Bottrop. . Hochschule gründet Kompetenzzentrum für „Zirkuläre Wertschöpfung“. Produkte dienen nach Gebrauch einem neuen Zweck. Land gibt 4,5 Millionen Euro.
- In Zeiten knapper werdender Rohstoffe werden neue Antworten auf entsprechende Fragen gesucht
- Schon vor dem eigentlichen prosuktionsbeginn müssen sich Unternehmen Gedanken über spätere Nutzung machen
- Produkte dienen nach Gebrauch einem neuen Zweck
Wenn ein Produkt nicht mehr länger genutzt wird, was geschieht dann mit den ganzen darin verbauten Wertstoffen? Das ist ein Aspekt, mit dem sich die so genannte „zirkuläre Wertschöpfung“ auseinandersetzt. Und ganz konkret soll das künftig in Bottrop geschehen. An der Hochschule Ruhr West (HRW) soll nun ein Kompetenzzentrum für zirkuläre Wertschöpfung aufgebaut werden. Bis zu 4,5 Millionen Euro steuert das Land dazu bei. Das sicherte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin am Freitagmittag zu.
Heißen wird das Zentrum übrigens Prosperkolleg. Duin schlug in seiner Rede eine weitere Verbindung zur Kohletradition der Stadt und erinnerte daran, dass im Bergbau Abfall produziert wurde, „der wiederum Grundstoff für andere Produkte wurde“. Auch das sei ein Aspekt zirkulärer Wertschöpfung.
Wärmedämmung dient als Beispiel
Im Prinzip gehörten drei Säulen dazu, sagt Professor Wolfang Irrek, Leiter des Instituts für Energiesysteme und Energiewirtschaft an der HRW. „Die Grundidee ist es, den Wert von Materialien zu erhalten.“ Anders etwa als beim einfachen Recycling , wo am Ende meist nicht mehr so hochwertige Produkte stehen, sollte Produkte künftig anderweitig genutzt werden. Dazu gehöre auch, sich schon vor der Herstellung, also während des Produktdesigns, Gedanken über die spätere Nutzung der Rohstoffe zu machen und es so zu gestalten, dass die später auch noch nutzbar sind.
Irrek wählt ein Beispiel: „Schauen Sie sich die heutige Wärmedämmung an. Das sind zahlreiche chemiosche Produkte, alle untereinander verklebt. Und am Ende steht ein Entsorgungsproblem.“ Das werde so künftig nicht mehr gehen. Stattdessen sollen Produkte, Designs und Verfahren entwickelt werden, die keinen Abfall erzeugen. Die Endprodukte dienen nach Gebrauch als Ausgangspunkt einer neuen Wertschöpfung. Das senkt den Rohstoffverbrauch und löst zusätzliche Wachstumseffekte aus, heißt es seitens des Wirtschaftsministeriums.
Industrie befasst sich verstärkt mit dem Thema
Auch in der Industrie werde das zunehmend so gesehen, sagt Irrek und verweist auf Daimler. Der Konzern sei ebenfalls im Bereich der zirkulären Wertschöpfung unterwegs. Die HRW will das Thema künftig in Unternehmen vorantreiben und dafür mit Firmen aus der Region, aber auch Industrie- und Handwerkskammern zusammenarbeiten – gerade bei Schulungen. Außerdem wird es Forschungsschwerpunkt.
Laut Duin wird davon die gesamte Region profitieren. „„Wir wollen die Emscher-Lippe-Region beim Übergang hin zu einer zirkulären Wertschöpfung unterstützen. Sie ist eine wichtige Säule beim Umbauprozess der Region vom Kohle- zum Chemiestandort.“
Dekan Uwe Handmann, der Leiter des Fachbereichs, formuliert die Ansprüche des Kompetenzzentrums so: „Wir wollen durch Anleihen aus der Verfahrenstechnik, neuen Geschäftsmodellen und Erfahrungen aus der Digitalisierung neue innovative Produkte im Bereich der zirkulären Wertschöpfung anstoßen.“
Standort des neuen Zentrums ist das Prosper-III-Gelände
Das Kompetenzzentrum wird auf das Prosper-III-Gelände ziehen. Das liegt hinter der Gladbecker Straße und ist nicht allzu weit vom HRW-Standort an der Lützowstraße entfernt. Im Starterzentrum auf dem Gelände ist genügend Platz für das Kompetenzzentrum. In einer Halle soll ein Laborbereich aufgebaut werden, außerdem will die Hochschule auch Schulungsräume anmieten, in denen dann Qualifizierungsmaßnahmen für Unternehmen und deren Mitarbeitern stattfinden.
Für das Prosper-III-Gelände ist das eine gute Nachricht, gilt das gesamte Areal doch als schwierig. Im Herbst vergangenen Jahres wurde es noch als sozialer Brennpunkt bezeichnet. Unrühmlicher Höhepunkt war ein Polizeieinsatz, um zu verhindern, dass bewaffnete Jugendliche aufeinander losgehen. Als Folge davon hat sich auch die Politik wieder verstärkt mit dem Gelände befasst. Ein Zentrum der Hochschule mit entsprechenden Studenten wertet das schwierige Viertel auf.