Bottrop. Parks, die Innenstadt, Supermärkte – überall kontrolliert das Ordnungsamt die Einhaltung der Corona-Regeln. Manch einer reagiert da aggressiv.

Langsam lässt Sabine Frömgen-Jansen den betagten VW Bus durch den Stadtgarten rollen. Mit im Wagen sind ihre beiden Kollegen vom Ordnungsamt, Nicole Buhla und Jens Scharne. Die lassen ihre Blicke schweifen. Werden die Corona-Regeln eingehalten? Hier sieht alles gut aus. Die Menschen sind zu zweit unterwegs. führen ihre Hunde aus und die wenigen größeren Gruppen sind augenscheinlich Familien, Eltern, die mit ihren Kindern mal vor die Tür wollten. Dabei sah es gerade im Stadtgarten in den letzten Tagen durchaus auch anders aus, weiß Jens Scharne.

Auch die Kontrolle der Spielplätze – hier im Volkspark Batenbrock – gehört zu den Aufgaben des KOD.
Auch die Kontrolle der Spielplätze – hier im Volkspark Batenbrock – gehört zu den Aufgaben des KOD. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der Park - wie viele andere Grünflächen auch - war zu einem Hotspot geworden. Es trafen sich größere Gruppen, der vorgeschriebene Mindestabstand wurd nicht eingehalten, der Kommunale Ordnungsdienst musste hier und an vielen anderen Stellen in der Stadt einschreiten. Rund 100 Anzeigen seien in der ersten Woche, in der die strengen Kontaktregeln zur Eindämmung des Coronavirus gelten, bestimmt schon geschrieben worden, schätzt Scharne.

Wer mehrfach auffällt, der begeht eine Straftat

Und das wird teuer. Mindestens 200 Euro werden bei Zuwiderhandlungen fällig, wird man mehrfach erwischt, steigt die Summe. „Wir haben einen, mit dem haben wir auch sonst immer wieder zu tun, der ist bestimmt schon viermal auffällig geworden. Ein weiteres Mal und es handelt sich dann bei ihm um eine Straftat.“

Doch jetzt, am Freitag scheinen die Bottroper vernünftig zu sein. Auch im Batenbrockpark verhalten sich alle Spaziergänger korrekt, die Absperrung am Spielplatz wird beachtet, niemand hält sich verbotenerweise auf dem Areal auf. Es mag am eher ungemütlichen Wetter am Freitagnachmittag liegen. Der Wind ist kühl, der Himmel ist grau und bewölkt. Es macht immer wieder den Eindruck, als beginne es jeden Moment zu regnen. An so einem Tag fällt es wahrscheinlich auch leichter zu Hause zu bleiben.

Manch ein Passant will auch einfach nur Dampf ablassen, andere haben Fragen

Den drei Mitarbeitern vom Ordnungsamt kann es nur Recht sein. Doch dann wird es doch kurz ungemütlich. Ein Spaziergänger blafft die Ordnungshüter an, weil sie als Gruppe unterwegs sind und den Mindestabstand nicht einhalten. Dann läuft er weiter. Jens Scharne und seine Kolleginnen schalten auf Durchzug.

Schichtführer Jens Scharne erläutert, worauf er und die Kollegen bei ihren Streifen achten.
Schichtführer Jens Scharne erläutert, worauf er und die Kollegen bei ihren Streifen achten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass sie dienstlich unterwegs sind und es in diesem Fall auch mit mehr als zwei Personen dürfen, das interessiert den Mann nicht. Scheint als wolle er nur Dampf ablassen. Es gibt aber auch Grenzen, zuletzt gab es, auch hier im Park, eine Anzeige wegen Beleidigung und Widerstand. „Alles müssen wir uns nicht gefallen lassen.“

Je länger die besondere Situation andauert, umso aggressiver würde manchen Leute

Nicole Buhla: „Wir merken derzeit immer wieder, dass die Leute aggressiver werden, je länger diese strikten Vorschriften gelten.“ Dazu kommt auch eine Verunsicherung. Immer wieder wird die Streife auch angesprochen. Auf dem Berliner Platz will ein Motorradfahrer wissen, ob er mit seiner kleinen Gruppe eine fürs Wochenende geplante Tour machen darf. So lange bei den Pausen der Abstand eingehalten werde, spreche nichts dagegen, so Scharne.

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Warum ein Anbieter von E-Zigaretten seinen Laden geöffnet halten darf, will eine Frau wissen. Hier komme es eben darauf an, dass der Händler sich an die Vorschriften halte, erklärt der Schichtführer. „Er darf seine Waren nur nach telefonischer Voranmeldung ausgeben und dann auch noch kontaktlos. Auch das kontrollieren wir.“

Die Regeln und Vorschriften haben sich inzwischen eingespielt

Inzwischen haben sich die Regeln und Vorschriften eingespielt. Ganz zu Anfang, als sich die Dinge täglich änderten, war es auch für die KOD-Mitarbeiter schwer, zumal sie teils von einem auf den anderen Tag unterschiedliche Vorschriften bei Imbiss- oder Kioskbesitzern durchsetzen musste. „Inzwischen hat es sich aber eingespielt“, urteilt Sabine Frömgen-Jansen.

Auf dem Berliner Platz ist es – wie in der gesamten City – am Freitagnachmittag ruhig, ja fast ausgestorben. Die Sitzbänke sind mit Bauzäunen eingefriedet, die Szene, die in den letzten Tagen hier immer wieder Probleme bereitet habe, hat sich zumindest jetzt zerstreut. Die Innenstadt so zu sehen, auch für Jens Scharne ungewohnt: „In den ersten Tagen kam ich mir immer vor wie bei The Walking Dead“ – eine post-apokalyptische Zombie-Serie.

Supermarkt muss die Markierungen am Boden neu anbringen

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Bleibt noch ein Abstecher zum Supermarkt – rein dienstlich selbstverständlich. Die Streife kontrolliert hier die Abstandsmarkierungen auf dem Fußboden. Die waren zuvor zu eng beieinander – 1,20 statt der vorgegebenen 1,50 Meter. Bei der Kontrolle jetzt ist alles in Ordnung. Vorbildlich auch der Aufsteller vor dem Laden und der Sicherheitsmitarbeiter, der die Griffe der Einkaufswagen desinfiziert. Denn hier darf nur rein, wer einen Wagen nutzt. Scharne: „Das kann der Supermarktbetreiber so entscheiden, er hat das Hausrecht, dann muss er sich aber um die Desinfektion kümmern.“

Verstärkung für den KOD

Normalerweise besteht der Kommunale Ordnungsdienst aus zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aktuell wurde die Truppe ab aufgestockt. So erhält der KOD im Augenblick auf seinen Streifen auch Verstärkung aus dem Kreis der Politessen und der Radarwagenbesatzung – die parallel auch ihrer eigentlichen Aufgabe nachgehen.

Dadurch steigt die Anzahl der Frauen auf den KOD-Streifen. Das sei nicht verkehrt, urteilt Jens Scharne. Aus seiner Erfahrung heraus wirkten Frauen in brenzligen Situationen oftmals deeskalierend.