Bottrop. Das Bottroper Bekleidungshaus Mensing stand Kundinnen am Dienstag vormittag erneut offen. Doch dann schritt der Bottroper Corona-Krisenstab ein.
Das Unternehmen Mensing hat sein Bekleidungsgeschäft in der Bottroper Innenstadt wieder geschlossen. Der Bottroper Corona-Krisenstab war gegen die Öffnung vorgegangen. „Auch Mensing muss sich an das derzeit geltende Recht halten“, betonte Krisenstabsleiter Paul Ketzer. „Niemand darf in der gegenwärtigen Lage einfach so loslegen“, unterstrich der Bottroper Rechtsdezernent. Er habe aber großes Verständnis für das Mensing-Anliegen, signalisierte er.
Mensing wollte das Bekleidungsgeschäft eigentlich auch in den kommenden Tagen öffnen, auch wenn dazu wegen der Corona-Krise eine formale Erlaubnis fehlt. "Das ist der Plan", kündigte Mensings Marketingleiterin Sabine Büns auf WAZ-Anfrage an. Auch am Dienstag vormittag hatten Kunden daher zunächst noch Zutritt zu dem Modegeschäft in der Bottroper Fußgängerzone.
In macher Fußgängerzone herrscht ein dichteres Gedränge
"Es ist schlichtweg eine Wettbewerbsverzerrung, dass Bekleidungsgeschäfte in anderen Bundesländern öffnen dürfen und NRW das nicht erlaubt", begründete Sabine Büns dieses Vorhaben. Die Mensing-Sprecherin versicherte, dass Beschäftigte und Kundinnen des Bekleidungsgeschäftes gut geschützt seien. Sie kritisierte, dass die Landesregierung einseitig größeren Möbelgeschäften die Öffnung erlaubt habe. In dem Bottroper Bekleidungsgeschäft seien Vorsorgemaßnahmen mindestens ebenso gut zu treffen, wenn nicht besser.
"Unser Geschäft ist sehr, sehr weitläufig, so dass die Kunden den erforderlichen Abstand wegen der Pandemie einhalten können", unterstrich Sabine Büns. "Es ist ja nicht so, dass sich bei uns vor den Umkleidekabinen oder Kassen lange Schlangen bilden würden", erklärte die Marketingleiterin. In so mancher Fußgängerzone im Ruhrgebiet herrsche nach dem Neustart vieler anderer Geschäfte ein dichteres Gedränge.
Bisher gibt es keine Ausnahme für Firmen wie Mensing
Bei Mensing in Bottrop konnten Kunden am Montag sowie am Dienstag vormittag das Bekleidungsgeschäft durch den Haupteingang in der Fußgängerzone betreten. Die Verkaufsfläche war auf höchstens 700 Quadratmeter verkleinert worden und lag damit unterhalb der aus Düsseldorf vorgegebenen Höchstgröße. Das Bekleidungshaus insgesamt ist aber weitaus größer. Für Kunden war ausschließlich ein Teil des Erdgeschosses in dem Kaufhaus frei zugänglich.
Stadtsprecher Andreas Pläsken hatte jedoch erläutert, dass Mensing sein Bottroper Geschäft nicht öffnen dürfe. "De jure ist das nicht erlaubt", hatte der Stadtsprecher gegenüber der WAZ bereits am Montag erklärt. Er wies auf Erlasse und Vorgaben der NRW-Landesregierung hin, wonach nach der vorübergehenden Schließung wegen der Pandemie ausschließlich Geschäfte in einer Größe bis zu 800 Quadratmetern seit Montag wieder für Kunden geöffnet werden dürfen. "Es gibt keine Ausnahmen", betonte der Stadtsprecher. Die Bottroper Linkspartei rief den Krisenstab dazu auf, solche "illegale Ladenöffnungen" konsequent zu verhindern. Ratsherr Niels Schmidt warf Mensing "Wildwest-Methoden" vor.
Handelsverband appelliert an Gesprächspartner
Der Vorsitzende des Bottroper Einzelhandelsverbandes rät Mensing, gegenüber der Stadtverwaltung Gesprächsbereitschaft zu zeigen, damit sich die juristischen Fronten nicht unnötig verhärten. Jan Gerd Borgmann hatte zuvor in einem WAZ-Gespräch dafür geworben, dass auch Mensing wie andere Geschäfte nach dem Neustart in der Corona-Krise möglichst früh wieder öffnen darf. Ihm war zum Zeitpunkt seines Plädoyers aber nicht klar, dass das Unternehmen auf eigenes Risiko bereits am Montag wieder geöffnet hatte.
Die Mensing-Unternehmensgruppe hat wegen der Probleme um eine Filialeröffnung in Velbert Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Bei diesem Restrukturierungsprozess lässt sich die Geschäftsführung von der Unternehmensberatung PriceWaterhouse Coopers unterstützen. Auch die Unternehmensberater haben in einem Schreiben an die Stadtverwaltung bereits zu den Öffnungsplänen Mensings Stellung genommen.
OB Tischler appelliert an Landesregierung
Die Stadt Bottrop hält das Anliegen des Unternehmens auch für berechtigt. Oberbürgermeister Bernd Tischler hat daher die Landesregierung mit der Bitte angeschrieben, die Corona-Regelungen zu ändern. Künftig sollten auch Geschäfte kurzfristig wieder ihren Betrieb aufnehmen dürfen, die durch Absperrmaßnahmen ihre reguläre Verkaufsfläche auf unter 800 Quadratmeter verringern.
Tischler: „Aus einer Telefonkonferenz der Kommunalministerin mit den Hauptverwaltungsbeamten weiß ich, das es zeitnah wohl Klarstellungen beziehungsweise Erläuterungen der Landesregierung zur 800 Quadratmeter-Thematik geben soll.“