Bottrop. Im Bottroper Süden demonstrieren Bürger wegen der Umweltbelastung für die Schließung der Kokerei Prosper. Einer mitten unter ihnen widersprach.

Mit einem Protestzug von der Zeche Prosper II zur Kokerei Prosper demonstrierten mehr als hundert Bürger gegen die Umweltverschmutzung im Bottroper Süden und forderten die Schließung der Kokerei. Auf große Transparente, die sie bei ihrem Marsch über die Knappenstraße und die Prosperstraße mit sich trugen, hatten die Demonstranten ihre Botschaft geschrieben: Deckel drauf. Oberbürgermeister Bernd Tischler stellte sich zu Beginn der Kundgebung unter die Demonstranten und sprach sich unter deren Buhrufen gegen die Schließung des Montanbetriebes aus.

Tischler sagte den Anwohnern jedoch Unterstützung gegen die Umweltbelastung im Umkreis der Kokerei zu. „Ich bin nicht hier, um zu fordern, dass die Kokerei ihren Betrieb einstellen muss“, rief der Oberbürgermeister. Er spreche da sowohl für die Stadtverwaltung als auch für den Stadtrat, machte er klar. „Wir verlangen von der Kokerei, dass die Zielwerte eingehalten werden und dass dafür gesorgt wird, dass von der Kokerei keine Schadstoffe ausgehen“, sagte Tischler.

Bottrops OB Tischler sagt Unterstützung im Kampf gegen Umweltverschmutzung zu

Oberbürgermeister Bernd Tischler spricht zu den Demonstranten im Bottroper Süden.
Oberbürgermeister Bernd Tischler spricht zu den Demonstranten im Bottroper Süden. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Die Bürger im Bottroper Süden protestieren dagegen, dass die Zielwerte für Schadstoffe wie Benzo(a)pyren oft überschritten werden und dass sie Gemüse aus ihren Gärten nicht essen sollen, weil an den Blättern zu viele Schadstoffe haften. Als Verursacher dafür steht die Kokerei Prosper auch bei den Behörden in Verdacht. Die Anwohner sorgen sich auch um ihre Gesundheit, weil die Kokerei mit Genehmigung der Behörden Rückstände aus der Shell-Ölraffinerie in Wesseling bei der Destillation eingesetzt hatte, die als Petrolkoks deklariert waren. Dieser Sondermüll gilt heute als gefährlich.

Oberbürgermeister Tischler warb darum, darüber im Gespräch zu bleiben und wies auf den Runden Tisch zur Kokerei am kommenden Mittwoch, 4. Dezember, ab 17 Uhr hin. Themen bei den Gesprächen mit den Bürgern am Runden Tisch werden die Ergebnisse der Wasseruntersuchungen im Bottroper Süden, der Staubmessungen und der Einsatz von Petrolkoks auf der Kokerei sein. Tischler kündigte an, dass er in der kommenden Woche erneut mit Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde der Kokerei sprechen werde, damit diese die Einhaltung der Vorschriften sicher stelle.

Im Bottroper Süden misstrauen die Anwohner längst auch den Behörden

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Die Demonstranten fordern jedoch die Schließung der Kokerei, weil sie den Versicherungen der Geschäftsleitung und auch den Umweltbehörden misstrauen. Zum Ende des Protestzuges bildeten sie auf beiden Seiten der Einfahrt zur Kokerei Menschenketten. Seit Jahren verspreche die Kokereileitung Verbesserungen und halte dies nicht ein, bedauerte Sprecher Andreas Krzykawski. Durch den Einsatz des falschen Petrolkokses werde doch auch die Gesundheit der Kokereibeschäftigten gefährdet, sagte er. Andreas Krzykawski: „Wir lassen uns nicht länger veräppeln. Das muss aufhören. Wir fordern deswegen: Deckel drauf.“

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