Bottrop. Der Landesbetrieb Straßen NRW beginnt in Kirchhellen mit der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. Ein tierischer Verbündeter soll helfen.

Der milde Winter hat dem Eichenprozessionsspinner nur wenig geschadet. Die giftigen Raupen der Mottenart sind bereits geschlüpft, und wie im vergangenen Jahr dürften wieder zahlreiche dieser Raupen in den kommenden Wochen unterwegs sein. Das Problem: Die Tiere entwickeln Brennhaare und die können bei Menschen Rötungen und Jucken, aber auch allergische Reaktionen bis hin zur Atemnot auslösen. Deshalb beginnt nun wieder der Kampf gegen die Raupenplage.

Seit Montag ist auch die für Bottrop zuständige Niederlassung Ruhr von Straßen NRW aktiv, um die Verbreitung der Raupen einzudämmen. Zwar seien die Tiere bereits geschlüpft, doch noch hätten sich die gefährlichen Brennhaare nicht entwickelt, heißt es seitens des Landesbetriebs.

Pilotprojekt des Landesbetriebs in Bottrop und im Kreis Recklinghausen

Der Landesbetrieb setzt in seinen Verantwortungsbereichen zum einen auf ein Biozid, um die Schädlinge zu bekämpfen. Dessen Einsatz sei jedoch wetterabhängig und müsse etwa bei Regen oder starkem Wind verschoben werden. Daher könne im Vorfeld nicht genau festgelegt werden, zu welchem Zeitpunkt die Maßnahmen an den einzelnen Standorten erfolgen.

In einem Pilotprojekt in Kirchhellen und Herten setzt Straßen NRW aber auch auf einen tierischen Verbündeten. Die Kohlmeise soll helfen, der Raupenplage Herr zu werden. Dafür will Straßen NRW entlang der Bottroper Straße Nistkästen aufhängen. Etwa 300 Stück sollen in Kirchhellen sowie an der L511 zwischen Herten und Recklinghausen aufgehängt werden.

Nistkästen sollen Kohlmeisen anlocken

Die Nistkästen werden an Eichen gehängt und sollen vor allem Kohlmeisen anlocken, die als natürliche Fressfeinde der Eichenprozessionsspinner gelten. Die Nistkästen aus Holz sind spechtsicher, wurden von der Lebenshilfe gefertigt und werden künftig einmal pro Jahr durch die Straßen NRW-Baumpfleger gereinigt.

Auch die Stadt Bottrop setzt in diesem Jahr erstmals auf die Meisen als Helfer im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner. Der Fachbereich Umwelt und Grün hat von den drei Bezirksvertretungen Süd, Mitte und Kirchhellen die finanziellen Mittel erhalten, Meisenkästen anzuschaffen. Die Nistkästen seien auch bereits angebracht worden, sagt Ulrich Kollath, Abteilungsleiter im Fachbereich Umwelt und Grün. Ähnlich wie für Straßen NRW ist das auch für die Stadt ein Versuch.

Experimente in den Niederlanden scheinen erfolgversprechend

Vorbild ist da die Niederlande. Dort wird das in einigen Städten bereits geprobt. Gegenüber der WAZ erläutert Kollath, dass es sich lohnen könnte, dem holländischen Beispiel zu folgen, denn: "Bei Fragen der Grünpflege und Schädlingsbekämpfung sind die Niederländer grundsätzlich gut aufgestellt." Das zeige die Erfahrung.

Auch Straßen NRW bezieht sich ausdrücklich auf die Niederlande. "Erste derartige Versuche in der niederländischen Kleinstadt Groesbeek im vergangenen Jahr waren sehr erfolgsversprechend", heißt es seitens des Landesbetriebs. Ein Erfolg dieses Versuchs könne jedoch erst mit zeitlichem Abstand beurteilt werden, warnen Stadt und Landesbetrieb.

Ohne den zusätzlichen Einsatz von Gift wird man der Plage nicht Herr

Aus dem Grund setzt auch Straßen NRW weiterhin auf das Biozid. Vor allem an Mitfahrerparkplätzen und entlang von Radwegen will der Landesbetrieb das in den kommenden zwei Wochen spritzen.

Nach weiteren zwei Wochen würden die einzelnen Standorte erneut überprüft und bei Bedarf ein weiteres Mal behandelt. Durch den frühen Einsatz des Gifts soll verhindert werden, dass die Eichenprozessionsspinner ihre Brennhaare entwickeln und an Orten verbreiten, an denen Menschen mit ihnen in Berührung kommen können. Zudem schone der frühe Einsatz des Mittels andere Schmetterlings- und Falterarten, deren Raupen in der Regel erst einige Wochen später schlüpfen. Für Menschen sowie andere Säugetiere, Vögel, Amphibien und Bienen sei das Mittel ungefährlich.

Verantwortliche wollen Raupenpopulation früh eindämmen

Straßen NRW konzentriert sich vor allen auf die Stellen, an denen im vergangenen Jahr ein besonders starker Befall festgestellt worden war. Rund 115.000 Euro investiert der Landesbetrieb für diese frühen Maßnahmen im Ruhrgebiet.

Die Verantwortlichen hoffen, die Populationsdichte der Tiere so schon früh einzudämmen und dass es, anders als in den vergangenen Jahren, nicht nötig sein wird, die Raupennester vorwiegend aufwendig absammeln und absaugen zu lassen. Denn: "Das war sehr zeit- und kostenintensiv und extrem belastend für die eingesetzten Mitarbeiter."