Bottrop. Sperrungen, Sauger und Gift haben gegen die Raupe des Eichenprozessionsspinners gewirkt. Ob 2020 erneut eine Plage droht, ist schwer vorhersagbar

Kleine haarige Raupen haben im Frühjahr und Sommer den Fachbereich Umwelt und Grün auf Trab gehalten. Nicht nur in Bottrop waren die Raupen des Eichenprozessionsspinners eine echte Plage und für Allergiker auch eine echte Gesundheitsgefahr. Denn die kleinen Brennhaare der Tierchen können schwere allergische Reaktionen bis hin zu Asthmaanfällen beim Einatmen auslösen. Im Rückblick jedoch habe die Bekämpfung der Raupen gut funktioniert, sagt Ulrich Kollath, der Abteilungsleiter im Fachbereich Umwelt und Grün.

Das Gebläse hinten am Traktor hat reichlich Power. Es kommt ursprünglich aus dem Weinanbau. Es schießt das Gift quasi in die Kronen der befallenen Bäume. 
Das Gebläse hinten am Traktor hat reichlich Power. Es kommt ursprünglich aus dem Weinanbau. Es schießt das Gift quasi in die Kronen der befallenen Bäume.  © Matthias Düngelhoff

Dabei hat die Stadt dort, wo sie verantwortlich ist – angelehnt an Erfahrungen aus Holland – auf einen Dreiklang gesetzt. Sie hat befallene Bäume abgesperrt und an neuralgischen Punkten auch Gift gespritzt oder aber, wo das nicht möglich war, die Raupen von den befallenen Bäumen absaugen lassen. Rund 20.000 Euro hat die Bekämpfung des Schädlings gekostet – und das ist nur die Summe, die für Fremdfirmen ausgegeben wurde. Denn das Versprühen des Biozids und auch das Absaugen der Raupen übernehmen darauf spezialisierte Unternehmen.

Ein feucht-kühles Frühjahr würde die Population eindämmen

Doch wie sieht es im kommenden Jahr aus? Droht da erneut eine Plage? Kollath will sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht festlegen. Grundsätzlich sei die Anwesenheit des Eichenprozessionsspinners in den hiesigen Breitengraden eine Folge der Erderwärmung. „Wir haben hier mittlerweile Verhältnisse, wodurch es den Tieren möglich ist, den Winter hier zu überleben.“ Wobei auch ein typischer mitteleuropäischer Winter nicht zwangsläufig das Aus für die Tiere bedeuten müsse. Viel wichtiger sei das Frühjahr.

„Ein feucht-kühles Frühjahr würde die Entwicklung der Raupen hemmen und die Population minimieren“, sagt Kollath. Im Gegensatz dazu hätten eben der extrem trockene Frühling und der trockene Sommer in den Jahren 2019 und 2018 die Ausbreitung der Raupen begünstigt. Weil eben jetzt noch nicht absehbar ist, wie die Witterung im Frühjahr ist, sei es schwierig, eine Vorhersage zu treffen und sich vorzubereiten.

Eingesetztes Gift wirkt auch auf andere Raupenarten

Grundsätzlich würde der Fachbereich aber wieder so vorgehen wie in diesem Jahr. Sprich betroffene Bäume absperren und dort, wo Menschen gefährdet sind, spritzen oder absaugen. Dafür seien auch Schwerpunkte identifiziert, also Stellen, die in diesem Jahr besonders befallen waren, etwa die Eichenallee am Marienhospital.

Kollath weiß, dass der Einsatz des Biozids nicht unumstritten ist, schließlich wirkt das Mittel, das aus dem asiatischen Niembaum gewonnen wird, nicht nur auf die Raupen des Eichenprozessionsspinners. Auch andere Raupenarten nehmen es über die Nahrung auf und verhungern in letzter Konsequenz. Doch anders sei dem Problem nicht beizukommen, sagt Kollath. Die Stadt setzt das Biozid deshalb sehr gezielt und nicht großflächig ein.

Naturschützer warnen vor Abdrift aus Kanonen

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Selbst die Naturschützer sehen keine Alternative zum Gifteinsatz – in engen Grenzen. So forderte Dirk Jansen, der NRW-Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), im Sommer den punktgenauen Einsatz des Giftes. Der Abdrift aus den Sprühkanonen müsse so gut wie möglich verhindert werden.