Bottrop. Noch ist es nicht offiziell: Doch zwei Drittel aller Proben weisen eine deutlich erhöhte Staubmenge auf. Was die Stadt Bottrop jetzt unternimmt.

Es kommt im Bottroper Süden zu starken Staubniederschlägen. Die Stadtverwaltung hat die Untersuchung der Luftbelastung daher ausgeweitet. Denn noch ist nicht geklärt, woher die Staubniederschläge stammen. Die Verwaltung beruft sich auf Aussagen des Hygiene-Institutes Gelsenkirchen, das die Untersuchung der Staubbelastung im Umkreis der Kokerei Prosper in ihrem Auftrag vornimmt. Offzielle Ergebnisse dieser Analyse liegen noch nicht vor. „Mündlich wurde jedoch mitgeteilt, dass in bisher vier von sechs ausgewerteten Proben eine deutlich erhöhte Staubdeposition festgestellt wurde“, heißt es einer Mitteilung der Verwaltung an den Umweltausschuss des Stadtrates.


Die Verwaltung bestätigt mit ihrer Mitteilung an den Umweltausschuss somit, dass die Klagen der Bürger über zu große Staubbelastungen berechtigt sind. Sie lässt auch sogenannte petrographische Untersuchungen der mengenmäßig auffälligen Proben vornehmen. Mit diesen Analysen kann sie klären lassen, aus welchen Bestandteilen der Grobstaub besteht und wie hoch der Anteil koksstämmiger Partikel darin ist. Ein großer Koksanteil in den Staubproben ließe auf die Kokerei als einer der Verursacherinnen der Umweltbelastung schließen.

Die Beschwerden der Anwohner reißen nicht ab

Die Stadt lässt als neutrale Stelle seit einiger Zeit wegen der Beschwerden vieler Anwohner in Welheim und Batenbrock über die Verschmutzung ihren Gärten, Autos und Wohnungen im Umkreis der Kokerei eigene Untersuchungen der Staubniederschläge vornehmen. Dazu fängt das Hygiene-Institut jeden Monat zum Beispiel auch in einigen Gärten von Anwohnern in Batenbrock und Welheim den groben Staub aus der Luft in Bergerhoffgläsern auf. Die Initiative dazu ging nach einem Gespräch verärgerter Bürger bei Oberbürgermeister Bernd Tischler im vorigen Oktober aus.

Die Klagen der Anwohner reißen seither nicht ab. So berichtet die Verwaltung, dass auch in diesem Jahr bis Mitte August 128 Beschwerden über Staubniederschläge und Verschmutzungen eingegangen seien. Mehr als die Hälfte der Beschwerden komme aus Welheim, die anderen überwiegend aus Batenbrock, heißt es in dem Bericht an den Umweltausschuss. Die Anwohner haben zumeist die Kokerei Prosper in Verdacht.

Auch Umweltbehörde verwies auf mehrere Staubquellen

Auch im Garten von Andreas Krzykawski an der Leiblstraße stehen Auffanggläser, die den Staub sammeln.
Auch im Garten von Andreas Krzykawski an der Leiblstraße stehen Auffanggläser, die den Staub sammeln. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde


Allerdings hatten zuvor schon Mitarbeiter des Landesumweltamtes in einem Schreiben an Anwohner mitgeteilt, dass es für die groben Staubniederschläge mehrere Quellen gebe. Auch Vertreter der Kokerei selbst beteuerten in Anwohnerversammlungen, dass nicht die Kokerei allein verantwortlich für die Staubbelastung sei. Denn außer der Stadt lässt auch die Kokerei Prosper quasi zur Selbstkontrolle sowohl auf ihrem Betriebsgelände als auch in Welheim, Batenbrock und in der Welheimer Mark den Staub sammeln und untersuchen.


Danach landet in Welheim allerdings relativ wenig Flugkoks. In den Messproben der Kokerei für den Stadtteil lag der Anteil im Januar bei 15,2 Prozent. Auffallend ist, dass der gesammelte Staub in Welheim dagegen weitaus höhere Konzentrationen von Pflanzenresten und Boden aufwies. Deren Anteile betrugen zusammen 44 Prozent. Hinzu kommen ähnlich hohe Werte von Gestein und Glas von insgesamt 38,2 Prozent. Auch enthielt der Welheimer Staub fast 17 Prozent glasige Schlacke und elf Prozent Gesteinsbruchstücke.

Die Messergebnisse der Kokerei zeigen allerdings auch, dass anders als in Welheim der Anteil von Erde und Pflanzenresten in Batenbrock keine acht Prozent ausmachte. Dafür fanden sich um die 20 Prozent Gestein im Batenbrocker Staub - und der Koksanteil lag dort im Januar bei mehr als 46 Prozent.