot konstituierten sie die DKP. „Wir sehen uns in einer politischen Linie von KPD zu DKP“, betont Gerber. In Bottrop hatten sie die DKP im Oktober 1968 auf dem Eigen in der alten Gaststätte „Schattige Buche“ ins Leben gerufen. Heute steht dort ein Seniorenheim der SPD-nahen Arbeiterwohlfahrt.

Fünf Vertreter in der Hochzeit im Stadtrat

Im Ladenlokal an der Germaniastraße hält die DKP auch ihre Bürgersprechstunden ab.
Im Ladenlokal an der Germaniastraße hält die DKP auch ihre Bürgersprechstunden ab. © Oliver Mengedoht

Nicht nur diese Jubiläen will die DKP im Juli mit einem Marktfest auf dem Eigener Markt groß feiern, sondern auch sich. „Wir haben politische Marken in Bottrop gesetzt“, begründet Gerber das. So war die DKP in den letzten 50 Jahren bis auf einige Jahre Mitte der neunziger Jahre immer auch mit mehreren Mitgliedern im Rat vertreten. Nach SPD und CDU sei die DKP damit die Nummer drei in der Geschichte der Stadt. Eigentlich hätten die Kommunisten sogar länger als 44 Jahre im Rat mitgearbeitet. „Clemens Kraienhorst war ja Kommunist. Das wussten doch alle“, erklärt DKP-Vorsitzender Jörg Wingold, und zwar auch als der frühere Bottroper Gewerkschafter Kraienhorst zu Beginn der sechziger Jahre zeitweise als Parteiloser im Rat war. Kraienhorst wurde 1968 auch erster DKP-Vorsitzender in Bottrop. Kurz nach der Jahrtausendwende benannte die Stadt sogar eine Straße nach dem Kommunisten.

Länger als der frühere Bottroper KPD-Vorsitzende arbeitet für die DKP nur Irmgard Bobrzik im Rat mit. „Ich habe fünf Oberbürgermeister erlebt“, sagt die Bottroperin nicht ohne Stolz: Bernd Tischler, Peter Noetzel, Ernst Löchelt, Kurt Schmitz und Ernst Wilczok. Seit 1976 sei sie bis auf die DKP-Auszeit von 1994 bis 1999 im Rat. „So lange wie ich ist da nur Klaus Strehl“, sagt sie mit Blick auf den SPD-Bürgermeister. Fünf Ratsvertreter stellte die DKP in ihrer Hochzeit um die Jahrtausendwende. Heute sind es zwar nur noch zwei, dennoch sagt Irmgard Bobrzik kess: „Vielleicht vereidige ich als ältestes Ratsmitglied ja beim nächsten Mal den Oberbürgermeister“.

Ratsherr sieht sich als Marxist

Den Mut holen sich die Kommunisten aus vielen Gesprächen mit Bürgern. Bezirksvertreter Manfred Plümpe kann es noch immer kaum fassen. „Die Leute haben sich bei uns sogar dafür bedankt, dass wir die Unterschriftenaktion gegen die Grundsteuererhöhung auf den Weg gebracht haben“, sagt er. Selbst der Hauseigentümerverein war das Zweckbündnis mit den Kommunisten eingegangen. So hält die DKP das oft. Beim gescheiterten Bürgerbegehren gegen den Flugplatz Schwarze Heide arbeitete sie auch mit ÖDP und Grünen zusammen, beim erfolgreichen Bürgerbegehren zur Rettung des Stenkhoffbades auch mit der Linkspartei. Bis heute mischen DKP-Vertreter im Stenkhoffbad-Förderverein mit.

„Unsere Stärke ist die Präsenz auf der Straße“, sagt DKP-Ratsherr Gerber. Auf Bürgerversammlungen oder bei Befragungen und Unterschriftensammlungen der DKP können die Bürger sich einmischen. Die DKP sei viel bürgernäher als Linke oder Grüne, meint Gerber, und als wollte er sich selbst vergewissern, betonte er auch: „Wir verstecken unsere marxistische Grundhaltung nicht. Wir sind der Auffassung, dass der Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte ist“.