Bottrop. Unternehmen erholen sich vom Corona-Lockdown. Mehr als zwei Drittel halten Entlassungen für unwahrscheinlich. Das fordern die Firmen jetzt.

Bottroper Handwerksfirmen sind von der Corona-Krise am meisten betroffen. Das geht aus der neusten Corona-Blitzumfrage der Handwerkskammer Münster hervor. Daran beteiligten sich 573 Handwerksunternehmen aus der Emscher-Lippe-Region und dem Münsterland. Insgesamt erholen sich die Betriebe danach langsam wieder von dem Corona-Lockdown. Allerdings stieg der Anteil der Handwerksfirmen, die sich von Personal trennen mussten, von sechs auf sieben Prozent. Das ist aber weniger als die Betriebe im Mai befürchtet hatten. Und: 69 Prozent der Firmenchefs halten es für unwahrscheinlich, dass sie Entlassungen vornehmen müssen.

In Bottrop liegt nach den Erkenntnissen der Handwerkskammer der Corona-Effekt-Index, der die starke bis sehr starke Betroffenheit des Handwerks misst, bei 23,1 Prozentpunkten. Damit bekommen die Bottroper Unternehmen die Folgen der Krise deutlich mehr zu spüren als Firmen in anderen Regionen. Im Kammerbezirk Münster insgesamt lag der Corona-Effekt-Index bei auf 18,6 Prozentpunkten und nahm gegenüber Mai um 4,7 Prozentpunkte ab. Der Höchstwert war Ende April mit 31,5 Prozentpunkten.

Handwerksbetriebe klagen über weniger Kunden

Der Corona-Effekt-Index erfasst die Folgen der Krise auf die Firmen bei der Auftragslage, der Beschaffung und Lieferfähigkeit sowie bei Leistungspreisen, Umsatz, Personalbestand, Liquiditätsengpässen, Kreditbedarf, Kurzarbeit und Personalabbau. Die größten Probleme bereiten den Betrieben nach wie vor die nachlassende Kundennachfrage und sinkende Umsätze. 82 Prozent der befragten Handwerker bekommen das zu spüren. Ein Viertel hält sich davon für stark bis sehr stark betroffen.

Zwei Drittel der Betriebe melden der Handwerkskammer eine eingeschränkte Lieferfähigkeit. Vier Fünftel haben selber Beschaffungsprobleme. Schwierigkeiten bei der Abnahme erbrachter Leistungen gibt es bei 63 Prozent. Elf Prozent der Befragten beklagen Liquiditätsengpässe. Allerdings macht die Handwerkskammer Anzeichen für eine leichte Entspannung der Lage aus. Denn die Zahl der Firmen, die Probleme melden, geht leicht zurück. Und die Kammer berichtet: Die Entspannung der Lage komme nun auch im nördlichen Ruhrgebiet an, also auch in Bottrop.

Hilfe bei der Digitalisierung ist sehr gefragt

Unterdessen fordert Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz Bund und Land dazu auf, die Rahmenbedingungen für die weitere Digitalisierung im Handwerk zu verbessern. Denn zwei Drittel der Betriebe haben die Lockdown-Phase zur digitalen Aufrüstung und für Innovationen genutzt. So hätten seit März etliche Handwerksfirmen durch Digitalisierung ihre Geschäftsabläufe und Produktionsprozesse optimiert, Home-Office ermöglicht und Video-Konferenz-Systeme eingerichtet. 15 Prozent der Unternehmen nutzten Online-Medien zur Erschließung neuer Kundenkreise. In Datenschutz und Cybersicherheit investierten 13 Prozent.

„Die Betriebe haben Wünsche nach mehr Infrastruktur und einen leichteren Zugang zu Fördermitteln“, unterstreicht Thomas Banasiewicz. Die Hälfte der Befragten braucht bessere Mobilfunknetze. Im gleichen Umfang fehlen Weiterbildung und Qualifikation, personelle Ressourcen sowie Finanzmittel für die Aufrüstung von Hard- und Software. 45 Prozent wünschen mehr IT-Sicherheit. Schnelleres Internet benötigen 44 Prozent. Der Geschäftsführer betont daher: „Rasche kommunale Investitionen in den Breitbandausbau können dazu beitragen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen“.

Angespannte Lage im Kfz-Gewerbe

>>> Unter den Handwerksgruppen kommt die Entspannung am deutlichsten beim Gesundheitsgewerbe und den persönlichen Dienstleistern an. Am angespanntesten ist die Lage bei den Anbietern für den gewerblichen Bedarf, beim Nahrungsmittelgewerbe und Kfz-Gewerbe. Das Baugewerbe ist nach wie vor am wenigsten eingeschränkt.

Der Corona-Efekt-Index liegt in Bottrop bei 23,1. Es folgen Münster und der Kreis Steinfurt (20,2), Kreis Recklinghausen (18,9), Kreis Coesfeld (18,7), Gelsenkirchen (18,1) und die Kreise Warendorf (16,7) und Borken (15,3).